Lisa Zaiser aus Österreich bei der Schwimm-EM:"I glaub i spinn"

Schwimm-EM, Schwimmen, Lisa Zaier

"Ich kann's gar nicht glauben": Bronzemedaillengewinnerin Lisa Zaiser, Österreich.

(Foto: imago sportfotodienst)

Österreich hat einige brillante Sportler hervorgebracht, viele Schwimmer sind nicht darunter. Bei der Europameisterschaft in Berlin schwimmt Lisa Zaiser aus Kärnten auf der Lagenstrecke völlig überraschend zu Bronze. Die 20-Jährige ist überwältigt - und gewinnt nebenbei eine Wette gegen ihren Trainer.

Von Saskia Aleythe , Berlin

Orientierung ist wichtig im Leben, das gilt für Schwimmer insbesondere. Ins Becken springen, Arme und Beine gewinnbringend einsetzen, richtig atmen, den finalen Anschlag ausführen - Lisa Zaiser hat das Hunderte Male gemacht, sie ist geübt. Nur mit der ersten Orientierung klappte es dann nicht so gut am Donnerstagabend.

"Ich habe dann auf die Anzeigentafel geschaut und meinen Namen bei Platz fünf oder sechs gesucht", sagt Zaiser. Stattdessen leuchtete ihr die Zahl drei entgegen: Sie hatte Bronze gewonnen über 200 Meter Lagen, in ihrem ersten EM-Finale überhaupt.

Größere Freude als bei der Siegerin

"Ich kann's gar nicht glauben, dass so ein Bauernmädchen wie ich aus Österreich Bronze holt", sprach die 20-Jährige ins ARD-Mikrofon, da war sie gerade erst aus dem Becken gestiegen. Österreich ist ein Land voller brillanter Sportler, aber es ist nicht gerade ein Land voller brillanter Schwimmer. "Als ich gesehen habe, dass ich Dritte war, habe ich, glaube ich, mehr gejubelt als die Hosszu."

Die Hosszu ist Ungarin und heißt mit Vornamen Katinka, sie hatte sich die Goldmedaille geschnappt, Silber ging an Aimee Willmott aus Großbritannien. Die beiden waren vorab die Favoriten gewesen, mit Zaiser hatte niemand gerechnet. Wie auch, die fünftbeste Zeit im Halbfinale war schon ein Erfolg gewesen für Zaiser, Österreich hatte in Berlin noch keinen Starter in ein Finale geschickt. "Alles was jetzt noch kommt, ist Zusatz", hatte Zaiser am Tag vor dem Rennen auf ihre Facebook-Seite gepostet.

"Ich bin mehr als sprachlos", gab sie nach ihrem Triumph zu verstehen, dann erzählte sie doch noch ein bisschen. Auf Bahn zwei musste sie das Finale bestreiten, relativ weit am Rand. "Das war mir gar nicht so recht, da ich da auf die Seite von der Mitte weg atme und gar nichts vom Rennen mitbekommen habe", erinnerte sie sich. Nach der Hälfte der Strecke lag sie auf Rang fünf, dann kam die Aufholjagd, die mit einer Zeit von 2:12,17 Minuten endete. Im Halbfinale war sie rund eine Sekunde langsamer gewesen.

Der Trainer verliert eine Wette

Die Dimension ihres Erfolges wurde Zaiser nach einigen Momenten der Besinnung dann doch recht schnell bewusst. "Jetzt mag ich aber nie mehr hören, dass nach Jukić und Rogan nichts mehr nachkommt", sagte sie. Mirna Jukić und Markus Rogan waren bis zuletzt Österreichs erfolgreichste Schwimmer, Jukić beendete 2010 nach etlichen Titeln in Brustschwimmen ihre Karriere. Rogan verabschiedete sich nach Olympia 2012 und Bronze bei der Kurzbahn-EM in den Ruhestand, seitdem hatten die Österreicher keine Schwimm-Medaille gewonnen - bis jetzt.

Der Name Zaiser war schon vor diesem Erlebnis ein bekannter, allerdings vorrangig in ihrer Heimat. Die 20-Jährige hat Erfahrungen bei Europameisterschaften gesammelt, sie war sogar bei den Olympischen Spielen in London dabei. Ihr bestes EM-Ergebnis erreichte sie vor zwei Jahren in Debrecen, damals schwamm sie auf Rang zehn, in London war es ein 19. Rang.

Doch Zaiser wollte mehr. Nach dem Abitur konzentrierte sie sich ganz aufs Schwimmen. Anfang des Jahres trennte sie sich von ihrem Jugendtrainer Ferdinand Kendi und zog von Spittal an der Drau (Kärnten) nach Linz, um sich am Landesstützpunkt mit Trainingspartnern auf ihrem Niveau zu messen. Neuer Trainer wurde Marco Wolf, der wie seine Schwimmerin überwältigt war von dieser Bronzemedaille.

"Ganz habe ich es noch gar nicht realisiert", sagte er nach der Siegerehrung. Für ihn zieht die Medaille auch einen Wetteinsatz nach sich: Wolf hatte Zaiser versprochen, sich einen Monat lang nicht zu rasieren, sollte Zaiser in Berlin tatsächlich ein derartiger Triumph gelingen. "Da muss ich jetzt durch."

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