Liveticker:Ein 0:0 der königsblauen Sorte

Lesezeit: 11 min

Wohin geht der Weg der Dortmunder? Nach dem 0:0 im Revierderby werden die Fragen lauter. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Ein "Jahrhundert-Derby" war angekündigt, Schalkes Trainer David Wagner kündigte an, "heiß wie Frittenfett" zu sein. Dann kommt ein Spiel, in dem der BVB vor allem mit sich selbst ringt und Schalke eine Aluminium-Allergie entwickelt. Hat sich daran die Finger verbrannt: der SZ-Liveticker.

Liebe Leser, herzlich willkommen zum neunten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Heute mit dem ewigen Revierderby und der Premiere Bayern gegen Union. Schön, dass Sie mitlesen.

Gehen wir doch direkt rein in das sogenannte Tagesgeschäft. Der BVB spielt ohne Roman Bürki, ohne Manuel Akanji, aber mit Marco Reus und mit Mario Götze gegen Schalke. Lucien Favre traut sich also was, was insofern eine Rolle spielt, weil man ihm ja vorwirft, sich viel zu wenig zu trauen. Zuletzt beim Spiel bei Inter Mailand, wo Dortmund quasi ohne eigene Torchance verlor und Favre trotzdem ganz zufrieden war. Also wenn das hier für den BVB schiefgeht, dann haben wir wieder eine handfeste Trainerdebatte am Hals, liebe Leser. Weswegen wir hier natürlich gucken werden, wo genau José Mourinho heute sitzt.

Kurzer Blick nach Schalke ... wo alles ruhig ist. Moment. Bitte? Schalke? Ruhe? Ja, doch. Keine Aufregung in Gelsenkirchen. Nun denn.

In München geht es dafür umso mehr zu wie sonst auf Schalke: unruhig. Niko Kovac versuchte die Lage gestern auf der Spieltags-Pressekonferenz mit einem Appell an die Medien zu beruhigen. Ob's gewirkt hat? Wir können nur sagen: Wir respektieren die Entscheidung des Trainers, wieder Philippe Coutinho und Thomas Müller in der Startelf zu bringen. Serge Gnabry bekommt diesmal eine Pause, dafür ackert Ivan Perisic auf dem Flügel. Unsere Blicke werden heute aber mehr auf dem Revierderby liegen als auf dem Spiel Bayern gegen Union. Wir versprechen aber, dass Sie nichts Wichtiges vom Bayern-Spiel verpassen.

Union-Trainer Urs Fischer hat elf Spieler gewählt, die es machen wollen wie zuletzt Hoffenheim und Augsburg: punkten gegen den FC Bayern.

Revierderby ist auch Gras-Fressen-Parolen-Zeit. Hauptsache ehrliche Arbeit. Michael Zorc hat sich für die Variante entschieden: "Wenn Schalke einen Meter macht, machen auch wir einen Meter und noch etwas mehr." Aber was passiert, wenn Schalke zwei Meter macht?

Schalke-Trainer David Wagner sagt: "Wir sind heiß wie Frittenfett." Ein Klassiker. Macht man nix falsch mit. Aber Abzüge wegen mangelnder Originalität. 3/5-Thomas-Doll-Punkte.

Kurzer Revierderby-Rückblick. Schaut gar nicht mal so gut aus für den BVB, wenn man bedenkt, dass Dortmund eine sogenannte Spitzenmannschaft sein will und Schalke zwischen Vize-Meisterschaft und Abstiegskampf oszillierte wie ein königsblaues Jojo. Der Mensch, der für dieses bemerkenswerte 4:4 mitverantwortlich war, Domenico Tedesco, trainiert jetzt übrigens Spartak Moskau. Und mit dem Gedanken, wo Lucien Favre in zwei Jahren arbeiten könnte, lassen wir Sie jetzt mal allein, liebe Leser.

Und da ist Lucien Favre im Interview mit Sky-Reporter Patrick Wasserziehr. Angesprochen auf das laut Wasserziehr "mutlose" Spiel in Mailand, sagt er den Favre-Satz schlechthin. "Wir müssen realistisch sein." Man könne dort nicht zehn Torchancen haben. Stimm ja alles, aber man hört leider selten einem Trainer gerne zu, der einem sagt, was alles nicht geht. Der BVB-Fan an sich findet jedenfalls, dass so ein Derbysieg gegen Schalke schon auch realistisch sein sollte.

Auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider ist für das Revierderby gewappnet. Als geborener Schwabe studierte er unter der Woche erst einmal ein bisschen die Geschichte dieses Duells. Er las viel darüber, sagte er soeben am Sky-Mikrofon. Ob das die richtige Vorbereitung im Pott ist? Derby muss man malochen, atmen, schmecken, aber lesen? Wie es sich anfühlt, wird Schneider in ein paar Minuten wissen. Vielleicht schreibt er danach ein paar Sätze darüber.

Apropos "Derby fühlen": Vor Schalke-Spielen läuft ja immer das Steigerlied. Eine Zeile darin. "Und sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht und saufen Schnaps." In diesem Sinne: Glück auf aus München. Gutes Derby.

Sky-Reporter Wolff Fuss spricht von einem "Jahrhundert-Derby" heute. Das ist natürlich bitter für die möglichen weiteren 162 Derbys in diesem Jahrhundert.

Anstoß, Schalke - Dortmund, 0:0

Marco Reus verliert die Platzwahl gegen Alexander Nübel. Jetzt muss er die richtige Mentalität zeigen.

Anstoß, Schalke - Dortmund, 0:0

Nun zieht gelber Rauch durch die Schalker Arena. Ein paar Dortmunder Fans fackeln Pyros ab. Auf Schalke ist Feinstaub von Kohle erlaubt, aber gelber Rauch? Das ist Luftverschmutzung für die Schalker Lunge. Dr. Felix Brych, heute in seiner Funktion als Schiedsrichter, wartet kurz ab, bis die Schwaden sich verzogen haben, und pfeift an.

3. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Erste Chance, die Wolff Fuss überraschenderweise nicht "Jahrhundert-Chance" nennt. Jadon Sancho kommt zum Schuss, Alexander Nübel pariert mit übergreifendem rechten Arm. Irgendwo nickt Oliver Kahn zufrieden und schreibt im Bayern-Vorvertrag noch eine "0" hinter jede Summe.

5. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Der Schalke-Block präsentiert geklaute BVB-Fahnen. Man muss dazu wissen, dass geklaute Fahnen im Ultra-Kosmos als schlimmstmögliche Demütigung aufgefasst werden. Man muss sich das mit der organisierten Fanszene manchmal wirklich wie ein großes Räuber-und-Gendarm-Spiel für Heranwachsende vorstellen.

5. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Erste "Derby-Aktion": Der Engländer Jonjoe Kenny fährt seinen Arm aus gegen Achraf Hakimi, der an der Seitenlinie liegen bleibt. In einem Derby wird so etwas nicht abgepfiffen, das weiß auch Schiedsrichter Felix Brych. Würde er jede Aktion dieser Art unterbrechen, würde das Spiel bis Sonntag dauern. Das wäre dann wirklich ein "Jahrhundert-Derby".

8. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Schuss von Rabbi Matondo auf das BVB-Tor, aber abgepfiffen wegen eines Fouls an Axel Witsel. Ich halte ja Matondo für einen der interessanteren Spieler der Bundesliga. 19 Jahre, Waliser, und schnell wie ein ICE. Zuweilen vergisst er bei seinen Sprints noch den Ball - aber wenn er daran irgendwann denkt, dann könnt das echt was werden.

10. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Erstes Zwischenfazit. Schalke mit vielen Spielanteilen. Dortmund mit der besten Chance (Sancho). Bislang also eher so ein Monats-Derby (Oktober).

12. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Zwei Eckbälle von Schalke 04, zweimal wehrt der BVB ab. Immerhin da ist bei Dortmund eine klare Entwicklung zu erkennen. Vor ein paar Spieltagen wären das zwei sichere Gegentore gewesen.

12. Minuten, Bayern - Union, 1:0

Blick nach München: Benjamin Pavard trifft zum 1:0 und zeigt dabei eine Schusshaltung wie beim WM-Achtelfinale Frankreich - Argentinien, Sie wissen schon, der Treffer, der auf der Spektakulär-Skala auf +10 liegt. Das Tor des Franzosen gegen Union ist auf der Spektakulär-Skala eher auf -2. Der Berliner Torhüter war raus aus seinem Tor die Distanz gering. Zählt trotzdem.

15. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Julian Weigl sieht Gelb, weil er Matondo umrammt. Nicht im Bild: Die Dankbarkeit von Mats Hummels, dass er gegen diesen 19-Jährigen nicht sprinten musste.

20. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Die erste sogenannte Rudelbildung dieses Revierderbys. Der Auslöser: Stambouli zieht gegen Hakimi durch und trifft diesen am Fuß. Mario Götze, der sehr derbyerprobt ist, weiß: Jetzt ist der Zeitpunkt, eine sogenanntes Duftmarke zu setzen. Er schubst Stambouli weg. Auch Brych setzt ein Zeichen - und gibt Stambouli Gelb. Das beruhigt die Lage schnell.

23. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Katastrophen-Pass von Piszczek, aber dank einer Katastrophen-Annahme von Harit keine Chance für Schalke 04. Rudelbildung bleibt aus, weil sich beide schämen.

25. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Um dieses Spiel zu beschreiben, sei kurz eine Erfahrung aus meiner Jugend als Handballspieler beschrieben: Mein Trainer hatte eines Tages den Begriff des Räuberhandballs eingeführt. Bedeutet: Der Ball geht hin und her, wechselt ständig zwischen den Mannschaften, aber richtig zustande bringt niemand etwas. So sieht gerade das Revierderby aus. Räuberfußball eben.

27. Minute, Schalke- Dortmund, 0:0

Mal wieder Freistoß Schalke. Daniel Caligiuri flankt aus dem Halbfeld, Mats Hummels klärt artistisch wertvoll mit langem Bein zum Eckball. Und als das Spiel kurz vorm Eindösen ist, SCHEPPERT Salif Sané einen Kopfball an die Latte. Alle wieder wach? Gut. Weiter geht's.

31. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Trotzdem, bisher ist das hier ein Derby, so zäh wie eine alte Butterbrezn, um mal einen typischen Ruhrpott-Vergleich zu nehmen.

33. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Eine Chance, die zu diesem Derby passt: Harit versucht einen kreativen Pass, schaufelt den Ball in den Strafraum, Hummels ist aber da, klärt den Ball allerdings an den Kopf von Delaney. Von da aus prallt er zu Suat Serdar, der den Pfosten trifft. 2:0 nach Aluminiumtreffern für Schalke.

35. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Schalke wird stärker, Matondo (ich empfahl ihn weiter oben) wartet zu lang mit dem Schuss. Hätte er schneller reagiert, wäre das eine weitere gute Chance für Schalke geworden. Aber der Konjunktiv ist der Freund der Verlierer und der Indikativ die Mutter aller Gewinner (oder so ähnlich). Weiter 0:0.

37. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Jadon Sancho wartet nun schon so lange darauf, einen Zweikampf zu gewinnen wie die Engländer auf den Abschluss des Brexit warten.

38. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Fünfte Ecke für Schalke. Wäre Naldo noch da, würde es 5:0 stehen.

41. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Also eins muss man diesem Spiel lassen: Der Fußball wird hier so sehr gearbeitet, gleich holt sich selbst Mario Götze eine Schaufel und gräbt den Rasen um. In vier Minuten ist Mittagspause... äh ... Halbzeit.

43. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Über ein Abseits freut sich fast kein Fußballspieler, aber manchmal sind sie dann doch ganz froh, wenn noch ein Pfiff kommt. Aber Rabbi Matondo, der gerade so alleingelassen vor Hitz auftauchte, wie es sonst nur Macaulay Culkin in "Kevin allein zu Haus" war, wird ganz dankbar sein. Hitz hält Matondos Schuss - aber es hätte eh nicht gezählt.

45. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Felix Brych pfeift zur Halbzeit - und gibt den Mannschaften die Chance, ihre Gedanken zu sortieren. Vielleicht überträgt sich das nach der Pause auch auf den Fußballplatz.

Halbzeit

Schalke ist hier definitiv das bessere Team, hat zweimal den Pfosten getroffen und auch sonst die besseren Chancen. Jetzt muss Lucien Favre den BVB in der Kabine aufrütteln. Wahrscheinlich sagt er: "Wir müssen sehen, was realistisch ist." Aber laut.

Halbzeit

Kurzer Blick auf die anderen Plätze. Bayern führt gegen Union durch ein Tor von Benjamin Pavard. Einen Ausgleich der Berliner fände Niko Kovac respektlos. Der SC Freiburg führt zu Hause gegen RB Leipzig und hat dabei hoffentlich nicht zu viel Krach gemacht. Die Paderborner führen gegen Düsseldorf und müssen nun das tun, was sie gar nicht können - einen Vorsprung verteidigen. Und Hoffenheim hat schon zwei Treffer bei Hertha BSC erzielt.

Halbzeit

Auf Sky läuft eine Werbung mit Jürgen Klopp - während das Spiel schon weitergeht. Hans-Joachim Watzke findet das trotzdem richtig.

46. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Keine Wechsel zur Pause. Auch nicht Mourinho für Favre. Weiter geht es.

47. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Guido Burgstaller ist der Don Quijote der Bundesliga. Wieder und wieder schießt er auf das Tor, doch es bleibt ein Kampf gegen Windmühlen, denn der Ball will nicht rein. Diesmal wehrt Raphael Guerreiro Burgstallers Kopfball auf der Linie ab. Am 11. Mai traf der Schalke-Stürmer das letzte Mal in der Bundesliga. Vielleicht haben ihn die Dortmunder mit Absicht frei stehen lassen.

49. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Déja-vu für Rabbi Matondo. Wieder läuft er allein auf Marwin Hitz zu, wieder vergibt er, wieder war es zuvor Abseits. Wenn sich hier eh alles wiederholt, dann sag ich jetzt schonmal: Lieber BVB - passt beim Eckball auf Salif Sané auf.

51. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Was ist das? Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist ein Lebenszeichen des BVB! Sancho schlenzt am langen Eck vorbei, Nübel fliegt wie Superman, wäre aber machtlos gewesen wie jeder normale Mensch. Bisher ist das hier weiterhin eher Sozialdrama als Superhelden-Movie.

53. Minute, Bayern - Union, 2:0

Der FC Lewandwoski trifft: Ein sehenswerter Pass von Lewandwoski auf Lewandwoski, der den Ball mitnimmt, ganz alleine ohne die Hilfe von irgendjemandem durchgeht und trifft. Zum neunten Mal in Serie hat der Bayern-Stürmer nun mindesten ein Tor in einem Bundesliga-Spiel geschossen. Ein neuer Rekord.

55. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

So einen Lewandowski könnten sie in Dortmund auch brauchen - wo hatte Bayern den damals eigentlich her und warum hat der BVB nicht zugeschlagen? Naja, Mario Götze muss vom Platz, für ihn kommt Thorgan Hazard. Und zu Götze kann man schreiben, was man immer über Götze schreiben kann: War engagiert, aber ohne große Aktion.

58. Minute, Bayern - Union, 2:0

Eine Parade, wie sie nur Lewandowski, ähh Verzeihung, Neuer zeigen kann. Der Bayern-Torhüter hält den Elfmeter von Berlins Andersson. Es bleibt bei der 2:0-Führung. Dem Strafstoß war ein Handspiel von Perisic vorausgegangen, das der VAR entdeckt hatte.

58. Minute , Schalke - Dortmund, 0:0

Ganz Gelsenkirchen schreit "Hand" und ganz Gelsenkirchen hofft vergebens auf den Kölner Keller. Thorgan Hazard, seit Sekunden im Spiel, bekommt den Ball nach einem Schalker Eckball an den Arm. Felix Brych greift sich kurz ans Ohr - aber er scheint keine Notwendigkeit zu sehen, sich die Szene nochmal anzuschauen. Thomas Delaney hat derweil einen Schlag abbekommen, wird behandelt, kann aber weitermachen. Felix Brych schüttelt auf Nachfrage von Guido Burgstaller den Kopf - es geht weiter. Wolff Fuss sagt, den Elfer könnte man auch geben und in dieser Vorsicht würde ich das auch ausdrücken.

59. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Während alles sich mit der Hand von Hazard beschäftigt, konzentriert sich Dortmunds dänischer Mittelfeldmann Thomas Delaney nur auf seine Nase. Diese hatte bei der vorangegangenen Ecke den Ellbogen von Omar Mascarell abbekommen. Nachdem die Blutung gestoppt ist, geht es weiter. Hat das Spiel genauso beeinflusst wie die Hand von Hazard. Aber man kann immerhin sagen: Endlich Blut, Schweiß und Dänen in diesem Derby.

63. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Schalke hier weiter mit einem gepflegten Spielaufbau, der BVB reagiert nur. Die Debatte um Lucien Favre wird so eher keinen neuen Spin bekommen.

68. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Das Eckenverhältnis ist übrigens mittlerweile bei 8:1. Da die Fifa aber weit weg von der Basis ist und die absolut bewährte Regel "Drei Ecken, ein Elfer" noch nicht eingeführt hat, nützt das Schalke bisher gar nichts.

69. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Diesmal rettet kein Abseitspfiff die Ehre von Matondo: Wieder vergibt der junge Engländer eine gute Gelegenheit und löst so langsam den unglücklichen Burgstaller als Don Quijote ab. Getreu dem Motto "Nur schießen, nicht treffen" fliegt Matondos Versuch über das Tor in die Schalker Nordkurve. Dort werden sie vor Verzweiflung vermutlich in den Ball beißen.

73. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

In diesem Spiel passiert wirklich alles zweimal. Wieder schießt Jadon Sancho, wieder pariert Alexander Nübel. Karl Marx sagt, das erste Mal passiert etwas als Tragödie, das zweite Mal als Farce. Aber sein Sohn Philipp ist auch nur Außenverteidiger in Augsburg.

74. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Manuel Akanji kommt für Thomas Delaney. Also ein Innenverteidiger. Favre geht All-In.

75. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Hakimi legt sich den Ball ein bisschen zu weit vor, auch hier pariert Nübel. Sie sehen an den vergangenen beiden Ticker-Einträgen, liebe Leser: Der BVB tut etwas.

79. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Hazard verwechselt seinen Vornamen, denkt, er wäre Eden, dribbelt in den Schalker Sechzehner und erinnert sich dann daran, dass er Thorgan heißt und verpasst den richtigen Moment zu schießen. Nino de Angelo wird diese Chance besingen. Vielleicht.

79. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Dortmunds Trainer Lucien Favre, dem sein ständiges Zaudern vorgeworfen wird, hat sich entschlossen: Er steht, um seine Mannschaft von der Seitenlinie aus zu unterstützen. Wie mein Kollege Martin Schneider gerade sagte: Er steht voran. Das lasse ich jetzt mal so stehen.

82. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Hummels rettet in letzter Sekunde gegen Harit, kurz darauf Daniel Caligiuri geht für Alessandro Schöpf. Salif Sané geht mit offener Sohle gegen Marco Reus vor, sieht dafür völlig zurecht Gelb. Faszinierend: Dass Sané wirklich überzeugend ungläubig guckt, als Brych ihm die Karte vorhält.

86. Minute, Bayern - Union, 2:1

Der FC Bayern bettelt um sein Gegentor und bekommt es. Wieder verursachen die Münchner einen Elfmeter, diesmal foult Pavard den Berliner Sebastian Polter. Der Stürmer tritt selbst an und überwindet Manuel Neuer.

85. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Chance Burgstaller, aber er macht den Matondo: steht im Abseits und vergibt.

85. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Sky-Kommentator Wolff-Christoph Fuss verkündet gerade, dass Mario Götze das Stadion verlassen hat "im Privat-PKW". Die Aufregung in seiner Stimme fußt nicht auf Götzes Schmähung der öffentlichen Verkehrsmittel, sondern darauf, dass der BVB-Spieler offenbar vor Spielende gegangen ist. Update: Mario Götze habe sich an der Hand verletzt und sei auf dem Weg ins Krankenhaus. Das sagte der BVB nach dem Spiel.

89. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Foul Kutucu, auch er holt sich Gelb ab. Bilanz dieses Derby bisher: fünf gelbe Karten, 8:2 Ecken, zwei Pfostentreffer für Schalke.

90. Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Drei Minuten Nachspielzeit. Nübel versucht, sie komplett bei einem Abstoß rumzukriegen. Scheitert.

90. +3 Minute, Schalke - Dortmund, 0:0

Hier laufen die letzten Sekunden und Schalke wünscht sich gerade Naldo zurück, der vorne noch einmal seinen Kopf in eine Flanke hält und ganz Gelsenkirchen jubeln lässt. Naldo ist aber nirgends zu sehen.

Schlusspfiff

Ein 0:0 der königsblauen Sorte. Es bleiben: Zwei Pfostentreffer von Schalke 04 und ein Spiel, in dem sie insgesamt die bessere Mannschaft waren. Der BVB (Saisonziel: Meisterschaft) kämpft weiter mit sich selbst und kommt mit dem Spiel keinen Meter weiter. Und sonst so? Der FC Bayern hat gegen Union Berlin zwei Elfmeter kassiert und trotzdem gewonnen, Robert Lewandowski ist ungefähr so unglaublich wie der SC Freiburg und der SC Paderborn wird die Saison nicht sieglos beenden. Danke fürs Mitlesen und bis nächste Woche!

© SZ vom 27.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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