Leverkusen - Köln:0:0 für Bayern

Tabellenführer Bayer Leverkusen schafft gegen Köln zwar einen neuen Startrekord, dennoch kann der FC Bayern jetzt wieder die alte Hackordnung in der Liga herstellen.

Dominik Prantl

Nun war also der FC Köln dran, jener große Nachbar vom Rheinufer mit dem Reichtum an Kultur und Geschichte; ja, mit dem Reichtum an allem, was Leverkusen so fehlt. Nur der Fußball drüben in der Domstadt ist derzeit um so vieles ärmlicher als in Leverkusen, wo sich der ungeschlagene Bundesliga-Tabellenführer dieser Saison zumindest auf dem Fußballplatz mit den Größten der Branche messen darf.

"Wir müssen nur geduldig bleiben. Dann werden wir am Ende ziemlich deutlich deutscher Meister", hatte Bayerns Präsident Uli Hoeneß im Rahmen einer Preisverleihung in der vergangenen Woche erklärt. Es war auch eine Stichelei in Richtung Bayer Leverkusen, das in der Tabelle noch immer vor Ligaprimus Bayern steht und diesen Platz doch endlich räumen soll. Tatsächlich kam Leverkusen gegen Köln nicht über ein 0:0 hinaus und könnte trotz eines neuen Startrekords von 24 Spielen ohne Niederlage am Sonntag den Spitzenplatz verlieren.

Es ist einem Großteil der Liga inzwischen klar geworden, dass aus dem Überraschungsteam der Hinrunde ein Titelkandidat gereift ist - trotz oder gerade wegen der demonstrativ überheblichen Bemerkungen aus der Fußballhauptstadt München. In Köln haben sie sich deswegen vor dem Rheinderby nicht so recht entscheiden können zwischen Respektsbekundungen und dem rituellen Säbelrasseln, das solche Nachbarschaftsduelle üblicherweise begleitet.

FC-Manager Michael Meier sagte: "Leverkusen ist nicht zu vergleichen mit der emotionalen Geladenheit in Köln." Übersetzt heißt das so viel wie: Leverkusen mag ungeschlagen an der Spitze stehen, aber es ist noch immer ein langweiliges Kaff im Vergleich zu unserer aufregenden und aufgeregten Domstadt. Meier sagte aber auch: "Bayer wird ein würdiger Meister." Er hat tatsächlich Bayer gesagt, ohne n am Ende. Ein solches Lob ist angesichts der emotionalen Geladenheit eines solchen Derbys so, als würde Guido Westerwelle einem Sozialhilfeempfänger einen Ferrari gönnen.

Respektiert zu werden gibt Selbstvertrauen, eine breite Brust, und mit dieser nahmen die Leverkusener erst einmal das Feld ein. Nimmersatt fielen sie über den Gegner her, sie schienen das letzte bisschen Mut der Kölner gleich in den ersten Minuten regelrecht auffressen zu wollen. Stefan Kießling köpfelte in der fünf Minute über das Tor. Sami Hyypiäs Kopfballs parierte Torwart Faryd Mondragon per Hechtsprung (13.), ob auf oder hinter der Linie konnten selbst die Fernsehbilder nicht eindeutig klären.

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Hat Hoeneß vielleicht tatsächlich Recht?

Vor allem aber schien der Hunger des Tabellenführers damit bereits gestillt. Leverkusen bestimmte zwar das Spiel, jedoch ohne Köln im weiteren Verlauf wirklich zu beeindrucken. Die größte Möglichkeit vor der Pause hatten sogar die Gäste. Sebastian Freis tauchte vor Nationaltorhüter Rene Adler auf, der von Freis mehr angeschossen wurde, als dass er parierte (33.).

Hat Hoeneß vielleicht tatsächlich Recht? Reicht ein wenig Geduld, weil den im Titelrennen unerfahrenen Konkurrenten irgendwann die Luft ausgeht im Endspurt der Saison? Hoeneß kennt schließlich das harte Los des Favoriten, welches nun auch Leverkusen ereilte: Die Gegner igelten sich in der eigenen Hälfte ein, sie wollten gar nicht Fußball spielen, sondern ihn einfach nur verhindern.

Podolski als linker Verteidiger

Zu zaghaft und unüberlegt wirkten die Versuche des so jungen Leverkusener Mittelfeldes gegen ein derart einseitig ausgerichtetes Bollwerk. Nur einmal setzte sich Renato Augusto auf dem Flügel durch, doch seinen Schuss aus spitzem Winkel parierte Mondragon (52.). Und während es Lukas Podolski beinahe gar gelang, sich als linker Außenverteidiger für Bundestrainer Joachim Löw zu empfehlen, lief die Zeit.

Sie lief gegen Leverkusen und sie lief gegen Stefan Kießling, der sich schon viel zu lange auf der Suche nach seiner Vorrundenform befindet. Als die Zeit abgelaufen war, hatte Köln erstmals seit 14 Jahren in der ach so kleinen Nachbarstadt gepunktet, weshalb sich Podolski als Gewinner fühlte: "Ich denke der Sieg, äh, das Unentschieden geht in Ordnung."

Sollten die Bayern ihr Spiel am Sonntag gegen Hamburg gewinnen, ist die gewohnte Hackordnung wieder hergestellt. Noch nicht am Rheinufer, aber immerhin in der Bundesliga.

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