Süddeutsche Zeitung

Ligapräsident Rauball zur Fifa:"So eine Reform geht nur mit einer Neugründung"

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DFL-Boss Reinhard Rauball hält Sepp Blatter als Präsidenten des Fußball-Weltverbandes für nicht mehr tragbar. Im SZ-Interview erklärt er, warum er die aktuelle Misere auch als Chance sieht.

Von Freddie Röckenhaus

Ligapräsident Reinhard Rauball hält die "Neugründung" eines Dachorgans für den Weltfußball für unausweichlich. Der Zeitpunkt für eine Umstrukturierung der Fifa sei längst verpasst worden: "Es ist höchste Zeit, sich schnell über einen Plan B Gedanken zu machen", sagt Rauball in einem ausführlichen Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe). Auch hält der deutsche Ligachef Joseph S. Blatter als Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa für nicht mehr tragbar: "Ich würde Blatter raten zu sagen: Ich befreie den Weltfußball und die Fifa zum frühestmöglichen Zeitpunkt von dieser Personalie."

Für Rauball, der Jurist ist und dessen Wort Gewicht hat, weil er auch als Präsident von Borussia Dortmund und als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes wirkt, wird ein Aspekt in der aktuellen Aufregung über die Skandale des Fußball-Weltverbandes unterschätzt: "Dass die US-Justizbehörden die Fifa derzeit als 'Rico' qualifizieren. Das heißt, dass die US-Justiz die Fifa als vom organisierten Verbrechen und Korruption beeinflusst einstuft." Dies, so der 68-Jährige, könne zusammen mit Schadenersatzforderungen dazu führen, dass die Fifa "handlungsunfähig wird".

Rauball sagt weiter, er habe gehofft, "dass wir als große Profi-Ligen gemeinsam eine Position in Europa aufbauen können. Also mit der Bundesliga, mit England, Frankreich, Spanien, Italien etwa. Das ist bisher nicht gelungen". Rauball sieht die aktuelle Misere aber auch als Chance: "Der Weltfußball könnte gezwungen sein, sich zu bewegen und sich neu zu strukturieren." Sein Wunsch wäre eine Struktur, "vergleichbar einer deutschen AG - mit einem professionellen Vorstand und einem entsprechenden Aufsichtsrat". Ein weiterer Vorschlag: "Ich bin dafür, dass da mehr Leute reinkommen, die eben nicht alle aus dem Fußball kommen."

Rauball fordert glaubwürdige Erklärung von Platini

Mit Blick auf Michel Platini, dem Chef der europäischen Fußball-Union Uefa, der sich um die Nachfolge Blatters bewirbt, sieht Rauball ebenfalls noch Handlungsbedarf. "Michel Platini wird der Öffentlichkeit und den Fußballfans glaubwürdig, und darauf liegt die Betonung: glaubwürdig, erklären müssen, wie die Dinge gelaufen sind", fordert Rauball mit Blick auf eine von Blatter angewiesene Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini.

"Er hat in seinem Brief an die Mitgliedsverbände der Uefa sinngemäß einen Satz geschrieben, der mir überhaupt nicht gefallen hat: Nämlich, dass er sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen derzeit nicht im Detail äußern wolle. Als private Person in einem privaten, zivilen Umfeld, kann er das selbstverständlich so machen, wenn er glaubt, sich schützen zu müssen", findet Rauball, für einen Bewerber um das Amt des Fifa-Präsidenten aber gelten seiner Meinung nach "andere Maßstäbe": "Was Platini uns bisher wissen lässt, reicht da einfach nicht aus."

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