Leverkusen siegt:Die Ausbrecher bleiben hängen

Bayer 04 Leverkusen v 1. FC Nuernberg - Bundesliga

Das erste Tor für Leverkusen: In der 61. Minute trifft Lucas Alario mit einem Kopfball. Nürnbergs Keeper Christian Mathenia hat da keine Chance mehr.

(Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Vorbei geschlenzt: Der 1. FC Nürnberg vergibt nach guter erster Halbzeit in Leverkusen die große Chance, den Abstiegskampf-Rivalen Stuttgart zu überholen. Bayer hofft dagegen wieder auf Europa-Reisen.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Nach einer torlosen halben Stunde gab es eine Trinkpause, als auf der Anzeigetafel gerade die 3:0-Führung des FC Augsburg gegen den VfB Stuttgart vermeldet wurde. Diese Nachricht war für die Fußballer vom 1. FC Nürnberg noch erfrischender als das Wasser aus ihren Spritzflaschen. Ein Törchen nur - und danach keinen Einbruch - hätten sie benötigt, dann hätten sie erstmals seit Mitte Februar die direkten Abstiegsplätze der Bundesliga verlassen. So ungefähr fühlt sich ein nimmermüder Ausbrecher, wenn er bereits an der letzten Stange seines Zellenfensters sägt.

Doch die vermaledeite letzte Stange, sie ist widerstandsfähiger als gedacht. Die Nürnberger haben das eine kleine und so bedeutsame Törchen nicht geschossen, stattdessen haben sie beim Europapokal-Anwärter Bayer Leverkusen in der letzten halben Stunde zwei Gegentreffer zugelassen und mit 0:2 (0:0) verloren. Dadurch haben sie vier Spieltage vor Schluss statt des Spiels nur eine Verlängerung ihrer Hoffnungs-Phase gewonnen. Denn es bleibt bei drei Punkten Rückstand zum Drittletzten Stuttgart, aber weil die Nürnberger nun das deutlich bessere Torverhältnis haben, könnten sie die Schwaben binnen eines einzigen Spieltags einholen. Das Problem dabei ist: Die Nürnberger spielen als nächstes gegen Bayern München, in Wolfsburg und gegen Borussia Mönchengladbach, und da müssen sie erst einmal gewinnen.

Immer wieder gefährlich, aber glücklos: Nürnbergs Eduard Löwen

Für Leverkusen keimt derweil neue Hoffnung im Kampf um einen Europa-League-Platz. Trainer Peter Bosz war zwar nur in der zweiten Halbzeit mit seiner Mannschaft zufrieden, freute sich aber über den zweiten Zu-Null-Sieg nacheinander. Dass er mit der Einwechslung des 1:0-Torschützen und 2:0-Vorbereiters Lucas Alario in der 34. Minute für den verletzten Leon Bailey zu seinem Glück geradezu gezwungen wurde, irritierte ihn nicht. "Ich habe keine Glaskugel", sagte Bosz trocken, "vielleicht hätten wir andernfalls auch ohne Lucas Alario gewonnen."

In der ersten Halbzeit hatten die Franken mutig Widerstand geleistet. Ihr Torwart Christian Mathenia rettete sie zwei Mal vor dem früheren Rückstand, als er einen Fernschuss von Kai Havertz (17.) gegen den Innenpfosten lenkte und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen Kopfball von Lucas Alario ansehnlich parierte. Pech hatten die Nürnberger, als Schiedsrichter Guido Winkmann dem knapp außerhalb des Strafraums festgehaltenen Eduard Löwen einen aussichtsreichen Freistoß verweigerte.

Kurz das Tempo verschärft - und Leverkusen hatte die Partie im Griff

Aber es war halt auch zu erkennen, dass die Leverkusener das Tempo nur ein bisschen anziehen mussten, um die Nürnberger in immer ernstere Bedrängnis zu bringen. Und das taten die Gastgeber dann auch in der 61. Minute, allerdings ganz anders, als es die schnellen Spieler hätten erwarten lassen. Es bedurfte einer Standardsituation: Julian Brandt brachte die neunte Leverkusener Ecke in den Strafraum, und Alario köpfelte sie derart scharf gen zweiten Pfosten, dass Nürnbergs Tim Leibold mit einer Fallrückzieher-Rettungsaktion um ein paar Zentimeter zu spät kam. Der Ball war bereits voll hinter der Linie, was das Torliniensystem auf dem Armband von Winkmann anzeigte.

Nach zuvor fünf Punkten aus drei Spielen gingen die Nürnberger diesmal also leer aus. In dem Spiel waren sie allerdings trotz Leverkusens insgesamt schwacher Leistung von einer Überraschung deutlich entfernt. Nach dem schönsten Nürnberger Spielzug durch Leibold und Matheus Pereira schlenzte Löwen den Ball knapp am Leverkusener Torwinkel vorbei (84.), und nur kurz darauf machte Kevin Volland mit dem 2:0 für Leverkusen alles klar (86.). Die Nürnberger waren aber nicht unzufrieden mit ihrer Leistung. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht", sagte Trainer Boris Schommers. Und Mikael Ishak erklärte: "Wir haben eine gute erste Halbzeit geschafft, aber irgendwann waren die Kräfte aufgebraucht."

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