Lizenzstreit um Aufstieg in die 2. Liga:Das stört die Deutsche Fußball Liga an RB Leipzig

RB Leipzig - FC Saarbrücken

RB Leipzig: Aufstiegsfeier ohne Aufsteiger?

(Foto: dpa)

Schwieriger als der sportliche Aufstieg wird für RB Leipzig der Lizenzstreit mit der DFL: Der Ligaverband pocht auf seine Auflagen, Klubmäzen und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist empört. Wie geht es jetzt weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Saskia Aleythe

Fünf Tage lang konnte sich RasenBallsport Leipzig über den Aufstieg in die 2. Bundesliga freuen, auf Mallorca feierte das Team von Alexander Zorniger den Sprung in den Profifußball. Zurück in Leipzig trübte sich die Partylaune schnell: Am Donnerstag lehnte die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Beschwerde gegen die Lizenzauflagen ab, Klubmäzen und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz reagierte empört. Muss der Verein nun weiter in der dritten Liga spielen? Was genau stört die DFL? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

  • Hat die DFL Leipzig die Lizenz verweigert?

Nein. Die DFL hat Leipzig die Lizenz für die zweite Liga erteilt - die wird allerdings nur wirksam, wenn der Klub bestimmte Bedingungen erfüllt. Gegen diese Auflagen hat Leipzig Beschwerde eingelegt, doch der Verband hat sie abgelehnt. Die DFL will ihre Bedingungen durchsetzen. Oder zumindest deutlich machen, wie ernst es ihr mit den eigenen Grundsätzen ist.

  • Woran stört sich die DFL, was muss der Klub ändern?

Die genauen Bedingungen kennen nur der Verein und die DFL - nach Informationen des Kickers soll sich der Verband aber an drei Punkten stören: Die zu hohen Hürden für eine Mitgliedschaft im Verein (die derzeit neun Mitglieder sind alle Angestellte des Klubs, der Jahresbeitrag liegt bei 800 Euro), das stark an Red Bull orientierte Vereinslogo (zwei sich gegenüberstehende Bullen) und die Führungsebene samt Ehrenrat und Vorstand, die in einem zu großen Abhängigkeitsverhältnis zum Geldgeber steht. Dietrich Mateschitz sagte zudem in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung, er solle nach Ansicht der DFL auf jegliches Mitspracherecht im Verein verzichten.

  • Tut der Verein etwas, um die Auflagen zu erfüllen?

Zu Jahresbeginn soll der Verein eine Jahreshauptversammlung abgehalten und eine neue Satzung beschlossen haben. Diese wurde beim Amtsgericht Leipzig eingereicht, allerdings bisher noch nicht wirksam. Am wahrscheinlichsten ist, dass dabei im Wesentlichen die Änderung des Logos beschlossen wurde. "Wenn die DFL will, dass wir das Logo ändern, dann werden wir das tun. Es ist nicht wichtig, was auf dem Trikot steht, sondern was drin ist", hatte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick gesagt. Dass sich der Verein für Mitglieder öffnet oder seine Führungsebene offen gestaltet, ist kaum zu erwarten - dafür ist Geldgeber Mateschitz zu ehrgeizig und erfolgsorientiert, er selbst zu stur. "Gestatten Sie mir ein offenes Wort: Wir wollen niemanden zwangsbeglücken, das haben wir ehrlich gesagt auch nicht notwendig", sagt er.

  • Warum hat RB Leipzig überhaupt die Lizenz für die 3. Liga bekommen?

Der Streit um die Lizenz ist auch ein Kräftemessen zwischen DFB und DFL. Die DFL übernimmt die Lizenzierung für die 1. und 2. Bundesliga, die Zulassung in den unteren Spielklassen verantwortet der DFB. Laut DFB habe auch ein DFL-Jurist die Lizenzvergabe für die dritte Liga damals abgenickt, der Ligaverband bestreitet das. Der DFB war Leipzig bisher eher wohlgesonnen, was auch an günstigen Beziehungen liegen dürfte. Ulrich Wolter, Geschäftsführer von RB Leipzig, war bis Sommer 2012 Geschäftsführer der Wirtschaftsdienste GmbH des DFB. Helmut Sandrock, DFB-Generalsekretär, arbeitete einst als Geschäftsführer für Red Bull Salzburg. Die verlangten Auflagen sollen nun beim DFB für Unmut gesorgt haben. Es sei "ein Spiel mit dem Feuer", zitiert Spiegel Online einen Amtsträger des Verbandes. Befürchtet wird, dass die DFL mit iher Entscheidung Hass gegen RB schürt. "Wir treffen keine Entscheidung für oder gegen Leipzig, wir treffen eine Entscheidung über die Teilnahme an diesem Wettbewerb. Und das nach den Regeln, die sich die Clubs selbst gegeben haben", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung.

Leipzig nutzt die rechtlichen Lücken

  • Sind die Bedingungen der DFL rechtlich korrekt?

Das bezweifeln Juristen. Nach Ansicht von Sportrechts-Experte Johannes Arnold findet sich in der Lizenzordnung der DFL keine Regelung, gegen die das Logo von RB verstößt. Das Grundproblem: Der DFB hat die Lizenz für die dritte Liga erteilt und damit die Gegebenheiten in Leipzig nicht im Widerspruch zu seiner eigenen Lizenzordnung verstanden. Es ist also nicht nachvollziehbar, dass die DFL nun zu einer anderen Interpretation kommt. Der Mitgliedsbeitrag ist zudem rechtlich gesehen eine Sache der Vereinsautonomie - und die ist im Grundgesetz verankert. Bliebe noch die Besetzung der Führungsriege. Die oft angesprochene 50+1-Regel findet in Leipzig juristisch keine Anwendung. Sie besagt, Kapitalanleger dürften nicht die Mehrheit von Kapitalgesellschaften innehaben. Bei RB handelt es sich allerdings nicht um eine ausgelagerte Kapitalgesellschaft - sondern um einen Verein.

  • Wie reagieren die anderen Vereine auf Leipzigs Interpretation der Statuten?

RB Leipzig spaltet die Fußballszene: Große Euphorie trifft auf enorme Ablehnung. Der Klub wird teils als Kunstprodukt verachtet, der ohne Tradition, aber mit einem starken Geldgeber andere Vereine überholt. Dass er das Regelwerk so ausreizt, sorgt für zusätzlichen Aufruhr.

  • Wie geht es weiter?

Der Verein kann innerhalb von fünf Tagen nach dem Beschluss der DFL erneut Beschwerde einlegen - und wird dies aller Voraussicht nach auch tun. Am 15. Mai wird der Lizenzierungsausschuss zusammentreten und unter anderem über die zweite Beschwerde entscheiden. Der 28. Mai ist Stichtag für die endgültige Entscheidung über die Lizenzen. Ein Sprecher der DFL sagte nach der Entscheidung am Donnerstag: "Von uns aus wird erst wieder etwas am 28. Mai kommuniziert, wenn der Lizenzierungsausschuss abschließend tagt."

  • Kommt es zu einem Streit vor Gericht?

Das ist eher unwahrscheinlich. RB Leipzig legt großen Wert darauf, allein sportlich auf sich aufmerksam zu machen. Sich in den Profifußball zu klagen, widerspräche dem - und würde noch mehr Unmut auf den Verein lenken als er ohnehin schon abbekommt. Dass die Erfolgschancen der DFL eher gering sind, dürfte auch beim Verband selbst angekommen sein, auf einen Prozess wird er es also eher nicht ankommen lassen. Möglicherweise wird er sich mit etwas Entgegenkommen der Leipziger zufriedengeben.

  • Würde der Verein im Zweifel noch ein Jahr in der dritten Liga spielen?

Nach Aussage von Mateschitz ist das keine Option. "Nein, das geht vor allem auch sportlich nicht. Die komplette Motivation, die Herausforderung der zweiten Liga, das Momentum, die Freude und Begeisterung. Alles wäre mit einem Schlag weg und würde Lethargie und Depression Platz machen. Das würden wir uns sicherlich nicht antun", sagt er.

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