Lukas Podolski: Rückkehr nach Köln:Willkommen im Milieu

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Hach, was ist das für eine Mannschaft. Mit Sepp Maier, mit Guido Buchwald, mit Fritz Walter - und nun auch mit Lukas Podolski, der in der "Elf der Vereinstreuen" für Konkurrenzdruck sorgt.

Christof Kneer

Diese Mannschaft, die leider nie zusammenspielen durfte, wäre bestimmt eine sehr gute Mannschaft gewesen. Sie hätte nicht nur hervorragend Fußball gespielt, sie wäre auch charakterlich vorbildlich gewesen. Im Tor dieser Mannschaft, die leider nie zusammenspielen durfte, steht Sepp Maier (FC Bayern), davor bilden von rechts nach links Schaaf (Bremen), Körbel (Frankfurt), Buchwald (Stuttgart) und Dietz (Duisburg) eine tapfer schuftende Viererkette, im Mittelfeld halten Eilts (Bremen) und Lameck (Bochum) als moderne Doppelsechs Allgöwer (Stuttgart) und Fritz Walter (Kaiserslautern) den Rücken frei, damit die ein paar schöne Pässe auf Uwe Seeler (Hamburg) und Gerd Müller (FC Bayern) spielen können.

Lukas Podolski verstärkt nun auch die "Elf der Vereinstreuen". (Foto: Foto: dpa)

Die besonderen Qualitäten dieser Mannschaft, die nie zusammenspielen durfte, wären die funktionierenden Automatismen gewesen, wie man heute wohl sagen würde - denn diese Elf hätte ja vom ersten bis zum letzten Tag zusammengespielt. Es hätte vielleicht mal einer seine Karriere beendet, aber gewechselt? Gewechselt wäre nie einer. Und wenn - dann wäre er bald wieder zurückgekommen.

Lukas Podolski ist nun also heimgekehrt nach Köln und damit Anwärter auf einen Stammplatz in der vereinstreuesten Elf der deutschen Fußball-Geschichte. Bisher konnten sich diese Spieler ihrer Stammplätze sicher sein, denn es war ja undenkbar, dass es im globalisierten Fußball noch mal einen Profi geben würde, der sich für so eine heimatverbundene Mannschaft aufdrängt. Ab sofort konkurriert Podolski also mit Müller und Seeler, und falls er an denen nicht vorbeikommt, müsste die Mannschaft, die nie zusammenspielen durfte, eben ihr System ändern und künftig mit drei Spitzen spielen.

Lukas Podolski zählt nun also auch zur Gattung jener Milieuspieler, die wissen, wo sie hingehören. Der Milieuspieler ist die Antithese zum Söldner, und im Idealfall bringt es der Milieuspieler so weit, dass sie seinen Fuß in Bronze gießen und in Übergröße vors Stadion stellen (wie bei Uwe Seeler), oder dass sie, wie bei Fritz Walter, gleich ein ganzes Wetter nach ihm benennen. Der Milieuspieler leidet oft unter einem schweren Schicksal, er ist ja meist mit großem Talent geschlagen und muss dann immer erklären, warum er dieses Talent nicht in Madrid oder Mailand zur Schau stellt. Zumindest im Falle des modernen Milieuspielers Podolski klingt das Bekenntnis zum heimischen Biotop wie ein Abschied von der großen Ambition, und man kann das je nach Veranlagung naiv, rührend, albern oder sympathisch finden.

Vielleicht ist es aber auch so, dass Podolski seiner Zeit nicht hinterher ist, sondern weit voraus. Gerade haben sich Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm trotz milieufremder Angebote zur Münchner Heimat bekannt, und wenn Podolski nicht aufpasst, wird am Ende noch ein Trendsetter aus ihm. Und in der Elf der Heimattreuen wackeln die Stammplätze.

© SZ vom 20.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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