Süddeutsche Zeitung

Lockerer Bayern-Sieg im DFB-Pokal:Erfolg mit großen Schmerzen

Der FC Bayern vermag in Augsburg nur selten zu überzeugen, gewinnt trotzdem 2:0 und erreicht das Viertelfinale des DFB-Pokals. Torschütze Arjen Robben zieht sich bei einem Tritt von Augsburgs Keeper Hitz eine tiefe Risswunde am Knie zu.

Mit dem Regelwerk des deutschen Fußballs ist Pep Guardiola mittlerweile bestens vertraut. "Der Pokal ist hier sehr gefährlich, es ist nämlich nur ein Spiel", hat der Trainer des FC Bayern München festgestellt - im Gegensatz zum ihm bislang bekannten spanischen Modus, der ein Hin- und Rückspiel vorsieht. "Da kann alles passieren, aber ich mag K.o.-Spiele", sagte Guardiola. "Da ist viel Emotion dabei."

Nun, Emotionen waren in der ausverkauften Augsburger Arena durchaus zu verzeichnen ("Ein jeder Schwabe hüpft, olé, olé!"). Ob es jedoch ein gefährlicher Abend für die Bayern war, lag im Auge des Betrachters: Sie vermochten zwar nicht zu überzeugen, am Ende gewannen sie aber 2:0 (1:0) durch Treffer von Arjen Robben (4.) und Thomas Müller (78.) - ungefährdet konnte man diesen Viertelfinal-Einzug insofern nennen, als der FCA kaum zu Torszenen gekommen war. "Es war ein hitziges Spiel", sagte Müller, "aber das war uns bewusst. Leicht haben wir uns hier noch nie getan, das war auch heute so, deshalb fahren wir zufrieden nach Hause."

Zu Spielbeginn bekam Bayern-Torwart Manuel Neuer in seiner Funktion als Kapitän eine Figur von Jim Knopf aus der Augsburger Puppenkiste überreicht. Das lustige Grinsen der Marionette aus dem Lummerland war wohl Teil einer perfiden Verwirrungstaktik, denn mit den Freundlichkeiten war es nach dem Anpfiff sofort vorbei. Die Augsburger präsentierten sich äußerst aggressiv, mutig und selbstbewusst. Nach drei Minuten bewies ihr Mittelfeldregisseur Daniel Baier gleich mal mit einem Distanzschuss, dass er jener "Super-super-Spieler" ist, für den ihn Guardiola schon vor der Partie gehalten hatte.

Da traf es sich gut für die Münchner, dass sie schnell in Führung gingen. Nach Vorarbeit von Rafinha und Stürmer Mario Mandzukic, der diesmal den Vorzug vor Müller erhalten hatte, setzte sich Robben in der vierten Minute gegen Jan-Ingwer Callsen-Bracker durch; der Niederländer scheiterte zunächst an FCA-Torwart Marwin Hitz, beförderte dann aber mühelos den Abpraller ins Tor.

Nur zehn Minuten später musste der Torschütze ausgewechselt werden: Robben lief allein aufs Tor zu, Hitz kam ihm entgegen und zu spät - und traf Robben brutal. Statt Rot und Elfmeter für Bayern gab es allerdings nur Gelb und Freistoß für Augsburg; das Spiel war wegen Abseitsposition zum Zeitpunkt des Fouls nämlich bereits unterbrochen gewesen.

Robben erlitt eine tiefe Risswunde am rechten Knie, die stark blutete, er wurde bandagiert und auf einer Trage aus dem Stadion gebracht; Müller kam für ihn ins Spiel (16.). Ob sich Robben neben der Fleischwunde noch eine andere Blessur zugezogen hatte und länger ausfällt, stand am Abend noch nicht fest. "Das ist nicht gut, er hat unglaublich gespielt in der letzten Zeit", klagte Guardiola, "ich hoffe, er kann uns spätestens bei der Klub-WM wieder helfen."

Durchaus doppeldeutig durfte man angesichts der Augsburger Einsatzfreude Bayern-Sportchef Matthias Sammer verstehen, der sagte: "Die Augsburger haben schon versucht, uns ein bisschen weh zu tun. "Das erklärte allerdings nur zum Teil, dass die Bayern ihre gewohnte Dominanz vermissen ließen. Zudem wirkten sie in der Abwehr schlecht sortiert; so richtig torgefährlich wurde der FCA, bei dem diesmal Stürmer Sascha Mölders von Beginn an mitwirkte, aber auch nicht. Einen Schuss von Halil Altintop blockte Dante (19.), ein Versuch von André Hahn aus der Distanz bereitete Neuer keine Mühe (22.).

Die Bayern hätten zum zweiten Treffer kommen können, als Matthias Ostrzolek Müller im Strafraum hielt, Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) fand die Szene allerdings nicht elfmeterwürdig (43.). Zu Beginn der zweiten Hälfte ließen die Münchner den FCA dann so wenig mitspielen, wie man es von Beginn an erwartet hatte; das Spiel blieb spannend, weil der Spielstand knapp blieb. Mandzukic scheiterte aus spitzem Winkel an Hitz (55.), und Mario Götze verpasste kurz darauf Müllers Flanke.

Augsburgs Trainer Markus Weinzierl ("Wir wollten den Bayern nicht absichtlich weh tun, sondern aggressiv in die Zweikämpfe gehen") reagierte darauf mit zwei neuen Offensivkräften; er brachte Arkadiusz Milik und Raul Bobadilla für Mölders und Altintop ins Spiel. Bei den Münchnern kam Franck Ribéry für Götze (66.) - und zu seinem Comeback nach seinem Rippenanbruch.

Der FCA fand nun wieder besser in die Partie, die Münchner ließen ihre Gegenspieler nach den weiten Schlägen allerdings oft ins Abseits laufen. Und als das einmal nicht klappte, eilte Neuer aus dem Strafraum und klärte spektakulär - mit dem Kopf vor drei heranstürmenden Augsburger Angreifern (69.).

Schließlich fiel doch die Entscheidung auf der Gegenseite: Nach einem Eckball flankte Jérôme Boateng, und Müller drückte den Ball ins Tor (78.), mit einer "Kombination aus Kopf und Schulter", wie er später erläuterte. Nur gegen Mandzukic musste er sich dabei durchsetzen, nicht aber gegen einen Augsburger. Die Schwaben hingegen hatten ihre besten Möglichkeiten durch Holzhauser und Bobadilla erst, als der Abend schon abgehakt war.

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SZ vom 05.12.2013
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