Süddeutsche Zeitung

FC Barcelona:Aufruhr um Messis gigantisches Gehalt

Eine spanische Zeitung veröffentlicht erstaunliche Details zum Verdienst des Kapitäns des FC Barcelona: Dem Argentinier stehen seit 2017 maximal rund 555 Millionen Euro zu.

Von Javier Cáceres

Die Zahlen sind nicht völlig neu. Erst vor wenigen Tagen war wieder die Rede davon, dass der FC Barcelona in jüngerer Vergangenheit eine aberwitzige Gehaltspolitik verfolgt hat, als es um die 1,2 Milliarden Euro Verbindlichkeiten ging, die der Klub angehäuft hat. Gleichwohl: Schwarz auf weiß lesen sie sich noch beeindruckender. Am Sonntag hat die spanische Zeitung El Mundo mit chirurgischer Exaktheit das gigantische Salär von Lionel Messi, 33, veröffentlicht, welches dem Kapitän der Fußball-Mannschaft seit der Saison 2017/18 und bis zum diesjährigen Ende seiner Bindung an den Klub maximal zusteht: 555 237 619 Euro. In Worten: Fünfhundertfünfundfünfzig Millionen zweihundertsiebenunddreißigtausendsechshundertneunzehn Euro. Brutto zwar. Aber immerhin.

Es ist, soweit bekannt, der teuerste Arbeitsvertrag des Profisports. Weltweit. Patrick Mahomes hat unlängst bei den Kansas City Chiefs, einem Team der National Football League (NFL), einen Zwölfjahresvertrag über 503 Millionen US-Dollar unterschrieben. Der Baseball-Klub Los Angeles Angels verlängerte 2019 den Kontrakt von Mike Trout ebenfalls um zwölf Jahre, für auch noch stolze 430 Millionen Dollar. Beide liegen unterhalb der stratosphärischen Zahlen Messis - denen man nun aber die Einnahmen Barcelonas für Trikotverkäufe oder Sponsorengelder, Gagen für Trainingslager und Showspiele im nicht spanischen Ausland gegenrechnen müsste. Der FC Barcelona ist mit Messi mehr wert als ohne ihn.

Messi werden im Vertrag rund 205 000 Euro zugesichert. Netto. Und pro Tag

Solche Zahlen wurden allerdings am Sonntag nicht erwähnt, ebenso wenig, dass andere Spieler beim FC Barcelona ebenfalls horrende Gehälter kassieren. Ganz abgesehen davon ist nicht erinnerlich, dass der demissionierte Präsident Josep Maria Bartomeu gezwungen wurde, den Vertrag mit Messi zu unterschreiben, der dem Argentinier pro Jahr knapp 139 Millionen Euro brutto oder 74,9 Millionen Euro netto sichert. Pro Tag sind das rund 380 000 Euro vor Steuern oder etwa 205 000 netto. Vor allem hätte Bartomeu Messi im Sommer vorigen Jahres nicht zwingen müssen, seinen Vertrag zu erfüllen. Messi erklärte öffentlich, dass er gehen wolle. Bartomeu drohte ihm mit der Justiz.

Nun landete Messi (womöglich mit dem Segen Bartomeus?) auf der Titelseite einer Zeitung, als wäre er der Alleinschuldige an Barcelonas Problemen - und nicht auch verantwortlich dafür, dass der FC Barcelona der Fußballklub mit den höchsten Einnahmen der Welt ist, die dann für überteuerte Spieler wie den früheren Dortmunder Ousmane Dembélé verprasst wurden. Der FC Barcelona teilte am Sonntag mit, "nichts mit der Veröffentlichung zu tun" zu haben; er bedaure, dass ein "ausschließlich privates" Dokument verbreitet worden sei. Der Klub bereite rechtliche Schritte gegen El Mundo vor und versicherte, Messi zu unterstützen gegen Versuche, sein Image zu beschädigen. Die Anwälte des Argentiniers bereiten ebenfalls rechtliche Schritte vor - gegen El Mundo sowie gegen alle Angestellten Barças, die Zugang zu seinem Vertrag hatten.

Die ausbleibenden Erfolge haben ihren Preis: Auf einige Prämien muss Messi verzichten

Dass Messi (der am Sonntagabend einen Treffer zum 2:1 gegen Athletic Bilbao beisteuerte) zu den Löchern in den Kassen der Katalanen beigetragen hat, ist kaum zu bestreiten: Allein für seine Unterschrift erhielt er als "Signing Fee" die beachtliche Summe von knapp 98 Millionen Euro. Sie muss ihm in zwei Tranchen überwiesen worden sein, Ende 2017 und Ende 2018. Auch für die Verlängerung seines Vertrages über Imagerechte strich er eine Prämie ein - in Höhe von 17,2 Millionen Euro. Die Treueprämien haben es ebenfalls in sich: Sein Verbleib beim FC Barcelona bis zum 1. Februar 2021 bringt ihm rund 66 Millionen Euro ein. Was natürlich der Versicherung, seine Liebe zu Barça sei etwas ganz Besonderes, eine neue Bedeutung verleiht. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young kamen im abgelaufenen Geschäftsjahr zur Erkenntnis, dass der FC Barcelona ein "negatives Betriebskapital" von 601 Millionen Euro aufweist, was die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs "in Zweifel ziehen könnte."

Das klingt plausibel, da ja nicht nur die Verbindlichkeiten enorm sind, sondern die Einnahmen durch Corona weggebrochen sind und mögliche Erfolge ganz schön viel Geld kosten für Prämien. Sollte Messi gesund bleiben und an 60 Prozent aller Pflichtspiele teilnehmen, würde er wie in früheren Saisons knapp zwei Millionen Euro als Prämie erhalten. Die bloße Qualifikation der Mannschaft für die Champions League bringt ihm den gleichen Betrag ein, und weil das Team wieder die Gruppenphase überstanden hat, ist sein Konto um knapp eine weitere Million Euro praller. Es sind weitere Prämien vereinbart, zum Beispiel für den Gewinn der spanischen Meisterschaft, des Pokals oder der Wahl zum Weltfußballer, von der er wohl nur noch träumen kann. Die ausgebliebenen Erfolge haben ihren Preis: Messi wird laut El Mundo nur 92 Prozent der 555 Millionen Euro kassieren.

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