Machtkampf bei 1860 München:DFL spricht ernste Warnung gegen 1860 aus

Der Machtkampf beim Zweitligisten 1860 München beschäftigt auch die DFL: Der Ligaverband, der im Mai den Einstieg von Investor Hasan Ismaik genehmigte, zeigt sich über die Streitereien aus München verwundert - und fordert den Klub auf, den Kurs beizubehalten. Das ist als Warnschuss zu verstehen.

Gerald Kleffmann

Ein halbes Jahr lang hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) sich erst einmal die Entwicklung dieses Pilotprojekts angesehen. Hat still gehalten und für sich notiert, wie die im Mai fixierte Partnerschaft so abläuft zwischen dem Zweitligisten 1860 München und Hasan Ismaik, 35, dem ersten arabischen Investor im deutschen Fußball. Was man sah, konnte dem Dachverband nicht gefallen.

Bei 1860 Muenchen geht der Streit weiter

Machtkampf in München: Präsident Dieter Schneider (links) und der Investor Hasan Ismaik.

(Foto: dapd)

Von Beginn an lief die Partnerschaft, im "Kooperationsvertrag" besiegelt und von der DFL abgenickt, nicht rund. Die 1860-Führung um Präsident Dieter Schneider, 64, und Ismaik, der mit der Zahlung von 18,4 Millionen Euro den Traditionsklub vor der Insolvenz rettete und 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile der Profiabteilung (KGaA) erhielt (plus elf Prozent stimmloser Anteile), fanden bis heute nicht zueinander.

Beide Seiten liegen in Gestaltungsfragen über Kreuz, strittig ist etwa, ob sich der Klub wieder verschulden soll; Ismaik besteht zur Finanzierung von Spielertransfers auf Darlehen, die er bereitstellen würde.

Seit zwei Wochen tobt ein offen ausgetragener Machtkampf. 1860 will sich nicht von Ismaik, der in München vom Investmentbanker Hamada Iraki vertreten wird, alles diktieren lassen und pocht auf die Rechte des Mehrheitseigners. Iraki betrachtet Ismaik auch als "Mehrheitseigner", er sieht stimmberechtigte und stimmlose Anteile als eins an.

Wiederholt haben sich die Lager der Verbreitung von Unwahrheiten bezichtigt, Medien werden instrumentalisiert, alle Mittel scheinen recht zu sein, um Positionen durchzudrücken. Nun reicht es der DFL. Sie hat einen Warnschuss abgesetzt, wenn auch geschickt verpackt. Der Ligaverband weiß um die Kraft seiner Worte.

"Wir sind sehr verwundert über die öffentlich kolportierten Forderungen nach einem Einschreiten der DFL", sagte ein DFL-Sprecher der SZ, was nichts anderes heißt, als dass 1860 den Streit vorerst selber, dafür rasch regeln sollte. Aus einem für die DFL plausiblen Grund: "Der vorgelegte Vertrag sowie die entsprechenden Satzungsregelungen wurden eingehend von der DFL sowie externen Beratern geprüft und sind mit der 50+1-Regel vereinbar."

Der Verein habe es demnach in der Hand, den Kurs zu bestimmen. Er müsse nur die internen Instrumentarien nutzen. "Der e.V. besitzt selbstverständlich die Möglichkeit zur Durchsetzung seiner Rechte", stellte der DFL-Sprecher klar und warf die eher rhetorisch gemeinte Frage auf: "Die Frage ist, ob und inwieweit diese Möglichkeiten vom e.V. genutzt werden."

Verzwickte Lage

Diese Aussagen sind als Appell an 1860 zu verstehen, bei empfundener Machtschieflage sich auf die eigenen Rechte zu besinnen. Im Grunde stärkt diese DFL-Position den Verein. Die DFL tut das auch aus Eigeninteresse. Sie muss auf die Einhaltung der Machtverhältnisse wegen 50+1 bestehen.

Die Lage bei den Löwen ist aber auch verzwickt: 1860 kann zum Beispiel nicht Geschäftsführer Robert Schäfer, 35, entlassen, der sich zum Gegenspieler der Vereinsfraktion entwickelt hat und der bei vielen als Zuarbeiter des Investors gilt. Eine Beiratskonstruktion verhindert das, einzig dieser darf über die Besetzung des Geschäftsführers bestimmen - und in dem Beirat sitzen sich Klub und Investor in einer Pattsituation gegenüber.

1860 könnte aber stärker sein Recht wahrnehmen, dem Geschäftsführer Weisungen zu erteilen, die der uneingeschränkt zu befolgen hat. Denn dieses Recht hat, so ist es in dem komplizierten Gremiengeflecht geregelt, nur die Gesellschafterversammlung der GmbH, die gleichbedeutend ist mit dem Verein. Der Investor hat sich nur bei der KGaA eingekauft; 1860 ist eine GmbH & Co KGaA.

Bei der DFL wiederum hat man aus München direkt noch nichts gehört. "Die Führung des e.V. ist in dieser Angelegenheit bislang nicht auf uns zugekommen", sagte der Sprecher. Eines dürfte nur klar sein: Die DFL wird sich nicht instrumentalisieren lassen. Das sollten die 1860-Eigentümer bedenken.

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