Verletzung im Länderspiel mit Polen:Lewandowskis Knie beunruhigt Bayern

WARSZAWA 28.03.2021 MECZ ELIMINACJE DO MISTRZOSTW SWIATA 2022 GRUPA I: POLSKA - ANDORA 3:0 --- FIFA World Cup, WM, Weltm; Robert Lewandowski

Verletzt ausgewechselt und mit Eis versorgt: Robert Lewandowski könnte bei Bayern ausfallen

(Foto: Piotr Kucza/Imago)

Nach seiner Verletzung gegen Andorra verlässt der Stürmer die polnische Nationalmannschaft, um sich in München behandeln zu lassen. Sein Ausfall im Spitzenspiel gegen Leipzig wäre bitter.

Von Jonas Beckenkamp

Beim FC Bayern haben sie am Sonntagabend im Zuge der WM-Qualifikation mit einigen Bedenken Richtung Warschau geblickt. Dort passierte bei der Partie zwischen Polen und Andorra zunächst eher Herkömmliches: Robert Lewandowski schoss zwei Tore, wie er das eigentlich immer tut, und Polen besiegte ein erwartungsgemäß unterlegenes Team aus Andorra 3:0. Aber es gab eben auch diesen Nachrichtenaspekt: Nach seinen beiden Volley-Treffern (30., 55. Minute) musste Lewandowski verletzt ausgewechselt werden. Und wenn Lewandowski sich weh tut, zuckt es auch in München.

"Er hat ein wenig Schmerzen im Knie verspürt", sagte Polens Nationaltrainer Paulo Sousa, nachdem er seinen humpelnden Offensivgeist in der 63. Minute vom Feld beorderte. "Wir haben ein wenig Eis draufgepackt, er muss sich jetzt ausruhen und gut schlafen", so der Portugiese. Da waren noch alle guter Hoffnung. Lewandowski verbrachte den Rest des Abends mit einer dicken, schwarzen Packung am rechten Bein auf der Bank.

Zugezogen hatte er sich die Blessur im engen Strafraumverkehr, als er mit Albert Alavedra Jimenez, angestellt beim spanischen Drittligisten CD Calahorra, kollidierte. Ein Schlag aufs Bein, daraufhin konnte der bis dahin stark aufspielende 32-Jährige nicht weitermachen. Sein eingewechselter Vertreter Karol Swiderski erzielte schließlich das 3:0 gegen die Andorraner.

Von diesem Spiel mit begrenzter Aussagekraft bleibt nun reichlich tragische Ironie haften. Und zwar derart, dass ausgerechnet ein 22-jähriger Drittligaspieler den Mann verletzt hat, der sich anschickt, den Ewigkeitsrekord von Gerd Müllers 40 Toren in einer Bundesliga-Saison zu brechen. Lewandowski liegt aktuell bei 35 Saisontoren, bei noch acht ausstehenden Spieltagen wäre ihm diese Bestmarke absolut zuzutrauen. Doch am Montag ergab sich eine neue Tragweite der Angelegenheit: Wie der polnische Verband mitteilte, musste Lewandowski aufgrund der Verletzung von der Nationalmannschaft abreisen, er habe eine "Schädigung des Seitenbandes im rechten Knie" erlitten.

Um diese vom Ärztestab des FC Bayern behandeln zu lassen, kehrte Lewandowski flugs nach München zurück. Seine Rückreise verbrachte er mit der Hypothek, dass die Mediziner des polnischen Nationalteams bereits eine erste Einschätzung abgegeben hatten. Bei einer solchen Außenbandverletzung sei eine Pause von fünf bis zehn Tagen zu veranschlagen. Damit würden sich die Befürchtungen bestätigen, die noch am Sonntagabend beim Bayern-Abgesandten Uli Hoeneß für erhöhten Puls gesorgt hatten: Lewandowski dürfte für das Spitzenspiel der Bundesliga am Samstag gegen Leipzig (18:30, Liveticker auf SZ.de) ausfallen - was die Verletzung für das Viertelfinale in der Champions League in zwei Wochen gegen Paris St. Germain bedeutet, ist unklar.

Technik und der Instinkt des Polen sind für den FC Bayern unersetzlich

Hoeneß hatte im Rahmen seiner Experten-Tätigkeit beim deutschen Qualifikations-Spiel gegen Rumänien beim Sender RTL sorgenvoll erklärt: "Mir ist gerade das Herz stehen geblieben, ich hoffe nur, dass nicht viel passiert ist." Später hatte der Bayern-Ehrenpräsident sogar höchstpersönlich per Telefon Informationen aus Polen eingeholt und zunächst von moderater Entwarnung berichtet. Aus diesem halbwegs beruhigenden Gefühl ist nun aber zumindest ein kleiner Alarm geworden.

Lewandowskis Ausfall wäre für die Bayern in der aktuellen Lage und bei seiner bombastischen Form fatal. Denn meist verliefen die Spiele der Münchner in dieser Saison so, dass er irgendwann gesetzmäßig seine ein, zwei Tore (gegen Hertha BSC auch mal vier) erzielte - egal gegen wen.

Und egal, ob es ihn irgendwo zwickte. Überhaupt gilt Lewandowski als weitgehend unverletzlich, in seiner Zeit beim FC Bayern fiel er nie länger als 28 Tage aus. 2015 spielte er mit gebrochener Nase gegen Barcelona, 2017 mit einem Bänderriss in der Schulter gegen Real Madrid. Nie hat es ihn schwerer erwischt, was auch daran liegt, dass er seinen Körper mit eisernem Training und optimierter Ernährung gestählt hat.

Zwar haben die Münchner in Eric-Maxim Choupo-Moting mittlerweile einen brauchbaren Ersatz im Kader, und auch Thomas Müller hatte als Mittelstürmer schon lichtstarke Momente. Doch das breite Kreuz, die Technik und der Instinkt des Polen sind auch für den großen FC Bayern unersetzlich.

Sollte bei ihm über die Ostertage nicht an Fußballspielen zu denken sein, müsste Bayern-Trainer Hansi Flick sich etwas einfallen lassen. Gegen die beste Abwehr Deutschlands (RB kassierte erst 21 Gegentreffer) braucht es reichlich Schlagkraft im Sturmzentrum. Und auch hinten stehen für ihn Umbauten an, da Alphonso Davies (Rote Karte) und Jerome Boateng (5. Gelbe Karte) gesperrt fehlen. Hinzu kommt, dass auch Niklas Süle wegen einer Zerrung am Wochenende vorzeitig vom DFB-Team abgereist ist.

Und auch Polens Nationalteam braucht vor dem Topduell in WM-Qualifikations-Gruppe I in Wembley mit England Ersatz für einen, den man eigentlich nicht ersetzen kann.

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