Premier League:Die Bananenschale umkurvt

Premier League - Liverpool v Norwich City

Mohamed Salah tippt den Ball ins Tor.

(Foto: Action Images via Reuters)
  • Zum Premier-League-Auftakt gewinnt der FC Liverpool mit 4:1 (4:0) gegen Aufsteiger Norwich City.
  • Der Vizemeister zeigt phasenweise bereits wieder rasanten Fußball.
  • Torhüter Alisson muss allerdings verletzt ausgewechselt werden.
  • Am Mittwoch im europäischen Supercup gegen Chelsea steht der erste richtige Härtetest bevor.

Von Dominik Schelzke

Die neue Premier-League-Saison ist eigentlich nicht an diesem Freitagabend gestartet. Die neue Premier-League-Saison ist vielmehr am Donnerstagnachmittag gestartet, da gab Jürgen Klopp nämlich die erste Pre-Game-Press-Conference. Und hat direkt mal wieder ein paar schöne Sachen gesagt. Unter anderem, dass dieses Auftaktspiel ein klassisches "Banana Skin Game" sei, also ein Spiel, bei dem man leicht mal ausrutschen kann.

Er hat damit einer Partie eine weitere Ebene beigefügt, die ohnehin bereits vor dem Beginn nicht arm an Nebengeschichten war. Das Duell zweier deutscher Trainer, die beide beim BVB gearbeitet haben und sich trotzdem noch nie begegnet sind - Daniel Farke hatte die zweite Mannschaft der Dortmunder erst nach Klopps Amtszeit geleitet. Das Aufeinandertreffen von Zweitligameister Norwich City und Champions-League-Sieger FC Liverpool. Themen gab es also genug.

Klopp dürfte zufrieden gewesen sein, dass es nicht sein Team war, sondern der Gegner, der zuerst ausrutschte. Das erste Mal "You'll Never Walk Alone" für diese Spielzeit und schon stand es 1:0. Origi, der für den erst Anfang der Woche ins Mannschaftstraining gestarteten Mané auflief, ging an der linken Strafraumkante ins Dribbling, flankte und Kapitän Hanley versenkte. Nein, Liverpool hat nicht am "Deadline Day" plötzlich doch noch einen Stürmer gekauft und gleich zum Spielführer befördert, der erste Treffer der neuen Saison war ein Eigentor.

Komplett ohne Anlaufschwierigkeiten

Sollte Norwich City bis zu dieser 7. Minute einen defensiven Spielplan gehabt haben, war der damit erstmal über den Haufen geworfen. Die Roten liefen den Aufsteiger in der Folge mehr oder weniger am eigenen Strafraum an, stellten mit der ersten Pressingreihe fast alle Passwege zu und zwangen Norwich zu vielen Hoch-und-Weit-Aktionen. Eine Spielweise, die dem als "The Canaries" (Die Kanarienvögel) bekannten Team nicht wirklich liegt. In der vergangenen Saison hatte sich die Mannschaft um Trainer Daniel Farke die Meisterschaft mit Ballbesitzfußball erspielt - in der nicht gerade für feine Spielweise bekannten zweiten Division.

Der Vizemeister kam komplett ohne Anlaufschwierigkeiten aus der 89-tägigen Premier-League-Pause und dominierte das Geschehen wie gewohnt, wenn auch vielleicht noch nicht mit der Sicherheit der Vorsaison. Vor allem Mo Salah aber zeigte schon wieder einige Aktionen, die nicht so wirkten, als bräuchte er noch viel Einspielphase. So passte es dann auch, dass Afrikas Fußballer des Jahres in der 19. Minute das 2:0 erzielte. Joe Gomez, der wie im Community Shield gegen Manchester City den Vorzug vor Joel Matip erhielt, spielte einen feinen Flachpass über das halbe Feld auf Trent Alexander-Arnold und die Norwich-Abwehr wirkte erneut naiv überrumpelt. Obwohl sowohl Alexander-Arnold und Salah anschließend den Ball verstolperten, landete der Ball irgendwie bei Firmino, der kickte ihn weiter zu Salah und der Ägypter musste den Ball nur noch ins lange Eck tippen.

Norwich merkte man in der Anfangsphase den nachvollziehbaren Respekt vor der Kulisse und der Herausforderungen durchaus an. Doch der Aufsteiger blieb sich seines Stils treu, mutig mitspielen zu wollen. Nicht viele Teams haben in der vergangenen Saison in Anfield mit vier, fünf Spielern im Angriff agiert und am Ende des Spiels zwölf Torschüsse abgegeben.

Letztendlich reichte die Wettkampfhärte aber doch nicht aus, bestens zu beobachten beim 3:0. Virgil van Dijk schob Gegenspieler Lewis in der 28. Minute einfach ein, zwei Meter vor sich durch den Strafraum, sodass er nach der Ecke von Salah ohne Problem einnicken konnte.

Doch freuen konnte sich Liverpool nicht lange. Torhüter Alisson Becker hatte nicht allzu viel zu tun gehabt - und musste doch in der 39. Minute verletzt ausgewechselt werden. Ohne Fremdeinwirkung fiel er nach seinem Abschlag auf den Boden - so als wäre er auf einer Bananenschale ausgerutscht. Alisson zog sich eine Wadenverletzung zu. "Er konnte nicht weitermachen, das ist kein gutes Zeichen. Wir müssen sehen, wie schwer er verletzt ist", sagte Klopp nach der Partie. Den europäischen Supercup gegen Chelsea am Mittwoch verpasst er. In die Partie kam Ersatztorhüter Adrian, der erst vor ein paar Tagen ablösefrei aus West Ham geholt worden war.

"Die Feiern sind jetzt vorbei"

Das passende Ende einer ereignisreichen ersten Hälfte bildete dann in der 42. Minute der vierte Treffer Liverpools, erzielt vom starken Origi, der nach klugem Laufweg von Henderson aus dem rechten Halbfeld zentimetergenau von Alexander-Arnold bedient wurde und per Kopf traf. Henderson war ohnehin gefühlt überall und vor allem vermehrt offensiv anzutreffen - möglicherweise hat Klopp seinem Kapitän für diese Spielzeit eine neue Aufgabe mit auf den Weg gegeben.

Eine der kleinen Geschichten im Vorfeld zu diesem Spiel war übrigens auch die Einführung des Videoschiedsrichters gewesen, der ab dieser Saison auch auf der Insel angekommen ist. Bei seiner Premiere hatte er dann selbst noch keinen Auftritt, trotzdem stand die Technik zu Beginn der zweiten Hälfte kurioserweise im Mittelpunkt. Das Funkgerät eines Linienrichters funktionierte nicht und egal, was Simon Bennett zwischenzeitlich hörte, nichts dürfte so süß geklungen haben, wie der Szenenapplaus von Anfield, als er fünf Minuten später - neu verkabelt - seine Arbeit wieder aufnahm.

In der verspätet angepfiffenen zweiten Hälfte ging Liverpool merklich vom Gas und hätte dennoch ein, zwei Treffer mehr erzielen können, wären da nicht mangelnde Kaltschnäuzigkeit und der sehr sicher parierende Krul gewesen. Stattdessen wechselte Farke in der 58. Minute Moritz Leitner ein - auch so eine kleine, feine Geschichte, dieser war immerhin einst unter Klopp als Riesentalent Doublesieger geworden. Die erste Aktion des Deutschen mit der Nummer "10" war eine gelbe Karte gegen Henderson, die zweite ein Lattentreffer und im nächsten Angriff belohnte sich sein Team für die Angriffsbemühungen mit einem ansehnlich herausgespielten Tor durch den ehemaligen Schalker Teemu Pukki.

Nach diesem Anschlusstreffer war in der zweiten Hälfte hauptsächlich noch eine neue Freistoßvariante nennenswert, bei der Liverpool eine eigene Mauer versetzt vor der gegnerischen aufbaute, welche sich im letzten Moment wegduckte und Alexander-Arnold einen feinen Schuss aufs lange Eck ermöglichte, wenn auch nicht von Erfolg gekrönt. Der Außenverteidiger sagte nach der Partie: "The celebrations are over now", die Feiern sind jetzt vorbei. Man wolle jetzt versuchen, in der Liga noch besser abzuschneiden als letztes Jahr. Norwich war, bei aller Courage und offensiver Spielstärke, eher kein klassischer Premier-League-Härtetest. Der Supercup gegen Chelsea dürfte da schon eher zur Prüfung taugen - oder zumindest zum nächsten "Banana Skin Game".

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