Linksaußen:In der Masken-WG

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Bild aus besseren Tagen: Skateboarder am Rande des Munich Mash im Münchner Olympiapark. (Foto: Claus Schunk)

Skater und Biker leiden unter den Hygieneregeln, immerhin wird die geplante Actionsporthalle in München vom Bund mit drei Millionen Euro alimentiert.

Von Ralf Tögel

Die Regierung unserer schönen Republik übertrifft sich momentan ja nicht gerade mit Erfolgsmeldungen. Test-Debakel, Impf-Versagen, Politiker, die sich an der Maskenbeschaffung bereichern, es sind keine schönen Schlagzeilen, die momentan produziert werden. Da liest sich folgende Meldung doch besonders gut: "Mit drei Millionen Euro bezuschusst der Bundestag die Actionsporthalle in Pasing, die schon lange ein Leuchtturmprojekt der Münchner SPD ist." Hintergrund ist ein Programm des Bundes zur "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur", wofür 400 Millionen Euro für weitere 225 Projekte bereitgestellt werden.

Wann das Geld dann tatsächlich ankommt, nun ja, wollen wir mal nicht gleich wieder mosern. Zumal es sicher nicht die Falschen trifft, die Actionsportler in München haben bekanntlich kein Dach über dem Kopf - und wegen der Pandemiebestimmungen sowieso ein hartes Los. Zuletzt wurde eine selbst erbaute Anlage platt gemacht, man kann den Eindruck gewinnen, dass Skater und Biker sowieso nur stören. Zwar hat Landesvater Markus Söder höchstselbst Lockerungen verkündet und kontaktlosen Sport wieder erlaubt, die Rede war aber vorerst nur von Golf und Tennis, den elitären Sportarten natürlich. Dabei sollten auch die Actionsportler profitieren, ist ja auch ein kontaktloser Einzelsport, und Board oder Bike dürften ja auch aus dem eigenen Haushalt stammen.

Aber ganz so locker hat sich die Exekutive zuletzt nicht gegeben, was man so hört. Die Ordnungshüter berichten von einer Vielzahl an Kontrollen und Einsätzen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München, das betrifft neben der Stadt auch den Landkreis, es ging dabei um die Einhaltung der aktuellen Infektionsschutzregelung. Neben der üblichen Auflösung von Feten biertrinkender Kids wurden an einer "Skater-Örtlichkeit in München-Waldperlach etwa 150 Personen festgestellt", wie auf Beamtendeutsch steif mitgeteilt wird. Die Versammlung sei aufgelöst und Platzverweise ausgesprochen worden. Das kann teuer werden, 250 Euro für Teilnehmer und 5000 für den Veranstalter.

Aber zu Recht? Sind vielleicht welche zu zweit auf dem Skateboard gefahren? Oder ist einer bei seinem Kumpel auf dem Gepäckträger gehockt, aber Moment: Haben BMX-Bikes überhaupt so ein Ding? In einer Münchner Unterführung wurden 25 Skater ohne Mundnasenschutz erwischt, ist verboten, klar, aber wo sollen sie denn hin? Die Halle wird gerade geplant, was im Übrigen seit zehn Jahren der Fall ist, könnte also noch ein bisschen dauern, bis da ein Dach zur Verfügung steht. In Neuperlach wurde eine größere Menschenansammlung in einer Wohnung gemeldet, die Polizei stellte vor Ort 38 Personen fest, die dort einen Junggesellinnenabschied feierten. Zwei Männer waren dabei, ob das Stripper waren, ist nicht bekannt. Oder Skater, oder skatende Stripper, egal, alle wurden angezeigt.

Die Polizei betont immerhin, dass Skateboardfahren allein oder mit Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt sei. Und nun ist ja der Kontakt von fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt, unter 14-Jährige zählen nicht. Und gilt eine Wohngemeinschaft nicht als ein Haushalt? Müsste doch so sein, nur mal so gedacht: Wenn die Halle fertig wäre, könnte man doch ein paar Matratzen reinlegen und, na klingelt's? Eine riesige Skater-WG, Schnelltests von Papa Freistaat, sind ja versprochen, und nie wieder Ärger mit der Polizei. Was für eine schöne Nachricht. Aber bis die Halle steht, ist Corona wahrscheinlich kein Thema mehr.

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