Champions League:Tore gegen graue Haare

Champions League - Group Stage - Group E - Bayern Munich v AEK Athens

Doppelpack gegen Athen: Robert Lewandowski verschafft den Bayern ein wenig Ruhe vor dem Klassiker gegen Borussia Dortmund.

(Foto: REUTERS)
  • Erstmals seit langem stellt sich Robert Lewandowski nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Athen wieder der Presse: "Es tut weh, wenn du über dich Dinge lesen musst, die so gar nicht stimmen und kompletter Blödsinn sind."
  • Lewandowskis zwei Tore beruhigen die Stimmung in der Mannschaft, die am Samstag in der Bundesliga gegen Tabellenführer Dortmund antreten muss.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Ein paar graue Härchen schimmern da schon, an den Schläfen. Selbst Robert Lewandowski, der vorbildliche Athlet, kann den natürlichen Alterungsprozess nicht aufhalten. Der Pole hat die 30 ja auch schon überschritten - und wenn man den Fußballer des FC Bayern am Mittwochabend nach dem 2:0-Sieg gegen AEK Athen richtig verstanden hat, kann es gut sein, dass so manche Schlagzeile der vergangenen Monate diesen Alterungsprozess noch beschleunigt hat.

"Es tut weh, wenn du über dich Dinge lesen musst, die so gar nicht stimmen und kompletter Blödsinn sind", antwortete Lewandowski auf die Frage, warum er sich in den vergangenen Wochen beharrlich geweigert hatte, seine Leistung nach den Spielen öffentlich zu bewerten. Er gab zu, dass ihn einige Berichte erzürnt hätten, angefangen hatte das schon gegen Ende der vergangenen Saison, zog sich dann über die Weltmeisterschaft in Russland hin und in die neue Spielzeit hinein. "Ich habe viele Gerüchte und blödsinnige Sachen über mich gehört und wollte deshalb nichts mehr sagen", sagte Lewandowski am Mittwoch, "ich wollte mich auf den Fußball konzentrieren und Tore schießen."

Ganz schuldlos an den Spekulationen um einen Wechsel nach Real Madrid oder zu einem anderen Klub ist er nicht - er beschäftigt in Pini Zahavi einen Berater, der gerne und vor allem viel spricht. Er hatte einen Vereinswechsel Lewandowskis forciert und viele Gerüchte lanciert. Auch der Stürmer selbst, der beim FC Bayern noch gültige Arbeitspapiere bis Sommer 2021 besitzt, war einem Trikotwechsel gegenüber nicht abgeneigt, wie er vor ein paar Wochen dem polnischen Internetportal "Sportowe Fakty" anvertraute. "Mir hat bei Bayern einiges nicht gepasst und ich musste das ansprechen."

Mittlerweile scheint sich Lewandowski aber damit abgefunden zu haben, dass er zumindest diese Saison beim FC Bayern beenden wird. Gekränkt, wenn nicht sogar beleidigt schien er anfangs schon zu sein, weil er die Wertschätzung vermisste, die er von den Bayern-Bossen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß erwartete.

Lewandowski sucht noch die Leichtigkeit

Nach seinen beiden Treffern gegen Athen sprach er also wieder. Er wirkte gelöst und mit sich im Reinen, er hatte dazu beigetragen, dass sich die Münchner nun ohne neue Aufgeregtheiten auf das bevorstehende Spiel am Samstag beim Tabellenführer Borussia Dortmund vorbereiten können. "Wir wissen, wo wir im Moment stehen", sagte Lewandowski ruhig, "wir müssen um den Erfolg kämpfen, um den nächsten Schritt machen zu können." Die Leichtigkeit im Spiel, das Selbstverständliche sucht allerdings auch er - und bittet um Geduld: "Ein Formwechsel ist nicht leicht zu erreichen."

Er persönlich nimmt deshalb auch jedes Tor, das er bekommen kann. Sein erster Treffer (31.) zum Beispiel war sogar ein Geschenk des Schiedsrichters, ein elfmeterreifes Foul war nicht vorausgegangen, als ihn Uros Cosic leicht im Strafraum am Trikot zog. Das war mehr ein harmloses Zupfen. Sein zweites Tor war da schon bemerkenswerter, weil es zeigte, wie beweglich und geschmeidig dieser Lewandowski doch ist. Arjen Robben hätten sich bei dem verwegenen Kung-Fu-Schritt, mit dem der Pole den Ball über die Linie spitzelte, womöglich jede Sehne im Bein gerissen. Anschließend vergab Lewandowski sogar noch die Riesenchance auf ein drittes Tor, aber seinen Linksschuss nach einem feinen Zuspiel von Javi Martinez wehrte Athens Torhüter Vassilis Barkas prächtig ab.

Robert Lewandowski ärgerte sich nicht darüber, vielmehr freute er sich anschließend auf das Spiel gegen den BVB, mit dem er zweimal die Meisterschaft gewinnen konnte (2011 und 2012). "Die haben eine gute Form und spielen super", lobte er seinen früheren Klub. Aber Lewandowski ist natürlich nicht entgangen, dass die Dortmunder zuletzt bei Atletico Madrid (0:2) keinen Schuss aufs Tor brachten. Jede Mannschaft habe Schwächen, hob er hervor.

"Und wir haben noch genügend Klassespieler, um auch individuell etwas machen zu können." Vermutlich meinte er in erster Linie sich selbst, aber um diesmal erst überhaupt keine neuen Gerüchte aufkommen zu lassen, schob er schnell hinterher: "Wir müssen auch als Mannschaft gut arbeiten, dann können wir in Dortmund gewinnen." Der 30-Jährige will nämlich unbedingt verhindern, dass ihm noch mehr graue Härchen wachsen.

Zur SZ-Startseite
Bayern München - SC Freiburg

FC Bayern in der Champions League
:Mit bayerischen Wirklichkeiten nach Dortmund

Nach dem mageren 2:0 gegen Athen erstaunt Uli Hoeneß mit seiner eigenen Sicht auf die Situation des FC Bayern. Die Profis gehen mit gemischten Gefühlen ins Spitzenspiel am Samstag.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: