Mainz mit Mut:Die Gunst der Stunde

Bayern München - FSV Mainz 05

Kann dieses Team Mainz retten? Bislang sieht es für Trainer Martin Schmidt (Mitte) und Sportdirektor Rouven Schröder (rechts) vielversprechend aus.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Die Mainzer überrumpeln angeschlagene Bayern in der Anfangsphase mit frechem Angriffsfußball. Torschütze Bojan Krkic ist nun Mitglied eines besonderen Zirkels.

Von Matthias Schmid, München

Als Giulio Donati nach dem Spiel im Bauch der Münchner Arena noch in den Spielklamotten und Badelatschen vor die Kameras trat, wischte er sich erst einmal ein paar Grashalme von der Stirn. Ein vielsagendes Indiz, dass Donati zuvor häufig auf dem Rasen gelegen war und die Zweikämpfe mit großer Leidenschaft geführt hatte. Wie seine Mainzer Mitspieler hatte er sich in der zweiten Hälfte wahrlich mit jedem Körperteil in die Schüsse der wütenden Bayern-Profis geworfen, die alles dafür taten, um doch noch als Sieger vom Platz zu gehen. Doch die Partie endete 2:2. Mit Glück und Geschick entführten die Mainzer einen Punkt aus München, der im Abstiegskampf noch sehr wertvoll werden könnte. "Dass wir in der zweiten Hälfte müde wurden, ist ganz normal", bekannte Donati hinterher, "du musst gegen Bayern halt viel laufen".

In den Anfangsminuten der Partie waren die Zuschauer nochmal verwundert die Aufstellungen der beiden Mannschaften durchgegangen, sie konnten einfach nicht glauben, was sie da unten auf dem Rasen dargeboten bekamen. Es sah zunächst so aus, als hätten die Teams kurz vor der Partie noch schnell die Trikots getauscht. Denn die Mainzer waren es, die den Ball in den eigenen Reihen fein und präzise zirkulierten ließen und die Münchner so früh störten, dass diese kaum aus der eigenen Hälfte hinauskamen. "Wir haben super Fußball gespielt und die Bayern damit überrascht", sagte Verteidiger Alexander Hack und sein Kollege Leon Balogun fand: "Du hast schon verloren, wenn du nach München mit Schiss in der Hose anreist."

Die Bayern-Profis wirkten tatsächlich etwas ratlos angesichts der Chuzpe und der Wucht, mit der die Mainzer auftraten. Sie kombinierten sich ansehnlich durchs Mittelfeld und stellten sich nicht wie die meisten anderen Gegner vor dem eigenen Strafraum auf, um sich dem Spiel mit einem zerstörerischen Stil zu verweigern. Der FSV-Trainer Martin Schmidt dachte sich wohl, wenn nicht jetzt die vom Champions-League-Aus gezeichneten Bayern attackieren, wann dann? Die Gelegenheit war wirklich günstig, die meisten Münchner wirkten ermattet, in Kopf und Beinen. Schon nach zwei Minuten schoss Bojan Krkic den Ball durch die Beine von Sven Ulreich zum 1:0. Der Spanier, der früher gemeinsam mit Thiago beim FC Barcelona spielte, ist erst der siebte Spieler, der nun in allen vier europäischen Top-Ligen (England, Deutschland, Spanien und Italien) wenigstens einmal getroffen hat. "Das interessiert mich nicht", sagte Krkic nach dem Spiel, "wichtig ist nur, dass wir sehr aktiv gespielt und am Ende einen Punkt gewonnen haben."

Die Mainzer entwickeln sich immer mehr zum Angstgegner des FC Bayern. Seit die Münchner in der Fröttmaninger Arena ihre Heimspiele austragen, hat nur Dortmund mehr Siege geholt als Mainz. Zweimal haben die Rheinhessen bisher gewinnen können, zuletzt vor einem Jahr mit 2:1. Mit diesem Ergebnis führten sie auch nach dem verwandelten Foulelfmeter durch Daniel Brosinski (40.). Und die Führung hätte sogar noch höher ausfallen können, wenn Ulreich den Schuss von Levin Öztunali kurz nach dem Führungstreffer nicht mit einer spektakulären Reaktion abgewehrt hätte. Am Ende reichte es nicht zum Mainzer Sieg, weil Thiago in seiner kleinen Privatfehde mit seinem Kumpel Krkic gleichzog und ein schönes Solo mit dem 2:2 veredelte (73.). Krkic freute sich hinterher deshalb auch mehr über den Punktgewinn als über das Trikot, das ihm Thiago überreichte.

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