Mainzer Tor im DFB-Pokal:Vergebliches Stoßgebet aus 55 Metern

Chemnitzer FC - 1. FSV Mainz 05

Entsetzen in Mainz: Yunus Malli verlässt nach dem Elfmeterschießen den Platz.

(Foto: dpa)

Der FSV Mainz 05 braucht im DFB-Pokalspiel ein Traumtor in der Nachspielzeit der Verlängerung, um sich gegen den Chemnitzer FC ins Elfmeterschießen zu retten. Alles außer Geis' Treffer aus 55 Metern sollten die Mainzer aber möglichst schnell vergessen.

Von Johannes Mitterer

Es war eigentlich mehr ein Stoßgebet zum Allmächtigen als ein Torschuss, was der Mainzer Johannes Geis im Pokalspiel gegen den Chemnitzer FC abfeuerte. 120 Minuten und ein paar Sekunden dauerte die Erstrundenbegegnung im DFB-Pokal bereits, als Geis (vorübergehend) das frühe DFB-Pokal-Aus seiner Mannschaft verhinderte.

Beim Stand von 4:5 verpatzte der Chemnitzer Torhüter Philipp Pentke den Abschlag, der Ball landete in eigentlich sicherer Distanz beim Gegenspieler Geis. Geis jedoch erkannte, dass sich Pentke weit neben seinem Kasten befand, er legte die ganze Mainzer Verzweiflung in einen letzten Schuss und wuchtete den Ball aus 55 Metern Entfernung ins Netz (hier der Treffer im Youtube-Video).

Ein Traumtor, das die Mainzer Misere aber letztlich nur aufschieben sollte. Im Elfmeterschießen machte Pentke seinen Fehler wett, er hielt gegen Gonzalo Jara und schubste damit die Mainzer aus dem DFB-Pokal. Jara, der bemitleidenswerte Chilene, der bereits im WM-Achtelfinale gegen Brasilien entscheidend vom Punkt verfehlte, stand damit ein zweites Mal im Mittelpunkt. "Keiner wird ihm jetzt den Kopf abreißen", sagte Kapitän Stefan Bell: "Er fühlt sich jetzt richtig schlecht."

"Wenn man in zwei wichtigen Wettbewerben rausfliegt, ist das sehr bitter und einfach scheiße", sagte Torschütze Geis. Erst vergangene Woche hatten sich die Mainzer in der Europa League Qualifikation gegen den griechischen Außenseiter Asteras Tripolis blamiert.

"Wir sind noch sehr wacklig, wir brauchen ein Erfolgserlebnis", sagte Trainer Kasper Hjulmand, der von seinem Manager Christian Heidel demonstrativ Rückendeckung erfuhr: "Der Trainer hat grundsätzlich volle Rückendeckung. Wir gehen da jetzt zusammen durch." Und auch Geis sprang seinem Trainer zur Seite: " Er arbeitet sehr akribisch. Die Spieler müssen aus dem Kopf bekommen, was in den vergangenen Tagen passiert ist." Traumabewältigung statt Schuldzuweisungen.

Gegen Chemnitz hatten die Mainzer zur Halbzeitpause sogar noch 2:0 geführt, der 3:3-Ausgleich kurz vor Ende der regulären Spielzeit fiel per Mainzer Eigentor durch Niko Bungert. In der Verlängerung gerieten die Gäste dann sogar zweimal in Rückstand, zweimal glichen sie aus. Im Elfmeterschießen schien der Allmächtige dann einen wichtigeren Termin gehabt zu haben - und alles andere als Geis' Traumtor sollten die Mainzer Spieler von diesem Abend besser schnell vergessen.

Mit Material von sid und dpa.

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