Leverkusen siegt:Der Zirkus ist zurück

Bayer Leverkusen - SC Paderborn 07

Torschütze zum entscheidenden 3:2 - Kevin Volland.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
  • Bayer Leverkusen und der SC Paderborn liefern sich vor allem in der ersten Halbzeit ein spektakuläres Match.
  • Trotz des am Ende verdienten 3:2-Sieges ist Bayer-Trainer Peter Bosz nicht zufrieden.
  • Der SC Paderborn zeigt, dass er in dieser Saison für viele schöne Spiele sorgen könnte.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Es gibt Zuschauerspiele, und es gibt Trainerspiele. Beides passt selten zusammen. Trainerspiele sind oft ausgetüftelte Strategie-Angelegenheiten, in denen der Erfolg über allem steht. Domenico Tedesco hat vor eineinhalb Jahren mit Schalke 04 den effektivsten Ergebnisfußball der jüngeren Vergangenheit gezeigt. In der Saison danach wurde der Tüftler ausgetüftelt und musste gehen.

Beim Spiel zwischen Leverkusen gegen Aufsteiger Paderborn trafen nun zwei Teams aufeinander, deren Ziel es ist, die Verschmelzung von Zuschauer- und Trainerfußball zu vollführen. Die Übungsleiter Peter Bosz und Steffen Baumgart kennen nur den Weg nach vorne. Es gibt keine Geheimnisse, aber viele gute Ideen. Am ersten Spieltag duellierten sich die Teams - und es wurde noch aufregender als erwartet.

Zunächst gab es 45 Minuten Zuschauerfußball: voller Spielwitz, gewitzter Akrobatik, zirkusreifen offensiven Eingebungen, Abstürzen und gewagten Rettungsaktionen. Alle Zuschauer waren elektrisiert. Alle außer Peter Bosz. Zur Pause stand es 2:2, und zumindest der Bayer-Coach dürfte in dieser Zeit um ein paar Jahre gealtert sein ("Das war ein offener Schlagabtausch. Und damit genau das, was wir nicht wollten") - während Steffen Baumgarts Plan aufging: "Den offenen Schlagabtausch haben wir provoziert. Das werden wir immer wieder tun und damit hoffentlich den einen oder anderen Gegner knacken."

Erst nach der Pause dominiert der Favorit

Es folgten 45 Minuten deutlich mehr nach Bosz' Geschmack, nach denen der Werksklub als 3:2-Sieger feststand. In dieser zweiten Halbzeit gelang es Leverkusen deutlich besser, das Spiel und das manische Tempo zu kontrollieren, weniger Fehler zu begehen, Paderborn nicht mehr so viele Konter anzubieten und selbst gute Chancen herauszuspielen.

Dementsprechend fielen die Kritiken der Trainer aus. "Das Auftaktspiel zu gewinnen, ist immer gut", sagte Peter Bosz. "Aber wie wir gespielt haben, damit bin ich nicht zufrieden. Meine Erfahrung ist, dass man drei-, viermal pro Saison richtig schlecht spielt. Wenn man dann drei Punkte holt, muss man zufrieden sein. Die zweite Halbzeit war, glaube ich, ein bisschen besser als die erste. Das bedeutet viel Arbeit für uns. Kein Problem, das machen wir gerne." Paderborns wortgewaltiger und -gewandter Coach Steffen Baumgart brachte die Dinge anders auf den Punkt: "Wenn man das Ergebnis wegnimmt, kann man zufrieden sein. Wir haben viel von dem umgesetzt, wie wir uns unseren Fußball vorstellen. Die Tore von Leverkusen waren allerdings exzellent rausgespielt."

Alle fünf Tore sind exquisit herausgespielt

Genau das ist der Punkt. Die Tore in der wilden ersten Halbzeit könnte man auf Fehler zurückführen - aber lieber sollte man sie im Zusammenhang mit den starken offensiven Aktionen schildern: dem punktgenauen Pass von Lars Bender in den Lauf von Volland (10. Minute), der einen geschickten Haken vom Tor weg schlägt, weshalb Verteidiger Strohdiek ins Leere stolpert und beim unplatzierten Abschluss des Stürmers das Abseits von Bailey aufhebt, der sich kurz vor der Torlinie geschickt dreht und fast artistisch vollendet. Beim 1:1 erfasst Michel die Situation nach einem Baumgartlinger-Fauxpas am schnellsten (15.), rennt Jonathan Tah in Sprintermanier davon und bleibt beim Abschluss cool. Nur vier Minuten später macht Baumgartlinger seinen Fehler mit einem Schnittstellenpass vom Allerfeinsten wett, auch weil der überragende Kai Havertz die Vorlage mit einem feinen Lupfer ins entfernte Eck zum 2:1 krönt. Schockt das den Aufsteiger? Mitnichten. Wieder nur sechs Minuten später enteilt Antwi-Adjei dem bekanntlich nicht gerade langsamen Tah. Hradecky kann zwar den ersten Schuss abwehren, Verteidiger Wendell den zweiten eindeutig mit der Hand - doch ehe Diskussionen vonnöten sind, versenkt Mamba den Ball zum 2:2 ins Bayer-Tor.

Zu diesem Zeitpunkt sind gerade einmal 25 Minuten gespielt.

Eine andere Richtung nimmt das Spiel erst, als Leverkusen mit einem Handicap fertig werden muss. Nachdem sich Lars Bender bei einem unscheinbaren Zweikampf an der Nase verletzt (33. Minute), schalten beide Teams etwas herunter. Vielleicht unbewusst. Aber mit positiven Auswirkungen für Leverkusen, das in der zweiten Halbzeit nur eine Torchance zulässt (und bei manchen Kontern das Glück hat, stets noch ein Bein dazwischen zu bekommen). Und selbst agiert der Werksklub überlegter und präziser und kommt ab der 65. Minute zu hochkarätigen Gelegenheiten. Krönung: das 3:2 durch Kevin Volland, nach einer Bilderbuch-Kombination über Havertz und Wendell (69.). Den dritten Rückstand kann Paderborn nicht mehr egalisieren.

Es wird spannend sein, den beiden Klubs auf ihrem Weg zu folgen. Leverkusen - das erstmals seit 2015 das erste Saisonspiel gewann - muss zeigen, ob es in der Lage ist, in jedem Spiel drei bis vier Tore zu schießen, um stets zwei oder drei Treffer kassieren zu dürfen. Und Paderborn dürfte noch so manche Mannschaft mit dem gescheiten Tempofußball ärgern. Zumal das Team weiß, was es kann: "Leistungstechnisch haben wir bestanden", resümierte Steffen Baumgart, "ergebnistechnisch haben wir Nachholbedarf."

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