Männer-Staffel bei der Biathlon-WM:"Spielt doch mal Trainer"

Mit Kontinuität im Kader gegen die Schieß-Nervosität: Für Deutschland treten in der Männer-Staffel Simon Schempp, Andreas Birnbacher, Michael Greis und der zuletzt unsichere Arnd Peiffer an. Vor allem bei der Nominierung des Schlussläufers hätten sich die Trainer auch anders entscheiden können - als Ziel gibt das Team mutig eine Medaille aus.

Carsten Eberts, Ruhpolding

"Spielt doch mal Trainer", sagte Fritz Fischer, der deutsche Disziplintrainer, frühmorgens in einer Bäckerei mitten in Ruhpolding. Im "Schuhbeck", wo es auch Fritz-Fischer-Brot gibt, hatte der frühere Weltmeister am Donnerstagmorgen zu einer kleinen Autogrammstunde geladen.

Biathlon Weltcup Oberhof - Staffel Männer

Vertrauen in die eigene Stärke: Deutschlands Biathlon-Männer vor dem Staffel-Rennen. 

(Foto: dpa)

Die Szenerie war deshalb bemerkenswert, weil die übrige deutsche Trainerschaft erst am Nachmittag verkünden wollte, wer in der deutschen Freitagsstaffel der Männer an den Start gehen wird. Und nicht frühmorgens in einer Bäckerei. Fischer war das schnuppe.

Rund 20 Fans begannen ihr lustiges Ratespiel, sie stellten sich nicht sonderlich geschickt an, erst nach einer halben Stunde stand das Ergebnis fest: Simon Schempp wird Startläufer, es folgen Andreas Birnbacher und Michael Greis, Schlussläufer bleibt Arnd Peiffer. Am Donnerstagnachmittag, um exakt 15 Uhr und drei Minuten, bestätigte auch der leitende Disziplintrainer Mark Kirchner diese Reihenfolge.

Die Aufstellung der deutschen Männer-Staffel birgt in vielerlei Hinsicht Nachrichtenwert, bei dieser Heim-WM, die für die Männer bislang so unglücklich verläuft. Zunächst die Nominierung von Schempp als Startläufer, der im Einzelrennen mit sieben Schießfehlern, über acht Minuten Rückstand und Platz 90 für ein historisch schlechtes Ergebnis sorgte.

Die deutschen Trainer vertrauen Schempp trotzdem, wie auch Michael Greis, dem wiedererstarkten 35-Jährigen, der nach langer Krankheitsphase erst in letzter Sekunde für die WM in Ruhpolding fit wurde. Auch Greis' Startberechtigung war keineswegs sicher, schließlich hatte er selbst noch für eine Nominierung des zwölf Jahre jüngeren Florian Graf plädiert.

"Schade für den Flo"

Am Donnerstagnachmittag sagte Greis: "Die Entscheidung war für die Trainer nicht leicht. Schade ist es vor allem für Flo, weil er mit der Staffel spekuliert hat." Trainer Kirchner erklärte: "Wir haben uns Gedanken gemacht und sind zu einem guten Ergebnis gekommen, hinter dem wir alle stehen." Neben Graf muss auch Daniel Böhm draußen bleiben, der damit bei dieser WM über seinen Status als Ersatzmann nicht mehr hinauskommt.

Auf den ersten Blick mutig ist auch die neuerliche Nominierung von Peiffer als Schlussläufer. Zweimal hatte der 24-Jährige bei dieser WM seinen finalen Anschlag vermasselt - in der Mixed-Staffel als letzter Läufer und im Einzelrennen, was nach allgemeinem Dafürhalten zweimal die deutsche Goldmedaille kostete.

Teamkollege Greis, der selbst ein erfahrener Schlussläufer ist, sagt trotzdem: "Arnd ist der richtige Mann für die Position. Weil er im Schlussspurt unser Bester ist." Sein Wunsch für die Staffel: "Ich hoffe, dass wir alle mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit rangehen."

Die Frage nach den Erfolgsaussichten umging Greis erfolgreich, auch das Wort Medaille vermied er. Schließlich habe man gesehen, "wie schwierig es ist, vor Heimpublikum zu laufen", befand er. Sein Trainer wurde deutlicher: "Wenn jeder seine Leistung bringt, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht auf dem Podest landen", sagte Kirchner. Eine Medaille wäre wichtig, denn: "Sie wäre der verdiente Lohn."

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