Leverkusen:Herrlich atmet auf

Bayer Leverkusen - FSV Mainz 05

Intensives Duell am Sonntag: der Leverkusener Dominik Kohr (links) gegen den Mainzer Moussa Niakhaté.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Bayer schafft beim 1:0 gegen den FSV Mainz den ersten Saisonsieg in der Bundesliga. Wie schon in der Europa League in Rasgrad entscheidet der junge Kai Havertz erneut das Spiel.

"Die Nachspielzeit beträgt vier Minuten", verkündete der Stadionsprecher, und diese Frist kam nicht nur den Anhängern von Bayer Leverkusen lang vor, deren Team die 1:0-Führung zu verteidigen hatte, sondern auch den Sympathisanten des FSV Mainz 05. Das Hoffen auf den Ausgleich hatte ihnen ihre Mannschaft schon seit einer Weile ausgetrieben, da wirkten vier Minuten Zugabe bloß noch wie die Verlängerung des Leidens.

Zwar hatte der FSV meistens den Ball gehabt, nachdem Bayer in der 61. Minute ziemlich plötzlich durch einen Kopfball von Kai Havertz in Führung gegangen war. Aber ernstzunehmende Torgefahr brachte das umstandskrämerische Mainzer Offensivspiel mit Ausnahme eines knapp vorbeizischenden Distanzschusses von Ridle Baku nicht hervor. "Es ist eine ärgerliche Niederlage", beklagte sich der Mainzer Trainer Sandro Schwarz hinterher dennoch, "in der zweiten Halbzeit haben wir ein gutes Bild abgegeben und hätten hier etwas mitnehmen können."

Dass die Mainzer bis zum Ende um die Wagenburg herumreiten würden, ohne den Schuss ins Ziel zu setzen, das konnte Heiko Herrlich natürlich nicht wissen, als er die finalen Spielminuten verfolgte. Der Leverkusener Trainer wusste gar nicht wohin mit sich selbst, als er den Abpfiff herbeisehnte, mal stand er, mal setzte er sich wieder, dann stand er wieder auf, und dann kam endlich der letzte Pfiff. Die große Jubelgeste versagte sich Herrlich passenderweise, als die ersten Punkte in der neuen Saison gesichert waren. Es war kein Sieg, bei dem es Bayer knallen und funkeln ließ, es war ein vorwiegend mühseliges Unterfangen. Die Last der Niederlagenserie zum Saisonstart hatte sich bemerkbar gemacht, zumal die Leverkusener in der deutlich besseren ersten Halbzeit eine Reihe von guten Chancen ausgelassen hatten, allein Mittelstürmer Alario hatte genügend Gelegenheiten gehabt, um für eine beruhigende Führung zu sorgen.

In der zweiten Halbzeit, sagte Havertz, habe seine Mannschaft das Gefühl gehabt, "unter Zugzwang" zu stehen. "In der ersten Halbzeit haben wir Fußball gespielt, in der zweiten Halbzeit haben wir Fußball gearbeitet", stimmte Trainer Herrlich zu. "Es war bis zum Ende eine Zitterpartie, aber ich finde, es geht absolut in Ordnung, dass wir gewonnen haben."

Das Tor des Tages fiel ausgerechnet in der besten Phase der Mainzer, und es waren die Mainzer, die die Vorlage lieferten, als sie dreimal die Möglichkeit vergaben, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern. Bayer profitierte davon, weil Havertz die Verwirrung in der Mainzer Deckung nutzte, um sich in Position zu bringen. Der Neu-Nationalspieler hatte schon am Donnerstag in der Europa League für die rettenden Momente gesorgte, indem er mit zwei schönen Treffern half, den 0:2-Rückstand bei Ludogorez Razgrad in ein 3:2 zu verwandeln. Auch am Sonntag war der 19-Jährige der Mann des Tages und, wenn es ums konstruktive Spiel ging, Leverkusens bester Spieler. Dass er beim Siegtor plötzlich mitten im Angriffszentrum auftauchte, wo ihn die Flanke von Julian Brandt erreichte, das erklärte Havertz mit der speziellen Verbundenheit: "Wir haben das Verständnis, dass wir uns immer gegenseitig auf dem Platz sehen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: