2. Liga:Lasogga trifft

Hamburger SV v 1. FC Koeln - Second Bundesliga

Kunst im Volkspark: Einigermaßen erstaunt nimmt der Kölner Mittelfeldspieler Salih Özcan zur Kenntnis, wie Hamburgs Douglas Santos mit dem Ball umgehen kann.

(Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Die Hamburger Zweitliga-Wochen erleben ihren vorläufigen Höhepunkt. Im Duell der Bundesliga-Absteiger setzt sich der Hamburger SV 1:0 gegen Köln durch und setzt sich an die Tabellenspitze - vor dem Lokalrivalen St. Pauli.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Der FC St. Pauli aus der doch sehr unmittelbaren Nachbarschaft würde nach dem Spiel nicht mehr Tabellenführer der Zweiten Liga sein, so viel stand zur Erleichterung des Hamburger SV schon vor dem Duell mit dem 1. FC Köln fest. Die eine Nacht mit diesem für den HSV besonders deprimierenden Ranking reichte bereits. Auch war dieser Montag so oder so ein Festtag, denn Uwe Seeler feierte seinen 82. Geburtstag. Die Frage, wer für den Rest der Woche den Kiezklub als Spitzenreiter ablöst, wurde dann unter großem Jubel so beantwortet: Es ist nach dem 1:0-Sieg durch ein spätes Tor von Pierre-Michel Lasogga tatsächlich der Hamburger SV. "Es war ein sehr intensives Spiel heute, und ich glaube, dass am Ende das bessere Team verdient gewonnen hat", sagte Matchwinner Lasogga beim TV-Sender Sky und hatte mit beiden Einschätzungen recht. Kölns Trainer Markus Anfang gab zu bedenken: "Wir hatten in den ersten 15 Minuten viele Möglichkeiten nach vorne", gab aber zu, dass dann "unser Spiel abgerissen ist. Wir hatten unheimlich viele individuelle Fehler und haben den HSV dazu eingeladen, das Spiel in die Hand zu nehmen." Vor Anpfiff hatte es erst mal Dollarscheine aus dem Hamburger Fanblock geregnet, leider keine echten, sondern hübsche Kopien mit dem Aufdruck "Fußball-Mafia DFB". Wohlwollend nahmen die Einheimischen in der nicht ganz ausverkauften Arena zur Kenntnis, dass der kräftige Lasogga und das elegante Wunderkind Fiete Arp gemeinsam stürmen durften. Lasogga ist jener Mann, der zwischendurch nach Leeds evakuiert worden war, jetzt der teuerste Zweitligaprofi überhaupt ist, zu Saisonbeginn plötzlich wieder für den HSV traf und mit seiner Mutter bei einer gelinde gesagt seltsamen Soap mitspielt. Beim Gegner griff von Anfang an der beste Schütze aller Zweitligisten an, Simon Terodde. Das war der vielversprechende Rahmen im ersten Heimspiel unter Leitung von Hannes Wolf, dessen drei Vorgänger Markus Gisdol, Bernd Hollerbach und Christian Titz nebenbei bemerkt auch noch beim HSV auf der Gehaltsliste stehen. Auf dem Rasen kam dann allerdings eher zögerlich Leben in die Veranstaltung. Nach 15 Minuten zog die Hamburger Offensivkraft Khaled Narey ab, Kölns Torwart Timo Horn wehrte mit einem Fuß ab. In der 28. Minute probierte es der 18-jährige Arp, der seinen Ausbilder Titz vermisst, sein strammer Rechtsschuss nach fulminantem Spurt rutschte knapp links am Ziel vorbei.

Ansonsten war es in der ersten Hälfte so, wie es seit einiger Zeit meistens ist, wenn der HSV zuhause antritt: Das gegnerische Tor verwandelt sich vor eigenem Publikum in einen Sperrbezirk, der eher selten richtig entschlossen angesteuert wird, der arme Uwe Seeler muss angesichts solcher Zurückhaltung immer mal wieder leiden. Zur Halbzeit hatten die Hanseaten daheim schon 322 Minuten nicht mehr getroffen. Da waren unter Wolf, dem Trainer Nummer vier in neun Monaten, zunächst nur mit viel Wohlwollen größere Fortschritte zu erkennen. Aber gut, der Gast war der 1. FC Köln, im Fegefeuer zweite Liga für den HSV vermeintlich der heißeste Rivale, mit dem leibhaftigen Nationalverteidiger Jonas Hector als Kapitän.

Wie ging es weiter? Nach 58 Minuten musste sogar ein Hamburger Stürmer den HSV vor dem Rückstand bewahren: Der Kölner Marcel Risse passte von links in die Gefahrenzone, Marco Höger schoss, Narey rettete sehr aufmerksam auf der Torlinie. Und als kurz danach zweimal Lasogga, genau: der Großverdiener Lasogga, und einmal Douglas Santos nur knapp scheiterten, nahm das Spitzenspiel endlich Fahrt auf und wurde anspruchsvoller.

Arp ging, Hee-Chan Hwang kam, auch er ein Nationalspieler. Der Neue erhielt gleich einen wunderbaren langen Pass, der geradezu an den jungen Jérôme Boateng erinnerte, doch der Südkoreaner konnte ihn nicht nutzen. Orel Mangala zog aus der Distanz ab, die Stimmung hatte sich unterdessen deutlich verbessert. Der HSV übernahm das Kommando. Die Hausherren, so wirkte es auf den Rängen, fühlten sich fast wie einst in der Bundesliga, als der Dino noch ein echter Dino war, der letzte seiner Art. Ist auch schon wieder einige Wochen her, dass die Steinzeit zu Ende ging.

Und dann, nach 86 Minuten war es wahrhaftig so weit: Douglas Santos tanzte und schoss, Horn konnte soeben parieren, doch Lasogga staubte fallend ab. 1:0. So blieb es an dem Tag, als Uwe Seeler 82 und der HSV vor St. Pauli Tabellenführer wurde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: