Saudi-Arabiens LIV Tour:"Diese Jungs müssen ihre Lektion lernen"

Saudi-Arabiens LIV Tour: Routinier mit Herz auf der Zunge: Mike Lorenzo-Vera in München.

Routinier mit Herz auf der Zunge: Mike Lorenzo-Vera in München.

(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Nachdem Europas Tour Sanktionen gegen Spieler der saudi-arabischen LIV Tour verhängt hat, äußert sich der französische Routinier Mike Lorenzo-Vera als einer der wenigen Profis - und kritisiert die abgewanderten Spieler scharf.

Interview von Felix Haselsteiner, Eichenried

Dafür, dass Golf eigentlich eine ruhige Veranstaltung ist, ging es am Samstag bei den BMW International Open relativ laut zu: Tausende Zuschauer strömten über die Anlage, immer wieder brandete tosender Applaus auf, sogar ein Geburtstags-Ständchen für den Deutschen Maximilian Kieffer wurde gesungen. Nur zu einem Thema ist nicht viel zu hören: Dass die DP World Tour, in deren Rahmen auch das Münchner Turnier stattfindet, sich nach dem Eingreifen Saudi-Arabiens in die Golfwelt im Verteidigungsmodus befindet, wird kaum über offizielle Kanäle besprochen.

Am Freitag kündigte Europas Tour Sanktionen für die Spieler der saudi-arabischen LIV Tour an, die eine Sperre für drei Turniere und eine Strafzahlung von 100 000 Pfund beinhalten. Als einer der wenigen Profis kommentiert der Franzose Mike Lorenzo-Vera die Entscheidung bereitwillig im Interview mit der SZ. Der 37-Jährige hat in seiner Karriere 5,4 Millionen Euro Preisgeld bekommen - so viel, wie der Sieger des ersten LIV-Turniers in London innerhalb von drei Tagen verdient hat. Er spielt seit eineinhalb Jahrzehnten in Europa Golf und gilt als einer der Routiniers der Tour - und als jemand, der sein Herz auf der Zunge trägt.

Herr Lorenzo-Vera, wie haben Sie die Entscheidung der DP World Tour am Freitagmorgen wahrgenommen?

Mike Lorenzo-Vera: Ich habe erst nach meiner Runde mitbekommen, was die Entscheidung war. Ich finde sie sehr gut, wirklich sehr gut. Sie hätten meiner Meinung nach sogar noch mehr tun können. Diese Jungs müssen ihre Lektion lernen. Ich finde, ihre Haltung ist sehr egoistisch. Wenigstens haben wir jetzt diese Sanktionen, was ein guter nächster Schritt ist, aber wir müssen natürlich sehen, wie es weitergeht.

Die wenigen LIV-Spieler, die nach der Entscheidung gesprochen haben, sagten, sie würden gerne weiterhin auch auf der DP World Tour spielen...

...ja, und ich würde gerne zehn Ehefrauen haben und sieben Lamborghinis fahren, aber das kann ich auch nicht. Man muss eine Entscheidung treffen. Die LIV Tour ist nicht angekommen und hat gesagt, sie wollen eine nette Tour, die neben den bisherigen zwei Touren laufen kann. Nein, sie wollen die Tour hier in Europa zerstören und das kann ich nicht einfach so hinnehmen.

Sie spielen seit 15 Jahren hier in Europa als Profi Golf. Wie bedrohlich ist die Situation aktuell aus ihrer Sicht?

Ohne diese Chance in meinem Leben, die mir die Tour ermöglicht hat, könnte ich nicht so ein Leben leben. Alles, was ich kann, ist Golf spielen - und das gilt genauso für die alle (die LIV-Spieler, d. Red.). Fragen Sie die mal, ob sie heute 50 Millionen haben würden, ohne die DP World Tour und die PGA Tour? Sie können auch nichts anderes als Golf und das ist auch völlig in Ordnung: Nur geht doch nicht einfach zur Rente an einen Ort, wo Leute die Tour, auf der ihr eure Karrieren begonnen habt, zerstören wollen.

Wenn Sie nach vorne blicken, was sind ihre Hoffnungen für die DP World Tour hier in Europa? Ist eine Zusammenarbeit mit den USA vielleicht eine Lösung?

Alles, was mehr Geld auf die DP World Tour bringt, ohne dass die europäischen Spieler dadurch die Chance verlieren, hier zu spielen, wäre gut. Aber ich glaube nicht so wirklich dran, dass das passieren wird.

Warum nicht?

Weil es ein wenig zu gut klingt, in Zukunft mehr Geld und mehr Chancen zu haben. Ich kann mir das unter der Führung der PGA Tour nicht so wirklich vorstellen. Aber natürlich: Sie sind die große Tour und wir brauchen ihre Unterstützung.

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