Bayer 04 gewinnt erneut:Der zweite Spaß-Tag

Fortuna Düsseldorf - Bayer Leverkusen

Der Leverkusener Torschütze zum 1:0 Kerem Demirbay (r) jubelt mit Kevin Volland (M) und Karim Bellarabi.

(Foto: dpa)
  • Bayer Leverkusen gewinnt auch das zweite Bundesliga-Spiel mit einer überzeugenden Leistung.
  • Nach dem 3:1 gegen Düsseldorf sagt deren Trainer Friedhelm Funkel: "Wir waren chancenlos."
  • Peter Bosz holt damit 22 Punkte aus den vergangenen acht Liga-Spielen. Leverkusen möchte gern seinen Vertrag verlängern.

Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Eine Woche lang durfte sich Fortuna Düsseldorf über den ersten Auftaktsieg in einer Bundesliga-Saison seit 2012 freuen, eine Woche lang träumte die Landeshauptstadt vom ersten Sechs-Punkte-Start seit 1980. Auch für Trainer Friedhelm Funkel sollte es ein Festtag werden, weil er mit seinem 495. Match als Bundesliga-Trainer Felix Magath auf Platz sechs der Bestenliste einholen würde. Es waren schöne Tage für Düsseldorfer. Dann kam Bayer Leverkusen, packte Tranchiermesser und Skalpell aus und filetierte die Fortuna auf eine Weise, die abwechselnd etwas von Schlachthof und Operationssaal hatte.

Beim 3:1 (3:0)-Sieg war vor allem vor der Pause so etwas wie ein Klassenunterschied spürbar. "Das war das Spiel eines Champions-League-Klubs gegen eine Mannschaft, die gegen den Abstieg spielen wird", sagte Funkel später, "wir waren chancenlos". Damit das nicht zu negativ klang, lobte er: "Wir haben heute nicht gegen eine gute Leverkusener Elf verloren, sondern gegen eine sehr gute."

Sachlich, präzise und schnell schnitten die Gäste von Beginn an in die Flanken der Düsseldorfer Abwehr, wo vor allem Andre Hoffmann überfordert damit war, was Kevin Volland ihm abverlangte. Beim frühen 1:0 für die Leverkusener in der 6. Minute fand sich der Stürmer nach einer feinen Passage über Bellarabi und Havertz in guter Strafraumposition wieder; ein angedeuteter Haken und eine Tempoverschärfung reichten aus, um frei zur Grundlinie vorstoßen zu können. Die Hereingabe lenkte dann Lewis Baker, Fortunas Leihgabe vom FC Chelsea, ins eigene Tor - hinter ihm hatte der Ex-Düsseldorfer Kerem Demirbay gelauert.

Der Video-Assistent stimmt den Schiedsrichter um

Von diesem Wirkungstreffer zeigte sich Düsseldorf beeindruckt, und das zurecht. Weil der Gegner Spaß daran hatte, den Dominanz-Fußball seines Trainers Peter Bosz vorzuführen, neigte sich die Waage auf fast groteske Art Richtung Leverkusen. Trotz der eklatanten spielerischen Vorteile benötigten die Gäste eine Standardsituation und den Videobeweis, um auf 2:0 zu erhöhen. Mitteldrackerer Charles Aránguiz nutzte nach einem Demirbay-Freistoß eine kratergroße Lücke in der gegnerischen Abwehr zum Abschluss (33.) - doch hatte er bei der Ballannahme die Brust oder den Arm zur Hilfe genommen? Schiedsrichter Patrick Ittrich sah die Hand am Ball - und wurde vom Video-Assistenten umgestimmt, der die technisch feine Aktion des Chilenen fast zwei Minuten später belohnte.

Die ganze Überlegenheit und gradlinige Einfachheit des Werksklubs wurde vier Minuten später beim 3:0 deutlich. Nach einem Einwurf von Lars Bender wackelte Kevin Volland gegen Hoffmann wieder kurz mit der Hüfte, wieder tanzte er so den Verteidiger aus, der mitansehen musste, wie Vollands Querpass von Bellarabi verwertet wurde. "Ich habe bei den Toren schlecht ausgesehen", gab Hoffmann zu, "mich trifft eine große Schuld am heutigen Ergebnis." Auf der anderen Seite ragte Volland heraus, er kommt im Kalenderjahr bereits auf 22 direkte Torbeteiligungen. "Wenn wir einmal heißlaufen, wird es schwer gegen uns", sagte er zufrieden.

Bosz könnte schon nächste Woche verlängern

Nach der Pause sandte Leverkusen ein paar beruhigende Signale an die Liga. Das Team vermochte es nicht durchgängig, die Konzentration zu wahren. Das lag sicher auch an den Düsseldorfern, die nun "galliger" auftraten, wie Sportvorstand Lutz Pfannenstiel fand. Aber eher noch an den Gästen, die sich einige Nachlässigkeiten erlaubten, die die Fortuna viel zu spät bestrafte - eine semiaussichtsreiche Flanke schlug Bayer-Innenverteidiger Jonathan Tah artistisch, aber unsinnig auf den Fuß von Alfredo Morales, der auf 1:3 verkürzte. "Wir haben 75 Minuten sehr gut gespielt", bilanzierte Peter Bosz, der abwechselnd lächelte und die Zähne zusammenbiss. "Danach habe ich mich geärgert, weil wir nicht mehr den Ball haben laufen lassen, sondern mit dem Ball gelaufen sind." Trotzdem schraubte der Niederländer seine Serie auf 22 Punkte aus den vergangenen acht Liga-Spielen. Kein Wunder, dass Bayer den Vertrag mit Bosz vielleicht schon in der nächsten Woche verlängern wird.

Nennenswert in Düsseldorf war nur noch eine Szene am Spielfeldrand: Friedhelm Funkel sah die neu eingeführte gelbe Karte - aber nicht einmal da war der Neusser an diesem Tag Erster: Steffen Baumgart kam ihm in Paderborn zuvor. So endete ein aus Düsseldorfer Sicht restlos frustrierender Tag, in dem jeder Flirt mit der Historie schiefging. Am 7. Spieltag wäre ein feierlicher Rahmen freilich passender: Da steht Funkel dann zum 500. Mal als Bundesliga-Trainer an der Seitenlinie, und zu seinem Glück geht es da nicht gegen die formstarken Werkskicker.

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