Lionel Messi in den Panama Papers:Uruguay, bitte melden!

Graffiti in Barcelona mit Lionel Messi

Ein Wandbild in Barcelona zeigt den mehrmaligen Weltfußballer Lionel Messi. In Panama finden sich seine Spuren eher in geheimen Dokumenten.

(Foto: Pau Barrena/AFP)
  • Neue Enthüllungen der Panama Papers zeigen, dass eine angeblich geschlossene Briefkastenfirma von Lionel Messi für eine gewisse Zeit weiter operierte.
  • Das sorgt bei Messis Beratern für Ärger, denn sie hätten den Fall ihres Klienten gerne zu den Akten gelegt.

Von Mauritius Much

Vor zwei Jahren, im Sommer 2016, hatte Mossack Fonseca endgültig genug von Lionel Messi und seinen verstummten uruguayischen Anwälten. Damals, in den Wochen nach dem Schock der Panama-Papers-Enthüllungen, hatte eine Mitarbeiterin der panamaischen Anwaltskanzlei Messis Anwälten E-Mail um E-Mail geschrieben, sie wollte endlich alle Dokumente bekommen, die für eine vernünftige Risikoüberprüfung des berühmten Kunden eigentlich erforderlich waren: Kontaktdaten, Passkopien und andere Dokumente des Begünstigten der Briefkastenfirma Mega Star Enterprises.

Dieser Begünstigte, der Megastar in dieser Geschichte, ist natürlich: Lionel Messi.

Doch aus Uruguay kommt einfach keine Antwort. Also handelt Mossack Fonseca: Am 6. Juli 2016 treten die panamaischen Scheindirektoren von Mega Star Enterprises zurück, und Mossack Fonseca selbst gibt sein Amt als Verwalter der Firma zurück. Die Firma Mega Star Enterprises steht somit kurz vor der Auflösung. Dieser Schritt ist normalerweise einer, den die panamaische Anwaltskanzlei ungern und äußerst selten geht - damit verprellt man Kunden für immer. Und Kunden sind das wichtigste Kapital von Mossack Fonseca. Aber was sollen sie tun, wenn die Anwälte dieses Kunden nicht einmal E-Mails beantworten?

Diese Posse um Mossack Fonseca und Messis Anwälte lässt sich aus neuen Dokumenten nachvollziehen, die der SZ aus der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca zugespielt und mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) geteilt wurden. Das Vorspiel dazu waren die Enthüllungen der Panama Papers am Abend des 3. April 2016. Damals hatten die gemeinsamen Recherchen spanischer und deutscher Journalisten gezeigt, dass Lionel Messi zusammen mit seinem Vater eine bisher unbekannte Briefkastenfirma gehörte, die Mega Star Enterprises.

Für Lionel Messi war diese Enthüllung äußerst heikel, er hatte damals schon genug Ärger wegen anderer Briefkastenfirmen: Er hatte nämlich zwischen 2007 und 2009 über ein Konstrukt mit Offshore- Gesellschaften unter anderem in Uruguay und Belize dem spanischen Fiskus Millioneneinnahmen aus Bildrechten vorenthalten. Deswegen wurden er und sein Vater auch wegen Steuerbetrugs in Höhe von 4,1 Millionen Euro im Juli 2016 in Spanien zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt, wobei die Strafe de facto zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Im Mai 2017 setzte der oberste Gerichtshof Spaniens die Strafe gegen Messis Vater auf 14 Monate herab, das Urteil gegen Lionel Messi bestätigte er. Immerhin ist sein Strafmaß um drei Monate kürzer als jenes, das sein ewiger Rivale Cristiano Ronaldo vor Kurzem mit dem spanischen Staat ausgehandelt hat. Auch der Portugiese hatte seine Bildrechte über Briefkastenfirmen gemanagt und die Einnahmen nicht in Spanien versteuert.

Nach den Panama-Papers-Enthüllungen hatte Messi jedenfalls schon am nächsten Tag in einem Statement erklären lassen, die Mega Star Enterprises sei "total inaktiv". Das sollte signalisieren: Nix dran an der Sache. Nur: Stimmt diese Aussage des Superstars? Anderthalb Monate später jedenfalls, im Mai 2016, behauptet eine Mitarbeiterin von Mossack Fonseca in einer E-Mail an eine Kanzleikollegin das Gegenteil: Die Mossack-Filiale in Uruguay sage, "dass der Kunde die Firma schon benutzt". Dem interessierten Beobachter stellt sich also die Frage: Was denn nun?

Zumal man nach den Enthüllungen der Panama Papers tatsächlich hätte erwarten können, dass die Messis die Mega Star Enterprises sofort abstoßen würden. Denn sollten die spanischen Behörden auch bei dieser Briefkastenfirma feststellen, dass Messi den Behörden etwas verschwiegen und sich strafbar verhalten hat, könnte ihm weiteres juristisches Unheil drohen.

Ist alles längst geklärt? Wohl eher nicht

Der Anwalt Messis sagt dazu auf Anfrage des ICIJ, dass die Steuerstreitigkeiten mit dem spanischen Staat längst geklärt seien, es handle sich um eine alte Angelegenheit, die nicht mehr berichtenswert sei. Zudem sei die Firma gar nicht mehr in Gebrauch.

Doch laut den neuen Panama-Papers-Daten war die Mega Star Enterprises eben sehr wohl noch aktiv, und zwar über den April 2016 hinaus - auch noch, als Mossack Fonseca im Sommer 2016 verzweifelt versucht, Messis uruguayische Anwälte zu erreichen. Die melden sich dann doch, allerdings erst Ende September 2016. Und wie: In einer E-Mail vom 26. September 2016 beschweren sie sich darüber, dass Mossack Fonseca als Verwalter der Briefkastenfirma zurückgetreten sei und die Mega Star Enterprises sich damit vor der Auflösung befinde.

Lionel Messi in den Panama Papers: undefined

Eine spanische Zeitung hatte nämlich von der Aktion erfahren und darüber berichtet. Die uruguayischen Anwälte waren außer sich: "Die Familie Messi ist verwirrt und darüber irritiert, aus der Presse von einseitigen Aktionen von Mossack Fonseca zu erfahren ... Es ist unglaublich, wenn man an den nicht zu reparierenden Schaden denkt, den uns diese Kanzlei angerichtet hat!"

Die Messi-Vertreter sind wütend

Damit sorgen die Messi-Anwälte wiederum für Kopfschütteln bei Mossack Fonseca: "Ohne Worte", kommentiert eine Mossfon-Mitarbeiterin in einer internen E-Mail. Schließlich hatte Mossfon ja ständig E-Mails nach Uruguay geschickt und den Rückzug angekündigt, sollten die Dokumente nicht gesendet werden. Genervt leiten die Mossfon-Leute die damaligen E-Mails als Beweis weiter an das Messi- Lager. Dessen Anwälte behaupteten nun, die E-Mails seien nicht angekommen - und sähen ohnehin "gefälscht" aus.

Am Ende sind es Messis Vertreter, die ihrerseits genug haben von Mossack Fonseca. Sie bedeuten Mitarbeitern der panamaischen Anwaltskanzlei, dass sie die Mega Star Enterprises zu einem anderen Anbieter transferieren wollen. Ob der Wechsel wirklich vollzogen wurde, ist aus den neuen Panama-Papers-Daten nicht zu sehen. In der internen Mossack-Fonseca-Datenbank wird die Mega Star Enterprises noch bis mindestens Anfang Juli 2017 geführt. Laut dem panamaischen Handelsregister existiert sie sogar bis mindestens Juni 2018. Seltsam für eine Firma, die angeblich total inaktiv war und ist.

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