Magath in Fulham:Die Feuerwehr ist da

Felix Magath

Felix Magath: neuer Trainer in Fulham (Archivbild)

(Foto: dpa)

Englands Presse stellt den neuen Fulham-Coach Felix Magath als "Folterer" vor - aber beim ersten Training in London wird sogar gelacht. Bei der Verpflichtung des 60-Jährigen ging es offenbar drunter und drüber, Fulhams Sportchef erfuhr sie aus dem Fernsehen.

Von Raphael Honigstein, London

Die Medizinbälle waren Felix Magath vorausgeeilt. Die englischen Zeitungen stellten den kurzfristig zum Retter des FC Fulham (Platz 20 in der Premier League) berufenen 60-Jährigen vor seinem ersten Arbeitstag in London unisono als schweigsamen Mann der ganz harten Schule vor, beziehungsweise gleich als "Folterer" (Evening Standard); sogar der für seine eiserne Hand Jahrzehnte lang gefürchtete Alex Ferguson (Ex-Trainer von Manchester United) würde neben Magath wie ein "Weichling" wirken, erklärte der Mirror.

Fußballfreund Mick Callis hatte die zahlreichen Anekdoten aus der Magath'schen Schreckensherrschaft in der Bundesliga gelesen. Umso verblüffter war der Londoner Taxifahrer, dass sich der erste deutsche Chefcoach in der englischen Liga bei einem zufälligen Treffen am Samstagmittag als "netter, höflicher Mann" entpuppte.

Magath posierte lächelnd mit Callis für ein Erinnerungsfoto vor seiner Unterkunft im Cannizaro House - jenem Hotel in Wimbledon, in dem Michael Ballack während seiner Zeit beim FC Chelsea Medienvertreter zu Gesprächen im Kaminzimmer empfing. Und der Cabbie rief kurz darauf atemlos beim Lokalsender der BBC an, um von dem überraschend angenehmen Get-together mit dem neuen Mann zu berichten.

Fernsehaufnahmen vom ersten Training am Gelände in Motspur Park am Sonntag muteten, gemessen an der reißerischen Vorberichterstattung, ebenfalls ein bisschen enttäuschend an. Magath sprach bei Sonnenschein ruhig und lächelnd zu seiner neuen Mannschaft. Niemand machte Liegestützen oder Ausdauerläufe.

Magath fand im Südwesten der britischen Hauptstadt laut eigenem Facebook-Eintrag "phantastische Arbeitsbedingungen" und "ein Spitzenmanagement" vor. Letzteres wird auf der Insel etwas anders beurteilt. Magaths Vorgänger René Meulensteen war am Freitag noch nicht offiziell abberufen, als Fulham den Deutschen als neuen "First Team Manager" verkündete, Sportdirektor Alan Curbishley erfuhr von der Personalie aus dem Fernsehen.

Eine Idee des Klubbesitzer-Sohns

Eigentümer Shahid Khan habe ihm noch vor wenigen Tagen das Vertrauen ausgesprochen, berichtete Meulensteen in einem BBC-Interview fassungslos. Nach der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Liverpool sei Khan wohl "in Panik verfallen", mutmaßte der frühere Assistenztrainer von Ferguson bei Manchester United. "Eine Farce" nannte der Independent den Vorgang angesichts der kurz bemessenen Amtszeit von Meulensteen. Der 49-jährige Niederländer hatte erst Anfang Dezember seinen Landsmann Martin Jol beerbt.

Warum die Wahl auf Magath fiel, machte Khan in der etwas sperrig formulierten Presseerklärung deutlich. "Felix steht im Ruf, Vereine in schwierigen Zeiten, oft spät in der Saison, zu übernehmen, und sie auf ihr Leistungsniveau - und darüber hinaus - zu heben", ließ der US-Milliardär, 61, mitteilen. Laut Khan, der sein Geld mit der Herstellung von Stoßstangen verdient und den Klub im Sommer von Muhamed Al Fayed übernommen hat, habe Fulham-Geschäftsführer Alistair Mackintosh Magath als Trainer vorgeschlagen.

Aus Vereinskreisen war am Sonntag jedoch zu hören, dass die Idee auf den Sohn des Eigentümers, Tony Khan, zurückgeht. Khan junior fungiert als "Vice President Football Technology and Analytics" beim NFL-Team Jacksonville Jaguars, das auch dem Vater gehört. Zuletzt habe sich der 30-Jährige vermehrt ins operative Geschäft eingebracht und unter anderem den Transfer von Stürmer Konstantinos Mitroglu (14 Millionen Euro, Olympiakos) forciert.

Statistik-Fachmann Tony Khan sei auf der Suche nach einem Experten für den Abstiegskampf auf Magaths erfolgreiche Bilanz als Feuerwehrmann gestoßen, heißt es. Am Donnerstag soll Felix Magath vorgestellt werden, sein erstes Spiel ist am Samstag bei West Bromwich Albion.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: