Lukas Podolski beim FC Arsenal:Angeknackst durch alte Kumpels

Arsenal v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Lukas Podolski (li) und Bastian Schweinsteiger: Zweikampf im Spiel, Umarmen danach

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Erst sorgt er für ein Beben im Stadion, dann muss er gehen: Gegen den FC Bayern köpft Lukas Podolski das 1:2, wird aber nach 71 Minuten ausgewechselt. Der ehemalige Bayern-Spieler ärgert sich über "blöde Gegentore" - und verstärkt damit die harte Kritik an Verteidiger Per Mertesacker.

Von Carsten Eberts, London

Von Sentimentalität wollte Philipp Lahm nichts wissen. Ein besonderes Spiel, nur weil Lukas Podolski beim Gegner mitgewirkt hatte? Papperlapapp. Eine tiefe Freundschaft wurde Lahm und Podolski nie nachgesagt; was Lahm nach dem Auftritt des FC Bayern bei Arsenal London kundtat, klang dennoch unterkühlt. "Man sagt davor Hallo und danach Servus. Und dazwischen spielt man Fußball", erklärte Lahm das Wiedersehen mit seinem Nationalelf-Kollegen. Geschäftstermin abgehakt. Ab in den Bus, in den Flieger und nach Hause.

Nicht für alle Bayern-Angestellten war es eine alltägliche Auswärtsreise. Für Bastian Schweinsteiger etwa, der mit Podolski eine gemeinsame Vergangenheit als blondierte Hoffnungsträger einer Fußballnation verbindet. Nach dem Abpfiff trafen sich beide im Mittelkreis; sie umarmten und herzten sich, Podolski schaute nach der deprimierenden 1:3-Niederlage im eigenen Stadion ein wenig ratlos drein. Vielleicht hatte Schweinsteiger seinen alten Kumpel gefragt: "Warum hat Wenger dich in dieser Phase vom Feld genommen?"

Es war jene Phase Mitte der zweiten Halbzeit, als Arsenal dem möglichen Ausgleich immerhin nahe kam. Nach schlimmem Auftakt, übrigens auch für Podolski, wurden die Londoner plötzlich wachgeküsst: Nach einer Ecke, die keine war (der Ball sprang von Podolskis Rücken ins Aus), landete der Ball über Irrwege auf Podolskis Stirn. Kopfballtore gehören gemeinhin nicht zur Spezialität des Herzenskölners, doch Podolski konnte nicht mehr viel falsch machen. Nach 55 Minuten stand es nur noch 2:1. Plötzlich bebte das Stadion im Norden Londons. Die Bayern wankten zumindest leicht.

Fast alle gefährlichen Aktionen leitete Podolski nun über seine linke Seite an. Mal legte er Theo Walcott auf, mal schoss er selbst, so dass David Alaba kurz vor der Linie retten musste. Seit Podolski im Sommer nach London gewechselt ist, fühlt er sich sichtlich wohl. Vom ersten Tag an gab er Interviews auf Englisch, vor dem Bayern-Spiel ließ er sich fürs Stadionmagazin im Taxi durch London kutschieren. Auch sportlich ist die Bilanz gutklassig: wettbewerbsübergreifend 13 Treffer und zehn Vorlagen. "Lukas hat den richtigen Schritt gemacht", urteilte auch Schweinsteiger. Podolski hat sichtlich mehr Spaß am Fußball als vor Monaten in Köln,

In der 71. Minute bekam das Wohlbefinden einen kleinen Knacks. Da nahm Teammanager Arsène Wenger seinen bis dato gefährlichsten Angreifer vom Feld. Aus dem Stadion entwich spürbar die Luft, als Podolskis Rückennummer aufleuchtete. Ersatzmann Olivier Giroud kam nur zu einer Chance, Arsenals Angriffsbemühungen erstickten alsbald, die Bayern schossen das 3:1. Diese Auswechslung, mitten in der Drangphase, hatte kaum jemand verstanden. Nach der Partie wurde kräftig gebuht. Wengers angeschlagenes Standing bei britischen Medien und Fans dürfte sich kaum gebessert haben.

Nach der Partie äußerte sich Podolski enttäuscht. Nicht über seine Auswechslung, sondern über den Auftritt seines Teams. "Wir kassieren blöde und einfache Gegentore, das darf uns nicht passieren", klagte Podolski, "das Ergebnis spricht Bände." Mit seinem Team benötigt er in München nun mindestens drei eigene Tore, um ans Weiterkommen denken zu dürfen. Große Hoffnung hat Podolski nicht: "Die Bayern haben sehr viel Druck gemacht und gut gespielt. Auswärts wird es jetzt sehr, sehr schwer."

Ebenfalls nicht gebessert hat sich das Standing von Per Mertesacker. Mit seiner Klage über die einfachen Gegentore fuhr Podolski seinem deutschen Kollegen bei Arsenal sogar gewissermaßen in die Parade. Mertesacker wurde von der englischen Presse zum Sündenbock für die Pleite bestimmt, die ersten beiden ersten Bayern-Treffer durch Toni Kroos und Thomas Müller hatte er jeweils mitverschuldet.

Der Telegraph präzisierte: "Er lieferte einen weiteren Beweis, dass seine große internationale Erfahrung nicht die auf dem höchsten Level fehlende Qualiät ausgleicht." Ein hartes Urteil. Sonderlich stabilisierend hatte Mertesacker auf die Arsenal-Defensive an diesem Abend tatsächlich nicht eingewirkt.

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