Leverkusen - Mainz (15.30 Uhr):Der Prototyp

Ludogorez Rasgrad - Bayer Leverkusen

Teenager und Leverkusener Hoffnungsträger: Kai Havertz, 19.

(Foto: Marius Becker/dpa)

Die kriselnden Leverkusener wollen den Schwung aus dem 3:2-Sieg in Rasgrad mit in die Bundesliga nehmen - gegen Mainz müssen sie unbedingt gewinnen. Hoffnungen ruhen vor allem auf Kai Havertz.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Als die Fußballer von Bayer Leverkusen am Donnerstagabend um 21.38 Uhr in der nordostbulgarischen Stadt Rasgrad mit 0:2 zurücklagen, waren diese alten Sätze von Rudi Völler plötzlich wieder ganz präsent. Der Klub hatte am 12. Mai im finalen Bundesliga-Saisonspiel knapp die Champions League verpasst, da behauptete Sportchef Völler trotzig, man werde den deutschen Fußball würdig in der Europa League vertreten und "es besser machen als zuletzt der eine oder andere Klub". Vier Monate und acht Tage später trat Bayer also zu seinem ersten Europa-League-Spiel bei Ludogorez Rasgrad an - und lag nach 37 Minuten mit 0:2 zurück. Ein würdiger Vertreter des deutschen Fußballs? War Leverkusen bis dahin eher nicht.

Aber die Öffentlichkeit bildet sich oft zu schnell ein Urteil, das hatte Völler zuletzt ja auch in einem anderen Zusammenhang beklagt. Nachdem sein Klub die ersten beiden Saisonspiele verloren hatte, wurden medial bereits erste Zweifel am Trainer Heiko Herrlich formuliert. Das machte Völler ziemlich wütend. Fast erwartungsgemäß verlor das Team dann die Auswärtspartie beim FC Bayern, und fünf Tage später lag Leverkusen als Schlusslicht der Bundesliga auch noch in Rasgrad mit zwei Toren zurück - ein dunkler Moment für die ambitionierte Leverkusener Mannschaft.

Havertz sagt, er habe an seiner Mentalität gearbeitet

Doch dann kam der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler Kai Havertz, der Prototyp der jungen und hoffnungsvollen Leverkusener Mannschaft. Seine zwei Tore und jenes des schwedischen Leihstürmers Isaac Kiese Thelin drehten die Partie binnen 31 Spielminuten zum 3:2-Sieg. Es war nicht nur der erste relevante Saisonsieg (abgesehen vom mauen 1:0-Erfolg in der ersten Pokalrunde beim Fünftligisten Pforzheim), er war in seiner Art auch psychologisch bedeutsam vor dem Bundesliga-Heimspiel am Sonntagnachmittag gegen Mainz 05. "Das ist jetzt wichtig: dass wir diesen Schwung und dieses Selbstvertrauen mit ins Spiel gegen Mainz nehmen und dort gleich nachlegen", sagte Herrlich.

Der Trainer beschrieb Havertz hinterher als herausragenden Spieler. Nicht nur fußballerisch und wegen der beiden Treffer, sondern auch in der Defensivarbeit und kämpferisch, seine Zweikämpfe und seine Körpersprache hatten das Comeback der Mannschaft erst ermöglicht. Elf Tage nach seinem Debüt in der Nationalmannschaft demonstrierte Havertz sein ganzes Potenzial - und war hinterher selig, so viel zu "diesem dringend benötigten Sieg" beigetragen zu haben. "In der Jugend wurde ich manchmal dafür kritisiert, nicht die nötige Mentalität zu zeigen", erzählte Havertz, "deshab habe ich mir vorgenommen, genau daran zu arbeiten".

Fußballerisch bringt er ohnehin fast alles mit, Herrlich taxiert Havertz' Potenzial auf jenes von Toni Kroos, weshalb der Leverkusener trotz seiner erst 19 Jahre schon 57 Bundesligaspiele absolviert und dabei sieben Tore geschossen und 15 vorbereitet hat. Überragende Werte sind das, doch das 58. Bundesligaspiel des 2010 von Alemannia Aachen in die Bayer-Jugend gewechselten Spielers wird nun am Sonntag gegen Mainz tatsächlich eines der wichtigsten in seiner noch jungen Karriere. Denn Leverkusen muss diese Partie unbedingt gewinnen, um sich vom Tabellenende zu lösen. Am Mittwoch in Düsseldorf und am Samstag darauf gegen Borussia Dortmund werden die Aufgaben nämlich auch nicht leichter.

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