Leverkusen in Köln:Vier Kugeln für den Christbaum

1. FC Köln - Bayer Leverkusen

Viele schöne Tore gegen den Nachbarn von der anderen Rheinseite: Tabellenführer Leverkusen freut sich über das fulminante Führungstor von Mitchell Weiser (im Pulk).

(Foto: Wolfgang Rattay/dpa)

Im rheinischen Derby behauptet Bayer mit einem 4:0 seine Tabellenführung - und empfängt nun den FC Bayern. Die jungen Wirtz, Diaby und Tapsoba sollen verlängern.

Von Ulrich Hartmann

Kurz vor dem Spiel war dem Kölner Trainer Markus Gisdol noch zum Scherzen zumute gewesen. "Wenn man die Qualität der Leverkusener berücksichtigt", hatte er bei Sky gesagt, "dann müssten wir eigentlich mit sieben Manndeckern spielen." Nach zehn Minuten, als Bayer Leverkusen bereits 2:0 führte, hatte Gisdol womöglich schon bereut, auf diese stattliche Anzahl verzichtet zu haben. Tröstlich war am Ende allenfalls, dass die Gegentore nicht in dieser Frequenz weiterfielen. Der 1. FC Köln unterlag Leverkusen am Ende 0:4 (0:2). Köln bleibt seit mehr als neun Monaten ohne Heimsieg, Leverkusen seit einem halben Jahr ohne Niederlage in der Bundesliga.

Köln und Leverkusen liegen geografisch viel näher beieinander, als man in der Tabelle erkennen könnte. An der Schnittstelle beider Städte sind es nur ein paar Schritte. Fußballerisch trennen die rheinischen Nachbarn hingegen Welten. Während die Kölner sich wohl noch bis ins Frühjahr dem Abstiegskampf widmen werden, träumen die Leverkusener von der Champions League. Vorerst bleiben sie sogar Tabellenführer. Als der Trainer Peter Bosz gesagt hatte, "es war schwierig da hinzukommen, und es wird noch schwieriger, da zu bleiben", da dachte er wohl weniger an das Spiel in Köln als vielmehr ans nächste Heimspiel. Am kommenden Samstagabend gastiert Bayern München in Leverkusen, am finalen Spieltag des Jahres.

Zur 1:0-Führung dauert es nur bis zu achten Minute

Auf eine Leverkusener Druckwelle hatten die Kölner sich ja gefasst gemacht - aber gleich so? Nach sieben Sekunden gab es die erste Ecke für Leverkusen. Zur 1:0-Führung dauerte es auch nur bis zur achten Minute. Da trat Nadiem Amiri einen Freistoß gen Tor, und die Kopfballabwehr von Sebastiaan Bornauw drosch Mitchell Weiser volley ins Netz. Weiser, Sohn des früheren Kölner Spielers Patrick Weiser, war kurzfristig für den verletzten Lars Bender in Bayers Startelf gerutscht. Zwei Minuten später wurde der flotte Franzose Moussa Diaby in der eigenen Hälfte des Balls habhaft, sprintete damit 40 Meter gen Tor und schlenzte zum 2:0 ins lange Eck.

Leverkusen spielte so schnell und so schön, dass man glatt vermuten könnte, dass selbst irgendwo in Köln eine Weihnachtskugel aus dem Bayer-Fanshop an den Christbaum kommt. Gewiss aber im Hause Wirtz im benachbarten Pulheim.

Zehn Jahre hat Florian Wirtz in den Jugendmannschaften des 1. FC Köln gespielt. Ihn am Mittwochabend erstmals in einem Bundesligaspiel im Rheinenergie-Stadion zu sehen, hätte den Kölner Verantwortlichen Tränen in die Augen treiben können - allerdings keine Tränen der Rührung, sondern der Wut. Denn der 17-Jährige spielt seit elf Monaten für Bayer Leverkusen. Für 200 000 Euro hat Köln ihn abgegeben. Wenn man bedenkt, dass Wirtz schon mit jenem Kai Havertz verglichen wird, den Leverkusen kürzlich für 80 Millionen an den FC Chelsea verkauft hat, wird klar, warum die Kölner sich fühlen, als seien sie mit dem Enkel-Trick reingelegt worden. Es ist aber natürlich sauber zugegangen.

Nicht einmal die Demütigung, dass auch Wirtz trifft, blieb den Kölnern in diesem Derby erspart. Nachdem Leverkusens Patrik Schick eine Diaby-Hereingabe in der 53. Minute zum 3:0 eingegrätscht hatte, erhöhte Wirtz auf Vorlage von Leon Bailey in der 59. Minute auf 4:0. Es war Kölns bislang höchste Heimniederlage überhaupt gegen Leverkusen.

Wirtz soll übrigens noch eine Weile in Leverkusen bleiben. Wie der Kicker und Sky berichten, soll er einen neuen Fördervertrag bekommen, der dann an seinem 18. Geburtstag im Mai zu einem Lizenzspielervertrag werde. Der binde ihn bis mindestens 2025 an den Klub. Mit Offensivspieler Diaby und Verteidiger Edmond Tapsoba sollen zwei weitere junge Profis (beide 21) ihre Verträge um jeweils ein Jahr verlängern - Diaby bis 2025 (er soll schon am Mittwoch unterschrieben haben), Tapsoba bis 2026.

Und nun kommt also der FC Bayern nach Leverkusen. "Ich werde nicht versuchen, die Spieler zu bremsen. Es ist gut, wenn sie Vertrauen und ein gutes Gefühl haben", sagte Trainer Bosz nach dem Spiel: "Aber ich werde ihnen sagen, dass Bayern München eine gute Mannschaft ist."

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