Liechtenstein - Deutschland:DFB-Elf in der Einzelkritik

Ein Abwehr-Klose, ein Metzelder-Versand und ein Handicap. Die Spieler nach dem 6:0 gegen Liechtenstein in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Vaduz

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Enke

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Robert Enke: Noch kein deutscher Torhüter hat gegen Liechtenstein zu Null gespielt. Oliver Reck kassierte 1996 einen Treffer, Jens Lehmann und Hans-Jörg Butt im Jahr 2000 in jeder Halbzeit einen. Musste einmal herauslaufen, einige Abstöße schlagen und hin und wieder gekonnt den Ball hinter dem Tor hervorholen. Der Rekord als erster Zu-Null-Torwart gegen Liechtenstein ist ihm sicher, als neue Nummer eins durfte er sich allerdings zu wenig auszeichnen. In der 84. Minute mit der ersten Parade, was nach dem Spielverlauf nicht selbstverständlich war.

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Fritz

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Clemens Fritz: Befindet sich im Nach-EM-Spiel-Eins-Loch. Spielt bei der Nationalelf genauso konzentriert wie bei Werder Bremen - also wie ein Schüler mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Ließ in der zehnten Minute einen Gegenspieler namens Mathias Christen gewähren, der fast das 1:0 erzielte. Spielte danach unauffällig als Abwehr-Klose, was in Fritz' derzeitiger Verfassung ein Fortschritt ist.

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Tasci

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Serdar Tasci: Hat in der Sommerpause eine modisch sinnvolle, fußballerisch eher zweifelhafte Entscheidung getroffen, indem er sich die Haare wachsen ließ. Kommt deshalb auf mehr Haar- als Ballkontakte. Dafür ähnelt sein Laufstil auffällig dem von Thomas Berthold, was ebenfalls modisch sinnvoll, fußballerisch eher zweifelhaft ist. Spielte in der Innenverteidigung deutlich sicherer als Kollege Westermann und leistete sich im Spielaufbau weniger Fehler. Allerdings wurde die Frisur nass.

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Westermann

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Heiko Westermann: Bei seinem fünften Länderspiel vor einer echten Bewährungsprobe. In der Innenverteidigung sah er sich dem "Ausnahmestürmer" (Hansi Flick) Mario Frick vom FC Siena gegenüber. Steht im Verdacht, an der österreichisch-schweizerischen Grenze das Schild "Metzelder-Versand" aufgestellt zu haben. Spielte Bälle ins Mittelfeld, die den Mitspielern entweder entgegenholperten oder eine ernsthafte Verletzung am Schienbein hätten hervorrufen können. (siehe Rolfes) Schoss in der 86. Minute das 0:6 - allerdings spielte die deutsche Elf in der zweiten Halbzeit bergab.

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Lahm

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Philipp Lahm (rechts): Musste bei der Hymne feststellen, dass es doch gegen einen großen Gegner geht, es wurde die Melodie von "God Save the Queen" gespielt, allerdings mit eindeutig liechtensteinischem Text, der von jungem Rhein und Alpenhöh'n handelt. Spielte wie immer, also effektiv, fehlerfrei und zweikampfstark.

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Schweinsteiger

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Bastian Schweinsteiger: Es hat den Anschein, als gäbe es zwei Bastian Schweinsteigers. Der eine spielt ballkontaktarm, geradlinig und effektiv - der andere verdribbelt, verschnörkelt und ineffizient. Der eine Schweinsteiger tritt vor allem bei großen Fußballturnieren auf, der andere die restliche Zeit. Verlor den Ball häufig beim Dribbling, spielte Fehlpässe und legte sich hin und wieder mit dem Schiedsrichter-Assistenten an. In der zweiten Halbzeit bemühter und effektiver - vielleicht auch, weil auf der Bank noch Marin saß. Durfte dennoch eines der Befreit-von-Klose-Toren (siehe Klose) erzielen. Gut für ihn: In weniger als zwei Jahren ist wieder WM.

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Rolfes

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Simon Rolfes (links): Schaffte mit seinen ersten zehn Pässen einen Raumgewinn von Minus 17 Metern - was allerdings an den ungenauen Zuspielen von Westermann und Tasci lag. Zeigte danach, dass er durchaus in der Lage ist, gemeinsam mit Hitzlperger ein Spiel zu gestalten - unspektakulärer als Ballack und Frings zwar, aber nicht weniger ballsicher. Erzielte das erste von zwei Befreit-von-Klose-Toren (siehe Schweinsteiger). Es fehlte nur der Anspielpartner im Sturm (siehe Klose).

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Marko Marin: Wurde für Rolfes eingewechselt, um das Raute-System auszuprobieren. Weniger hyperaktiv als Trochowski (siehe Trochowski), aber auch weniger effektiv. Wartete an der linken Seitenlinie auf Bälle, die selten kamen. Versuchte ansonsten, Ballacks Trikot mit der Nummer "13" nicht allzu schmutzig zu machen. Zeigte bei Ballannahme und -weitergabe, dass er der bessere Schweinsteiger sein kann.

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Hitzlsperger

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Thomas Hitzlsperger: Will seine Nachfolgerschaft von Torsten Frings optisch mangels Haarlänge durch ausreichende Gesichtsbehaarung unterstreichen. Musste ein Mittelfeld dirigieren, dessen Altersdurchschnitt 24,9 Jahre war und zeigte im Laufe des Spiels auch fußballerisch, dass er nicht Frings, sondern Hitzlsperger ist - er setzte Akzente nicht durch Grätschen, sondern einige kluge Pässe. Durfte 15 Minuten vor Schluss noch seinen Ruf als "The Hammer" bestätigen und hielt danach die Raute (siehe Marin) zusammen.

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Trochowski

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Piotr Trochowski: Vergab nach drei Minuten den Führungstreffer. Holte später einen halben Führungstreffer nach, indem er vor dem 0:1 mit Podolski Doppelpass spielte. Holte in der zweiten Halbzeit die andere Hälfte nach, als er klug auf Podolski durchsteckte. Extrem aktiv, an der Grenze zum Hyperaktiven. Wusste, dass er sich als Perspektivspieler in dieser Partie präsentieren muss - was ihm vor allem im Zusammenspiel mit Podolski gelang.

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Klose

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Miroslav Klose: Gegen einen so genannten Fußballzwerg wie Liechtenstein kann man der Spannung wegen mit Handicap spielen - wohl deshalb stellte Joachim Löw den Hängende-Schulter-Stürmer Miroslav Klose auf. Ein geschickter Schachzug Löws den freundlichen Gastgebern gegenüber, weil Klose selbst einen Ball aus zehn Metern drei Meter am Tor vorbeischob. Schoss kein Tor, weil es diesmal keinen Elfmeter gab, den Schweinsteiger ihn hätte schießen lasen können. Verkomplizierte das deutsche Aufbauspiel, weil es keinen gab (außer ihm), den man in der Spitze hätte anspielen können. Wurde in der 64. Minute von seinem Leiden - also dem Auf-dem-Platz-Sein - befreit. Innerhalb von fünf Minuten fielen danach zwei Tore (siehe Schweinsteiger und Rolfes).

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Mario Gomez (rechts): Wurde von einem Zuschauer nach einer misslungenen Klose-Aktion mit den Worten "Hat der Jogi nur elf Leute dabei" gefordert. Zeigte schon durch Körperhaltung und Laufstil, dass nun er und nicht Klose auf dem Platz steht. Ließ sich anders als Klose in Zweikämpfen wenigstens foulen, als nur den Ball zu verlieren. Verlor ein Duell gegen den ebenfalls eingewechselten Kevin Kuranyi, gewann ein anderes (siehe Kuranyi).

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Podolski

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Lukas Podolski: Bei der EM gab es den sehr guten Mittelfeldspieler Lukas Podolski, beim FC Bayern gibt es den sehr guten Bankdrücker Lukas Podolski - und gegen große Fußballnationen wie San Marino, Luxemburg und Liechtenstein gibt es den fantastischen Torjäger Lukas Podolski. Hatte am Anfang des Spiels Probleme, weil er nicht nur nach links und rechts, sondern aufgrund der Platzverhältnisse auch aufwärts und abwärts laufen musste. Hat seine Stärken eindeutig dann, wenn er das Spiel vor sich hat und Navigationsgerät ausschalten kann. Wurde seinem Ruf gerecht, in der Nationalmannschaft fast ausschließlich gegen durchschnittliche Mannschaften Tore zu schießen - dann aber mindestens zwei.

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Kevin Kuranyi (hinten): Kam für Podolski, erzielte gleich ein Tor - das ihm wegen Abseitsstellung aberkannt wurde. Gewann aufgrund der größeren Erfahrung den Haar-Lookalike-Contest gegen Mario Gomez knapp, verlor aber das Duell um die geringere Laufleistung (siehe Gomez).

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