Die Medizinbälle waren Felix Magath vorausgeeilt. Die englischen Zeitungen stellten den kurzfristig zum Retter des FC Fulham (Platz 20 in der Premier League) berufenen 60-Jährigen vor seinem ersten Arbeitstag in London unisono als schweigsamen Mann der ganz harten Schule vor, beziehungsweise gleich als "Folterer" (Evening Standard); sogar der für seine eiserne Hand Jahrzehnte lang gefürchtete Alex Ferguson (Ex-Trainer von Manchester United) würde neben Magath wie ein "Weichling" wirken, erklärte der Mirror.
Fußballfreund Mick Callis hatte die zahlreichen Anekdoten aus der Magath'schen Schreckensherrschaft in der Bundesliga gelesen. Umso verblüffter war der Londoner Taxifahrer, dass sich der erste deutsche Chefcoach in der englischen Liga bei einem zufälligen Treffen am Samstagmittag als "netter, höflicher Mann" entpuppte.
Magath posierte lächelnd mit Callis für ein Erinnerungsfoto vor seiner Unterkunft im Cannizaro House - jenem Hotel in Wimbledon, in dem Michael Ballack während seiner Zeit beim FC Chelsea Medienvertreter zu Gesprächen im Kaminzimmer empfing. Und der Cabbie rief kurz darauf atemlos beim Lokalsender der BBC an, um von dem überraschend angenehmen Get-together mit dem neuen Mann zu berichten.
Fernsehaufnahmen vom ersten Training am Gelände in Motspur Park am Sonntag muteten, gemessen an der reißerischen Vorberichterstattung, ebenfalls ein bisschen enttäuschend an. Magath sprach bei Sonnenschein ruhig und lächelnd zu seiner neuen Mannschaft. Niemand machte Liegestützen oder Ausdauerläufe.
Magath fand im Südwesten der britischen Hauptstadt laut eigenem Facebook-Eintrag "phantastische Arbeitsbedingungen" und "ein Spitzenmanagement" vor. Letzteres wird auf der Insel etwas anders beurteilt. Magaths Vorgänger René Meulensteen war am Freitag noch nicht offiziell abberufen, als Fulham den Deutschen als neuen "First Team Manager" verkündete, Sportdirektor Alan Curbishley erfuhr von der Personalie aus dem Fernsehen.