2. Liga:Theater Effenberg - macht er das mit Absicht?

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Stefan Effenberg - "The New One" (Foto: Bongarts/Getty Images)

Kein Führerschein, kein Trainerschein, aber einen Bootsschein: Vielleicht brettert der Mann, der einst als Stefan Effenberg bekannt war, bald mit dem Boot nach Ibiza.

Glosse von Thomas Hummel

Die Frage ist ja, ob Stefan Effenberg das mit Absicht macht. Ein paar Fortbildungen schwänzt, sich heimlich ins Stinkefingerchen lacht, und dann eine anonyme Mail an eine Boulevardzeitung schreibt: "Hey, der Effe, der hat gar keine Trainerlizenz mehr - Skandal!"

Wie anders ist zu erklären, dass es um diesen Stefan Effenberg in seinen ersten Monaten als Trainer einer Profi-Mannschaft mehr Getöse gibt als bei anderen in 40 Jahren. Sagte er nicht einmal, noch als Spieler: " Für mich bedeutet dieser Beruf mehr. Es gehört viel mehr Show dazu, es muss Leben in die Bude. Die Fans wollen Typen und gute Unterhaltung."

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Die Löwen gewinnen in Kaiserslautern, während sich der SC Paderborn ein 0:0 in Karlsruhe ermauert. Nürnberg und Bochum dürfen weiter vom Aufstieg in die Bundesliga träumen.

Da kam der SC Paderborn 07 gerade recht. In Köln, Hamburg oder bei 1860 München brauchen sie einen Effenberg in der Regel nicht. Aber im betongrauen, strebsamen Ostwestfalen, da war wirklich nix los. Inzwischen ist da so viel Leben in der Bude, dass es manch einem Verantwortlichen vermutlich schon mal den Magen umgedreht hat. Während bei Stefan Effenberg in dem Segment freilich alles in Ordnung ist. Vor dem Zweitliga-Spiel am Dienstagabend in Karlsruhe sagte er: "Ich habe keinen Führerschein, ich habe keinen Trainerschein, aber zumindest einen Bootsschein und einen guten Stoffwechsel."

Der selbst ernannte "New One" kam an einem verschneiten Dienstag am Flughafen Paderborn an und sagte: "Alle standen Spalier und waren total glücklich, dass ich da bin." Die Show begann. Er gewann die ersten beiden Spiele und war ein Held. Seitdem gewann er zwölf Spiele lang nicht mehr, liegt in der zweiten Bundesliga auf einem Abstiegsrang - ein bisschen Drama kann nicht schaden.

Kurz vor seiner Reise ins ruhige Ostwestfalen hat er auf dem lauten Oktoberfest noch mal die Sau rausgelassen, sich mit Alkohol am Steuer erwischen lassen (dazu benötigt man in München keine anonyme Mail) und war den Lappen los. Die Berichterstattung darüber bezeichnete seine Frau Claudia als "Mobbing". Im Wintertrainingslager brachten einige Spieler ordentlich Leben in die türkische Bude und Paderborns Präsident Wilfried Finke, Chef eines stinknormalen Möbelhauses, gab danach öffentlich kund: "Es ist nicht die Aufgabe von Stefan Effenberg, dem Spieler zu sagen: 'Wenn du in die Hotelbar gehst, lass bitte die Hose oben!'"

Inzwischen hat der spaßfreie Ralf Rangnick dem neuen Kollegen vorgeworfen, er lasse "Anti-Fußball" wie vor 30 Jahren spielen. Jetzt ist plötzlich Effenbergs Trainerlizenz weg. Alles geplant? Ein großes Theaterstück? Oder doch eine Form von schleichendem Identitätsdiebstahl? Schluckt der Automat morgen Effenbergs Kreditkarte? Verweigert ihm das Käferzelt das nächste Mal den Eintritt ins Promi-Wiesn-Zelt? Verschwindet der SC Paderborn gleich mit und ein Mann, der einst Stefan Effenberg war, brettert mit Claudi im Arm auf dem Motorboot nach Ibiza?

"Im Ernst: Ich werde das nachholen, das wird am Montag passieren." Sagte ein Mann, der noch als Stefan Effenberg bekannt ist, zu den verpassten Trainerfortbildungen am Dienstag ins Mikrofon. Schade eigentlich.

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