2. Liga: TSV 1860 München:Bankenaufsicht ermittelt gegen Fußballer

1860 München lockt Investoren: Sie können über eine klubeigene Vermarktungsagentur Transferrechte an Spielern erwerben. Eine Erlaubnis fehlt.

Hannah Wilhelm

Der TSV 1860 München braucht Geld. Die traditionsreichen Löwen sind seit Jahren fortwährend in finanziellen Nöten, das ist nicht neu. Neu ist ein spezieller Versuch des Fußball-Zweitligisten, an Geld zu kommen. Neu - und eventuell nicht legal. Denn nun ermittelt die Bankenaufsicht Bafin gegen Sechzig.

Peniel Mlapa 1860 München dpa

Ein Objekt für Investoren: Peniel Mlapa, junger Stürmer des TSV 1860 München.

(Foto: Foto: dpa)

Im Fokus steht eine Idee von 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers: die Löwen Sportrechte Vermarktungsagentur (LSV). Das ist eine im vergangenen Jahr gegründete Tochtergesellschaft, an die der Verein die Transferrechte von 16 seiner Spieler verkauft hat. Die Idee: Anleger können dieser Gesellschaft Geld leihen, mindestens 50.000 Euro, und sollen daran verdienen, wenn die Spieler ihren Marktwert steigern und teurer verkauft werden können.

Dementsprechend dürften in der LSV vornehmlich jüngere Profis geparkt werden, die eine gute Entwicklung versprechen und Sympathie wecken - Aleksandar Ignjovski etwa, der talentierte Sechser aus Serbien, oder die Stürmer aus dem eigenen Nachwuchs, Manuel Schäffler und Peniel Mlapa, den Sportdirektor Miroslav Stevic vor einigen Wochen schon mal vorsorglich zum Verkauf angepriesen hat. Die LSV ist ein Gag, eine gute Geschichte, ein Marketingtrick. Keine Frage.

Vor allem an die Sponsoren des Vereins soll sich das Angebot richten. Sie könnten den TSV unterstützen - und ihr Geld in eine bombensichere Anlage stecken, so hieß es. Deshalb lud der TSV im Januar seine wichtigsten Sponsoren ein, um ihnen das Geschäft schmackhaft zu machen; zum Abendessen in ein afrikanisches Restaurant nahe der Münchner Wiesn. Einige Löwen-Funktionäre versicherten dort auch gleich, der Tochtergesellschaft selbst Geld zu leihen, aus ihrem Privatvermögen. Vertrauenserweckend sollte das wohl wirken. "Die LSV hat sich hervorragend bewährt", sagt Stoffers, "inzwischen haben wir 16 Anleger mit erklecklichen Beträgen."

Das Problem: Wer sich Geld leiht, der kann das selbstverständlich gerne tun. Doch nicht einfach so im großen Stil. Fünf Millionen Euro will sich die LSV von Anlegern borgen, und das ist ganz sicher kein kleiner Häuslebauer-Kredit. Wer Einlagen in einer solchen Höhe annimmt, der braucht eine Genehmigung, "denn es handelt sich dabei um ein klassisches Bankgeschäft" - so die Einschätzung von Peter Mattil, Fachanwalt für Banken- und Kapitalmarktrecht aus München. Diese Genehmigung gibt es nur bei der Bankenaufsicht Bafin.

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Spieler werden versteigert?

Dort ist man irritiert, denn die LSV hat eine solche Lizenz nicht beantragt und auch nicht bekommen. Der Zuständige für unerlaubte Bankgeschäfte ermittelt daher. Die Aufsicht könnte im höchsten Fall dieses Bankgeschäft verbieten - dann müsste die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Lizenzunterlagen des TSV für die kommende Saison wohl neu betrachten. Stoffers beschwichtigt gegenüber der SZ: "Aufgrund der Ausgestaltung des Geschäftsmodells der LSV, das heißt insbesondere der Verträge mit den Investoren, sehen wir keinen bankaufsichtsrechtlichen Handlungsbedarf."

Schon im Frühjahr 2009 hatten die Löwen einen ungewöhnlichen Versuch unternommen, aus dem finanziellen Engpass zu kommen. Sie wollten einen Fremdkapitalgeber ins Haus holen, den schillernden Immobilienmakler und Spielerberater Nicolai Schwarzer aus Berlin. Der hätte im Gegenzug aber massiven Einfluss auf die sportlichen Entscheidungen nehmen können - weshalb das Geschäft nicht zustande kam. Die DFL war dagegen. Und sauer. Der schöne Vorteil an der neuen Konstruktion: Dort wird nicht öffentlich, wer Geld investiert, die Tochtergesellschaft muss darüber auch keine Auskunft geben.

Dafür, dass die Löwen sowieso schon so wenig Geld haben, verspricht die LSV in dem umstrittenen Angebot den Anlegern ziemlich viel: Ihre Einlage soll wohl mit sieben Prozent pro Jahr verzinst werden, die Rückzahlung wird bis August 2012 garantiert. Für eine sichere Anlage mit garantierter Rückzahlung sind sieben Prozent viel. Wenig ist es für eine Anlage, deren Gelingen von unabsehbaren Dingen wie einem Kapselriss eines Spielers oder auch einfach nur einer schlechten Saison abhängig ist. Und de facto wäre dem so: Wie soll die LSV das Geld samt Zinsen zurückzahlen, wenn es nicht gut läuft mit den fußballerischen Erfolgen?

Kann die Gesellschaft das nicht, würde ihr die Pleite drohen. Dann käme ein Insolvenzverwalter - und würde die Rechte an den 16 Spielern verwalten. Wie man sich das dann vorstellen muss, ist unklar. Ob dann skurrile Ideen auftauchen, wie die Zwangsversteigerung von Spielern? Eine Vorstellung, die zeigt, dass der Münchner Traditionsverein seinen Ruhm mit diesem Geschäft womöglich nicht steigern wird.

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