Lewis Hamilton in der Formel 1:"Ich hatte dem Team mein Wort gegeben"

Hamilton lässt für alle überraschend seinen Teamkollegen Bottas passieren. Vettel siegt mit defektem Lenkrad, Alonso ist schon in Urlaubsstimmung. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer, Budapest

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Sebastian Vettel

Formel 1: Großer Preis von Ungarn

Quelle: dpa

Mit der Choreografie zum alten Bangles-Schlager "Walk like an Egyptian" kam Sebastian Vettel aufs Siegerpodest, als souveräner WM-Tabellenführer geht er in die Sommerpause. Sein 50. Einsatz für Ferrari war einer der wichtigsten, und trotz der komfortablen Situation vom Start weg plötzlich einer der schwierigsten: "Ich hatte alle Hände voll zu tun, als plötzlich das Lenkrad wegkippte. Das ist schon ein komisches Gefühl, und es wurde immer schlimmer. Das war wirklich hart."

Sein vierter Saisonsieg, der 46. insgesamt, war in Gefahr, doch er hatte den Puffer Kimi Räikkönen und die Stallorder hinter sich. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nennt das: den "Charakter als Mannschaft" zeigen. Der treue Finne bekommt dafür wohl bald eine Vertragsveränderung. Vettels Motivation war ein Fan in der Schikane, der bei jeder Vorbeifahrt den Daumen reckte: Numero uno.

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Lewis Hamilton

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Dass Lewis Hamilton nach vergeblichen Attacken auf Kimi Räikkönen seinen dritten Platz am Ende des Rennens wieder an den Teamkollegen Valtteri Bottas zurückgeben würde, hätte niemand geglaubt. Vielleicht nicht mal sein finnischer Kamerad selbst. Doch Hamilton zeigte seine Größe. Mercedes hatte zuvor Hamilton vorbei an Bottas gelenkt mit dem Versprechen: Sollte Hamilton nicht bald an Räikkönen vorbeikommen, gibt es einen erneuten Platztausch. Und so ließ Hamilton Bottas passieren kurz vor dem Zielstrich.

Damit hielt er das Ethos von Mercedes hoch - wohl wissend, dass die Geste am Ende das Titelrennen entscheiden kann. "Ich habe hart gearbeitet für meine Position, da ist es schwer, sie wieder herzugeben. Aber es ist das Richtige, und ich hatte dem Team mein Wort gegeben", sagte der Viertplatzierte, der jetzt in der WM 14 Zähler Rückstand auf Sebastian Vettel hat.

Der geläuterte Hamilton erklärte: "Ich habe in diesem Jahr immer betont, dass ich den Titel auf dem richtigen Weg gewinnen möchte. Vielleicht werde ich dies am Ende der Saison anders sehen, sollte ich knapp geschlagen werden. Aber ich glaube daran, das Richtige zu tun und wenn man Gutes tut, widerfährt einem auch wieder Gutes."

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Fernando Alonso

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Den Liegestuhl hatte ein Künstler schon auf den Asphalt gezeichnet, samt einem bärtigen Rennfahrer, der unschwer zu erkennen war - eine Szene aus dem Vorjahr, als Fernando Alonso mal wieder mit dem McLaren-Honda liegenblieb und sich in das Stühlchen eines Streckenposten setzte. Das tat der Spanier nach Rennende in Ungarn wieder, direkt nach der Siegerehrung und direkt neben das Bild.

Auf Platz sechs war er gefahren, das beste Saisonergebnis, und er hatte dabei seinem Lehrling und Landsmann Carlos Sainz junior gezeigt, wozu ein 36 Jahre und einen Tag alter Ex-Weltmeister noch fähig ist. Und im allerletzten Umlauf spurte sein orangefarbenes Rennauto so gut, dass ihm auch noch die schnellste Rennrunde gutgeschrieben werden konnte. Grinsend hielt er später das Schild "Schöne Ferien" hoch.

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Paul di Resta

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Quelle: AFP

Am Donnerstag hatte sich der Schotte noch eine große Pizza einverleibt. Anders als vor einem Monat beim DTM-Lauf auf dem Hungaroring (den er gewann) hätte er ja diesmal nur für Sky kommentieren sollen. Doch am Samstagmorgen gab es keine Mikrofon-, sondern eine Sitzprobe für den 31-Jährigen.

Williams-Stammpilot Felipe Massa war wegen einer Viruserkrankung ins Krankenhaus gekommen, di Resta der einzig verfügbare Mann mit Superlizenz. Zuletzt hatte er 2013 ein Formel-1-Auto gefahren, die aktuelle Fahrzeuggeneration kennt er nur aus dem Simulator. Aber er schlug sich wacker. Vorletzter in der Qualifikation, im Rennen lag er auf Rang 18, als ihn ein Ölleck zehn Runden vor Schluss zur Aufgabe zwang. Die Williams-Not zeigt ein Dilemma: Sechs von zehn Rennställen haben keinen eigenen Ersatzfahrer vor Ort, selbst Champions-Team Mercedes könnte es blühen, in solch einem Fall mit nur einem Auto starten zu müssen.

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Max Verstappen

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Quelle: AFP

Die erste Kurvenkombination in Budapest bringt meist die Entscheidung im Rennen. Entsprechend wild und eng geht es da zu, weshalb Red-Bull-Teamchef Christian Horner seine beiden Heißsporne Daniel Ricciardo und Max Verstappen in Sachen Verkehrssicherheit einschwor: Alles erlaubt - außer kollidieren. Genau das passierte, als der Niederländer sich innen einen Weg nach vorn bahnen wollte. Er schlitzte dem Australier Reifen und Kühler auf, das Safety-Car musste ausrücken.

Seinen erkämpften vierten Platz war er nach einer Zehn-Sekunden-Boxenstrafe auch los, da nützte ihm die bravouröse Fahrt auch nichts mehr. Mit mehr Vernunft hätte er das Rennen sogar gewinnen können, so wurde er Fünfter. "War es der, von dem ich denke, er war es ..." hatte Ricciardo noch über Boxenfunk gefragt, rein rhetorisch. Sünder Verstappen sagte, er wolle sich spätestens am Montag entschuldigen. Fahrschulleiter Horner sagt: "Fehler kann man machen, entscheidend ist nur, was man daraus lernt."

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Pascal Wehrlein

F1 Grand Prix of Hungary

Quelle: Getty Images

Für den Deutschen in Diensten des Schweizer Sauber-Rennstalls könnte es eng werden mit einem Cockpit für 2017. Der neue Teamchef Frédéric Vasseur ist dabei, die Hinterlassenschaften von Vorgängerin Monisha Kaltenborn neu zu ordnen. So hat er den Motorenliefervertrag mit Honda gekündigt und ist einen neuen mit dem alten Partner Ferrari eingegangen.

In diesem Zusammenhang dürfte die Scuderia auch einen Sitz für einen der Nachwuchspiloten aus der italienischen Rennfahrerakademie bekommen: für Antonio Giovinazzi oder Charles Leclerc. Wehrleins Pech: Er ist Mercedes-Mann, sollte zwar nach Wunsch von Monisha Kaltenborn zwei Jahre lang ausgebildet werden, aber das gilt wohl nicht mehr. Denn der Schwede Marcus Ericsson gilt angesichts der Besitzverhältnisse des Teams als gesetzt.

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Robert Kubica

Robert Kubica

Quelle: Malcolm Griffiths/dpa

Der Zocker ist wieder da. Am Mittwoch wird Robert Kubica, 32, zum ersten Mal wieder bei offiziellen Testfahrten einen Formel-1-Rennwagen steuern. Ein Comeback nach sechs Jahren, das allein wäre schon bemerkenswert. Aber dazu ist es das eines Rennfahrers, dessen rechter Arm nur noch eingeschränkt bewegungsfähig ist.

Trotzdem hat ihn der Renault-Rennstall für den Hungaroring gemeldet. Der Pole gilt sogar als erstzunehmender Kandidat für einen Sitz bei den Franzosen für 2018. Fragezeichen sieht er selbst nicht mehr. Und die meisten Kollegen auch nicht. Lewis Hamilton sagt: "Ich bin wirklich happy, dass Robert diesen Test bekommt. Er ist ein Naturtalent, wie es in diesem Sport nicht viele gibt und einer der Schnellsten, gegen den ich je gefahren bin. Hätte er weiterfahren können, wäre er vermutlich schon Weltmeister geworden." So blieb es bisher bei einem Sieg, 2008 für BMW.

© SZ.de/ebc/liv
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