Leverkusen spielt 1:1 gegen Gladbach:Fußball wie ein Ping-Pong-Match

Lesezeit: 2 Min.

Viel Aufwand, hochkarätige Chancen, ein verschossener Elfmeter: Bayer Leverkusen gestaltet das rheinische Derby gegen Borussia Mönchengladbach hochüberlegen, doch das Tor zum Ausgleich von Michal Kadlec ist zu wenig. Nationalstürmer André Schürrle wird zur tragischen Figur.

Ulrich Hartmann

Das Schulterzucken ist ja eine von Rudi Völlers Lieblingsgesten, sie vermittelt eine gewisse Machtlosigkeit und die Anerkennung eines höheren Schicksals. Am Sonntag zuckte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen wieder einmal mit den Schultern. "Mehr Überlegenheit geht ja gar nicht", sagte Völler, "deshalb ist es natürlich ärgerlich, dass wir nicht gewonnen haben." Völler war trotzdem halbwegs milde gestimmt. Ihm hatte die Leverkusener Leistung beim 1:1 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach gefallen, dabei hätten die Chancen seiner Mannschaft für zwei Siege gereicht; André Schürrle verschoss sogar einen Elfmeter.

Da staunt Leverkusens Kapitän Lars Bender (links): Um einen Einwurf zu verhindern, setzt Tolga Cigerci zu einem spektakulären Fallrückzieher an. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Völlers Schultern gingen rauf und runter. "Trotzdem ein Kompliment an die Mannschaft!" Ähnlich sah es der Trainer Sascha Lewandowski: "Wir haben über 90 Minuten eine gute Leistung gezeigt, sehr druckvoll gespielt und uns viele Chancen erarbeitet. Wenn wir so weitermachen, werden uns demnächst belohnen. Punktemäßig ist es immer noch zu wenig."

Wer nach den Europapokal-Nullnummern von Leverkusen gegen Charkow und Mönchengladbach in Limassol ein vergleichbar phlegmatisches Bundesliga-Duell befürchtet hatte, erlebte eine freudige Überraschung. Die unter der Woche eingesparten Kräfte wurden in ein ansehnliches Spiel investiert. Von Anfang an.

Nach gerade mal 160 Sekunden schickte Gladbachs Linksaußen Juan Arango aus der eigenen Spielhälfte heraus den Rechtsaußen Patrick Herrmann mit einem traumhaften 50-Meter-Pass zur Führung. Der wirkungslos hinter Herrmann herhechelnde Michal Kadlec durfte sich nur neun Minuten später als halbwegs rehabilitiert betrachten, als er einen Kurzpass von Stefan Reinartz in den Strafraum mitnahm und den Ball zum Ausgleich einschoss.

Das Spiel glich in der ersten Phase einem dynamischen Ping-Pong-Match. Wie auf einer überdimensionalen Platte ging der Ball hin und her, weil die Spieler sich nicht allzu lange mit Kontrolle und Orientierung aufhielten, sobald sie im Ballbesitz waren. Der nächste Schmetterball ließ dann auch nicht lange auf sich warten, doch gegen Kopfbälle von Stefan Kießling und André Schürrle rettete zwei mal Gladbachs Kapitän Filip Daems auf der Torlinie (27.).

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Die weiteren Chancen der zunehmend überlegenen Gastgeber (Wollscheid, 33./Schürrle, 41.) wurden mangels Präzision vergeben. Bayer Leverkusen wurde vom Pausenpfiff des Schiedsrichters Peter Gagelmann brüsk aus seiner Dominanz gerissen. "Nach dem Ausgleich haben wir ja gar keinen Fußball mehr gespielt", klagte Mönchengladbachs Spielmacher Granit Xhaka später.

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Den Gladbachern tat die Verschnaufpause gut. Sie standen beim Wiederanpfiff etwas besser geordnet, büßten aber auch ihren offensiven Mut ein und probierten sich am Konterspiel. Mit Ping Pong war es nun weitgehend vorbei. Xhaka setzte Stürmer Luuk de Jong mal wieder kaum in Szene. Auf der anderen Seite nutzten Mittelstürmer Kießling und Linksaußen Schürrle die spielerische Dominanz der überzeugenden Leverkusener und deren beste Torszenen nicht. In der hitzigsten Phase scheiterte erst Lars Bender mit einem Fernschuss an Gladbachs Torwart Marc-André ter Stegen (64.), dann Kießling mit einem Kopfball (65.) und schließlich Schürrle mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern (68.).

Es bedurfte dann zur besten Chance der Dienste des eingewechselten Sidney Sam, der Brouwers im Strafraum den Ball an den Ellbogen spitzelte und dessen elfmeterreifen Reflex provozierte - Schürrle setzte den Ball in der 70. Minute allerdings flach an den linken Pfosten. Der Fehlschuss kostete Leverkusen etwas die Linie - und am Ende einen verdienten Erfolg.

Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre gab sich verständlicherweise "mit dem einen Punkt zufrieden. Wir hatten heute ein bisschen Glück. Wir haben gekämpft, aber spielerisch gibt es noch viel zu tun". Mittelfeldspieler Granit Xhaka bilanzierte knapp: "Ein Punkt wie ein Sieg." Der Schweizer war mit dem Ausgang nicht unzufrieden, mit der Leistung seiner Mannschaft hingegen schon. Xhaka wusste nicht so recht, und so zuckte auch er mit den Schultern. Nicht anders ging es den enttäuschten Gastgebern. "Das ist sehr schade und tut mir leid für die Fans. Wir hatten unser bestes Saisonspiel und waren klar überlegen", klagte Nationalspieler Schürrle.

© SZ vom 24.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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