Mainz feiert nächsten Sieg:Gefühl für Tore

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Nachdem sie in der Vorsaison noch vom Abstieg bedroht waren, werden die Mainzer nun langsam aber sicher zur Überraschungsmannschaft der Liga. Beim Sieg in Freiburg war der Gegner ohne Chance.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Gegen 19 Uhr herrschte am Samstagabend immer noch eine merkwürdige Atmosphäre rund ums SC-Stadion. Es regnete, das ist in Freiburg allein schon eine Erwähnung wert. Und die Fans, die noch nicht den Weg nach Hause gefunden hatten, tranken in getragener Stimmung ihr Bier. Kein Gegröle, kein Mitsingen der Party-Musik im ans Stadion angrenzenden Biergarten. Die 1:3-Niederlage gegen Mainz 05, mehr aber noch die Art und Weise ihres Zustandekommens, hatte ganz offensichtlich aufs kollektive Gemüt im Breisgau geschlagen.

Im Duell zweier Mannschaften, die bislang ausgesprochen positiv überrascht hatten, trug sich aus Freiburger Sicht einiges zu, das in der Länderspielpause, besprochen werden dürfte. Gar nicht mal so sehr die Tatsache, dass die Badener nach zuletzt vier Bundesligaspielen ohne Niederlage mal wieder verloren hatten, war es, die für lange Gesichter sorgte. Sondern der Umstand, dass das Team in den ersten 30 Minuten so drastisch unterlegen war, dass niemand dem Mainzer Trainer Sandro Schwarz widersprechen wollte, als der feststellte, dass sein Team "in der ersten halben Stunde fantastischen Fußball gespielt" hatte. "Und ich hatte das Gefühl, dass das ein oder andere Tor mehr für uns hätte fallen können."

"Wir freuen uns jetzt erst mal über zwei Siege in Folge, das kommt bei uns ja nicht so oft vor."

Das stimmte, und das lag daran, dass Schwarz seine Mannschaft bestens auf die Schwächen der Freiburger eingestellt hatte. Deren Viererkette wurde attackiert, sobald sie in Ballbesitz kam - und das bereits an der Strafraumgrenze. Unter Druck gerieten besonders Manuel Gulde und Pascal Stenzel immer wieder in Nöte. Nach dem schönen 20-Meter-Schuss von Jean-Philippe Gbamin zum 1:0 (6.) köpfte Jean-Philippe Mateta das 0:2, weil die Freiburger Defensive nach einem Eckball noch zwei Flanken zugelassen und auch den Kopfball eher leidenschaftslos bestaunt hatte. Der SC, der im Angriffsspiel ohne die verletzten Nils Petersen und Florian Niederlechner auskommen musste, forderte einen Handelfmeter, als Moussa Niakhaté der Ball im Strafraum an den ausgestreckten Arm sprang. Doch Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ weiterlaufen und auch der Videoschiedsrichter intervenierte nicht (30.). "Unglaublich", fand das SC-Trainer Christian Streich, "er muss doch zumindest dem Schiri die Chance geben, das noch mal anzuschauen."

Spielentscheidend war allerdings nicht die merkwürdige Kommunikation zwischen den Kölner Katakomben und dem Freiburger Spielfeld, sondern das, was ebendort passierte. Nachdem Höfler nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Roland Sallai den Ball am eigenen Strafraum verdaddelt hatte, gelang Karim Onisiwo der 3:1-Endstand (75.), den der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder gut gelaunt kommentierte: "Wir freuen uns jetzt erst mal über zwei Siege in Folge, das kommt bei uns ja nicht so oft vor."

Mehr Eigenlob gab es aus Mainzer Munde an diesem Abend nicht mehr zu hören, dabei wäre das durchaus verdient gewesen. Wer die Mainzer am Samstag spielen sah, wunderte sich jedenfalls nicht mehr darüber, dass dieses Team, das in der vergangenen Saison noch aus gutem Grund bis zum Schluss abstiegsgefährdet war, in dieser Saison bereits 15 Punkte aus 11 Spielen gehamstert hat. Einer, den das nach eigenem Bekunden ebenfalls nicht wundert, war der gegnerische Trainer: "Mainz war gut und wird noch besser werden. Sie haben extrem viele gute, schnelle Spieler geholt."

© SZ vom 11.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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