Matthäus im Interview:"Ich habe viele Freunde bei den Löwenfans"

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1860 München sucht einen neuen Trainer - und neben Reiner Maurer gilt auch Lothar Matthäus als möglicher Kandidat. Im SZ-Gespräch deutet er an, dass ihn der Job durchaus reizen würde.

Gerald Kleffmann

SZ: Herr Matthäus, der TSV 1860 München sucht nach dem plötzlichen Weggang von Ewald Lienen einen Trainer. Neben dem 1860-II-Trainer Reiner Maurer fiel Ihr Name. Ist da etwas dran?

"Miki Stevic (Sportchef des TSV 1860, Anm. d. Red.) weiß, was ich als Trainer zu leisten imstande bin", sagt Lothar Matthäus. Aktuell arbeitet er als WM-Kommentator für al-Dschasira. (Foto: dpa)

Lothar Matthäus: Ich habe das mit Ewald Lienen nur am Rande mitbekommen. Es dringt nicht alles sofort nach Südafrika, wo ich gerade als Kommentator arbeite.

SZ: Er will den Vertrag auflösen.

Matthäus: Ist es schon passiert?

SZ: Der Verein wollte am Mittwoch mit Lienen reden. Sie wären verfügbar?

Matthäus: Man muss abwarten, ob es zur Trennung kommt. Erst dann kann man über solche Sachen sprechen. Ich bin ohne feste Anstellung, das ist richtig. Aber an mich ist noch keiner herangetreten von 1860. An den Spekulationen über mich möchte ich mich nicht beteiligen.

SZ: Eine Zeitung schrieb, es hätte Gespräche mit Ihnen gegeben?

Matthäus: Ich habe schon immer einen guten Kontakt zu Miki Stevic ( Sportchef des TSV 1860; Anm. d. Red.) gehabt. Miki Stevic war ja vor sieben Jahren verantwortlich dafür, dass ich als Trainer zu Partizan Belgrad gekommen bin. Er hatte die Geschichte eingeleitet. Er weiß, was ich als Trainer zu leisten imstande bin.

SZ: Stevic hatte ja im Frühjahr 2009 bei Ihnen angefragt. Dann wurde Lienen verpflichtet. Was ging damals schief?

Matthäus: Da müssen Sie Miki fragen. Ich weiß nicht, womit das zusammengehangen ist.

Das Leben von Lothar Matthäus
:Ein Mann von Welt

Weltmeister, Weltfußballer, Weltenbummler: Lothar Matthäus war einer der besten Fußballer des Landes - jedoch mit durchaus streitbarem Charakter. Zuletzt versuchte er sein Glück als bulgarischer Nationaltrainer - doch nach nur einem gewonnen Spiel war auch dort wieder Schluss. Mittlerweile tritt er als Experte im Fernsehen auf.

Ein Leben in Bildern.

SZ: Ist 1860 ein interessanter Klub?

Matthäus: 1860 hat ein Potential, das man in den letzten Jahren einfach nicht ausgeschöpft hat. Ich kenne Sechzig seit fast drei Jahrzehnten. Man verfolgt, gerade wenn man viel Zeit in München verbracht hat, die ganze Situation.

SZ: Wie stufen Sie die ein?

Matthäus: Es ist eigentlich traurig. 1860 hat nicht nur sehr viel Tradition, sondern auch sehr viel Potential. Dieses Potential muss ausgeschöpft werden, auch wenn Probleme da sind. Die Möglichkeiten hat Sechzig. Der Verein ist sehr gut aufgestellt, er hat sehr tolle Fans, einen guten Namen.

SZ: In Internetforen gibt es gar nicht so viele Vorbehalte gegen Sie. Sie waren ja lange bei den Bayern. Haben Sie schon mit Löwenfans Erfahrungen gemacht?

Matthäus: Ich habe viele Freunde bei den Löwenfans. Wenn ich in München bin, ist da keine Antipathie gegen mich, wenigstens habe ich das nie gespürt. Natürlich gibt es immer kleine Fangruppen, die sich wahrscheinlich wichtig machen. Es sollten aber immer die Leistungen im Vordergrund stehen - und nicht eine Vergangenheit, die seit zehn Jahren abgeschlossen ist.

SZ: Ein heikles Thema bei 1860 sind die Finanzen. Wären Sie finanzierbar?

Matthäus: Das würde erst zur Sprache kommen, wenn das Interesse da wäre. Aber ich glaube, an den Finanzen sollte es nicht scheitern. Es wäre eine große Herausforderung, einen schlafenden Riesen zum Leben zu erwecken.

SZ: Sie arbeiten derzeit bei al-Dschasira, wie läuft es als Kommentator?

Matthäus: So ähnlich wie bei anderen TV-Tätigkeiten, ich analysiere die Spiele. Das ist ein sehr gut organisierter Fernsehsender, der hohe Qualität und hohe Einschaltquoten hat. Wir erreichen 80 bis 90 Millionen Menschen weltweit.

SZ: In welcher Sprache reden Sie?

Matthäus: Es gibt sechs Sender, fünf sind auf Arabisch, einer ist auf Englisch. Wenn das Spiel, das ich mache, auf dem englischen Kanal läuft, wird alles in Englisch abgearbeitet. Ansonsten kann ich in Deutsch reden, ein Simultandolmetscher ist dann im Einsatz.

SZ: Wo wir Sie gerade dran haben: Sind Sie auch von der deutschen Mannschaft ganz hin und weg nach dem Auftaktsieg gegen Australien?

Matthäus: Ich muss sagen, die Mannschaftsleistung war überzeugend. Hin und weg ist etwas anderes. Hin und weg sind wir, wenn sie Weltmeister wird.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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