Leverkusens Erfolg gegen Gladbach:Wirtz ist wieder pünktlich

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Florian Wirtz (links) war wieder einer der besten Leverkusener gegen die häufiger zu spät kommenden Gladbacher. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Beim hoch verdienten 3:1 gegen Mönchengladbach gelingt Bayer Leverkusen der elfte Pflichtspiel-Erfolg hintereinander.  Der dominierende Spieler ist einer, der beim letzten Heimsieg  wegen eines Verkehrsstaus noch in der Startelf gefehlt hatte.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Eilig kramten die Fans von Bayer Leverkusen das Banner hervor, das sie eigens zu dieser Gelegenheit mitgebracht hatten. „Videobeweis abschaffen!“ stand darauf, ergänzt durch einen kritischen Kommentar: „Ihr macht Euch zum Affen.“ Sobald sie das Transparent entrollt hatten, beschimpften die Anhänger im Chor den Deutschen Fußball Bund.

So engagiert sie ihren fundamentalistischen Protest inszenierten, so fehl am Platze war dieses Mal der gerechte Kampf. Schiedsrichter Harm Osmers hatte keines Fernsehbildes bedurft, um den Elfmeter wegen eines Handspiels von Julian Weigl zu verhängen, spontan hatte er auf den Punkt gewiesen und ließ sich anschließend lediglich fernmündlich versichern, dass er damit richtig gelegen habe – Weigl und die Gladbacher Kollegen legten zwar Einspruch ein, das änderte aber nichts. Und im nächsten Moment stellten auch die Leverkusener Fans ihre Beschwerden gegen die Videojustiz ein, weil sie damit beschäftigt waren, Florian Wirtz‘ per Videobeweis beschafften Elfmetertreffer zum 2:0 zu bejubeln.

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Spätestens nach dem zweiten Tor des Nationalspielers bestand bei den Besuchern der Arena eine nahezu felsenfeste Gewissheit, dass die Hausherren das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach gewinnen würden. Ja, ein 2:0 bietet bloß zwei Tore Vorsprung, aber die Borussen begegneten ihrem Gegner an diesem Abend im Zustand von Ohnmacht und Demut. Das 3:0 durch Patrick Schick (74.) gab dem Unterschied zwischen Hausherren und Gästen ein weiteres Mal Ausdruck, durch Tim Kleindiensts 1:3 in der Nachspielzeit empfing der verdiente Verlierer immerhin noch einen überraschenden Trostpreis.

Leverkusen macht sich Sorgen um den verletzten Angreifer Terrier

„Insgesamt können wir zufrieden sein mit dem Ergebnis, aber wir hätten natürlich gern zu null gespielt“, sprach Wirtz einen adäquaten Kommentar zum Spiel. Dieses 3:1 markiert den elften Pflichtspielsieg hintereinander für den deutschen Meister. Dennoch herrschte auch Trübsal bei Bayer 04: Der französische Angreifer Martin Terrier hatte sich nach wenigen Spielminuten ohne Zutun eines Gegners schwer verletzt, erste Vermutung: ein Achillessehnenschaden.

Sollten die Bayern in München vor dem Fernseher gesessen und gehofft haben, die Kollegen aus Mönchengladbach würden gegen den Titelkonkurrenten ein bisschen Unterstützung leisten, so haben sie vermutlich schon bald das Hoffen eingestellt. Vielleicht sogar aus Frust auf ein anderes Programm umgeschaltet. Der Ball blieb fortwährend Eigentum der Leverkusener, und wenn auch die Borussen ihren Strafraum einigermaßen effektiv verteidigten, allen voran die fleißigen Abwehrspezialisten Ko Itakura und Nico Elvedi, so war doch absehbar, dass auf Dauer die Festung fallen würde. „Es ist dann natürlich schwer, wenn du so lange dem Ball hinterherläufst, die Konzentration hochzuhalten“, gab Julian Weigl später am Sky-Mikrofon zu erkennen, dass sich auch die Gladbacher ihrer Probleme bewusst waren. Entlastende Gegenangriffe fanden nicht statt.

Viele Torchancen konnten die Leverkusener trotz ihrer Überlegenheit nicht erwirtschaften, doch der neuralgische Moment sollte kommen. Philipp Sander verlor nach einem Einwurf in der Leverkusener Hälfte den Ball an den brasilianischen Verteidiger Arthur, und dann ging es im Handstreich voran: Granit Xhaka setzte Florian Wirtz ein, der Itakura mit einem Tunnel ins Leere schickte, den Torwart Moritz Nicolas ausguckte und schließlich genüsslich zum 1:0 einschob. Itakura brauchte sich nicht zu schämen, dass er solcherart ausgespielt wurde: Tunnel sind eine von Wirtz‘ Spezialitäten.

Ausdrücklich hatte Xabi Alonso den Nationalspieler nochmal gewarnt, dass er bei der Anreise nicht wieder an einer Autobahnsperrung scheitern sollte wie am Freitag vor acht Tagen, als er im Verkehr steckenblieb, die Teamsitzung verpasste und deswegen vom Trainer erstmal auf die Bank gesetzt wurde. Diesmal war Wirtz nicht nur pünktlich am Treffpunkt, sondern wieder mal der beste und der bestimmende Spieler auf dem Platz. Auch am 3:0 hatte er seinen Anteil, indem er Schick den Ball perfekt zum Einschuss vorlegte. Als Alonso zehn Minuten vor Schluss Wirtz, Xhaka und Alejandro Grimaldo vom Feld nahm, um sie für die kommende Champions-League-Partie bei Atletico Madrid zu schonen, war das ein Signal an viele Zuschauer, der Kälte zu entfliehen und den Heimweg anzutreten. Alonso hatte das Spiel quasi für beendet erklärt, für die Gladbacher Borussen war das eine gute Nachricht.

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