Polens Elfmeter:Ärger über 87 Finten

Lesezeit: 1 Min.

Schießt er schon oder hüpft er noch? Robert Lewandowski. (Foto: Maciej Rogowski/Imago)

Dreimal abstoppen, dann ein Hüpfer: Robert Lewandowski verwandelt gegen Frankreich im zweiten Versuch einen Strafstoß. Der französische Torwart beklagt die extrem verzögerten Anläufe – und schlägt eine Regeländerung vor.

Von Ulrich Hartmann

Vor fünf Jahren hat das Regel-Board (Ifab) des Weltfußballverbands (Fifa) die Vorgaben für die Ausführung eines Elfmeters geändert. Unter Punkt 14 heißt es seit 2019: „Wenn der Ball geschossen wird, muss sich der Torhüter mindestens mit einem Teil eines Fußes auf, über oder hinter der Torlinie befinden.“ Die neue Regel erschwert die Bewegung des Torwarts, zugleich darf der Schütze im Anlauf des Elfmeters weiterhin machen, was er will. Verboten ist zwar, dass „der Schütze nach dem Anlaufen einen Schuss antäuscht“ – explizit erlaubt sind jedoch beliebig viele Stopps und Finten im Anlauf: „Eine Finte während des Anlaufens ist zulässig.“

Maximal zugespitzt haben sich die unterschiedlichen Toleranzen für die Bewegungsfreiheit von Schütze und Torwart am Dienstagabend beim Spiel zwischen Frankreich und Polen. Eine Viertelstunde vor Schluss erhielt Polen einen berechtigten Foulelfmeter, den Robert Lewandowski ausführte. Er lief an, stoppte zweimal ab und machte unmittelbar vor dem Schuss eine Art Hüpfer, der bei Elfmetern schon so etwas wie sein Signature-Move geworden ist. Die Finten sowie dieser Hüpfer sollen beim Torwart eine frühzeitige Reaktion provozieren.

Genau das passierte auch Frankreichs Torwart Mike Maignan, der Lewandowskis Elfmeter zwar parierte, aber minimal vor dem Schuss die Torlinie verlassen hatte. Dass Lewandowski auf die Bewegung des Torhüters ganz genau achtete, wurde dadurch ersichtlich, dass er nach Maignans Parade sofort dessen zu frühe Bewegung reklamierte. Der Elfmeter wurde wiederholt. Im zweiten Versuch machte Lewandowski sogar drei Finten plus seinen Signature-Hüpfer – und verwandelte zum 1:1-Endstand.

Maignan war wütend. Er klagte bei Instagram über „die 87 Finten“ des Robert Lewandowski. Für das Regel-Board des Weltverbands hatte er konkrete Elfmeter-Verbesserungsvorschläge: „Neue Regeln des Ifab für 2026: Die Torhüter müssen mit dem Rücken zum Schützen stehen, und falls sie den Ball halten – gibt es indirekten Freistoß.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusZwischenbilanz der DFB-Elf
:Grüße aus dem Dschungelcamp

Kroos wird zum Picasso, die Mückenplage ist „abartig“, Nagelsmann „schmatzt“ seine Freundin – und die Zauberer zaubern nur in Teilzeit. Eine Analyse nach der Vorrunde zeigt, was bei der deutschen Mannschaft schon funktioniert – und was noch nicht.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: