Bayer Leverkusen in der Bundesliga:Schnell mit dem Skalpell

Vorstellung Peter Bosz bei Bayer Leverkusen

Peter Bosz hat aus Bayer Leverkusen eine Spitzenmannnschaft geformt.

(Foto: Marius Becker/dpa)
  • Bayer Leverkusen spielt in dieser Saison noch rasanteren Fußball als in der Vergangenheit.
  • Trainer Peter Bosz könnte seinen Vertrag bald verlängern - unter ihm brilliert vor allem die Offensive des Klubs vom Rhein.

Von Milan Pavlovic, Düsseldorf

Lutz Pfannenstiel musterte den Pulk aus sicherer Entfernung. Der Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf beobachtete schmunzelnd, wie der gegnerische Stürmer Kevin Volland gut gelaunt Pressevertretern seine Sicht der Dinge erklärte. "Früher hat er nie so lang geredet", murmelte Pfannenstiel über seinen Freund aus Hoffenheimer Tagen. Das liegt daran, dass Volland vielleicht noch nie so viel Positives berichten konnte.

"Das macht sehr großen Spaß", sagte er über das Leverkusener Hoch, an dem er numerisch sogar noch größeren Anteil hat als sein in diesen Tagen gefeierter Mitspieler Kai Havertz: Volland kommt, seit Peter Bosz im Dezember 2018 Trainer des Werksklubs wurde, auf 22 direkte Torbeteiligungen (neun Tore, 13 Assists) - mehr hat in dem Zeitraum nur Münchens Nimmersatt Robert Lewandowski zu bieten (23). Zudem fliegt die Mannschaft unter dem Radar der Öffentlichkeit, das scheint ihr gut zu tun.

Auch vor dem kleinsten der rheinischen Bundesliga-Derbys war Düsseldorf das Thema gewesen. Eine Woche lang durften sich alle Fortunen über den ersten Auftaktsieg in einer Bundesliga-Saison seit 2012 freuen, eine Woche lang träumte die Landeshauptstadt vom ersten Sechs-Punkte-Start seit 1980. Auch für Trainer Friedhelm Funkel sollte es ein Festtag werden, weil er mit seinem 495. Match als Bundesliga-Trainer Felix Magath auf Platz sechs der Bestenliste einholen würde. Es waren schöne Tage für Düsseldorfer. Dann kam Bayer Leverkusen, packte Tranchiermesser und Skalpell aus und filetierte die Fortuna auf eine Weise, die abwechselnd etwas von Schlachthof und Operationssaal hatte.

Beim 3:1 (3:0)-Sieg war vor allem vor der Pause so etwas wie ein Klassenunterschied spürbar. "Das war das Spiel eines Champions-League-Klubs gegen eine Mannschaft, die gegen den Abstieg spielen wird", sagte Funkel später, "wir waren chancenlos." Damit das nicht zu negativ klang, lobte er nachdrücklich: "Wir haben heute nicht gegen eine gute Leverkusener Elf verloren, sondern gegen eine sehr gute."

Haken und Hüftwackler

Sachlich, präzise und schnell schnitten die Gäste in die Flanken der Düsseldorfer Abwehr, wo vor allem André Hoffmann überfordert damit war, was Volland ihm abverlangte. Einige Haken und Hüftwackler, Drehungen und Tempoverschärfungen reichten, um die frühe Führung (6. Minute) und das 3:0 (39.) auf den Weg zu bringen. Nach dem Wirkungstreffer zu Beginn zeigte sich Düsseldorf beeindruckt. Weil der Gegner Spaß daran hatte, den Dominanz-Fußball von Trainer Bosz vorzuführen, neigte sich die Waage auf fast groteske Art Richtung Leverkusen. Chancenverhältnis bis zur Pause: 6:0. "Das war eine deutliche Steigerung gegenüber dem 3:2 gegen Paderborn", sagte Volland. "Der Trainer macht uns alle besser, und man spürt, dass er uns immer wieder neu fordert."

Die ganze Überlegenheit und Klarheit des Werksklubs im Jahre 2019 wurde beim 3:0 deutlich. Nach einem Einwurf von Lars Bender auf Strafraumhöhe tanzte Volland wieder Verteidiger Hoffmann aus, der dabei zuschauen musste, wie Vollands Querpass von Bellarabi cool verwertet wurde. "Ich habe bei den Toren schlecht ausgesehen", untertrieb der Düsseldorfer. "Wenn wir einmal heißlaufen, wird es schwer, gegen uns zu verteidigen", sagte Volland zufrieden. Leverkusen sei "ekelhaft ballsicher", gab Pfannenstiel zu Protokoll.

Nach der Pause sandte Leverkusen ein paar beruhigendere Signale an die Liga. Das Team vermochte es nicht durchgängig, die Konzentration zu wahren. Das lag auch an den Düsseldorfern, die nun "galliger" auftraten, wie Pfannenstiel fand. Aber eher an den Gästen, die sich Nachlässigkeiten erlaubten (Demirbay, Aránguiz). "Wir haben 75 Minuten sehr gut gespielt", bilanzierte Bosz, der abwechselnd lächelte und die Zähne zusammenbiss. "Danach habe ich mich geärgert, weil wir nicht mehr den Ball haben laufen lassen, sondern mit dem Ball gelaufen sind."

Trotzdem schraubte der Niederländer seine Serie auf 22 Punkte aus den jüngsten acht Liga-Spielen und auf 40 Zähler seit Januar - nur der FC Bayern sammelte mehr (46). Kein Wunder, dass Leverkusen den Vertrag mit Bosz verlängern will, vielleicht schon in den nächsten Tagen. Und dass die Spieler von Größerem träumen: "Wir können das noch besser", kündigte Volland an. Schon am vierten Spieltag wird das überprüft werden. Da geht es zu Bosz' erster Bundesliga-Station als Trainer, auf der er bekanntlich nicht ganz so erfolgreich wirkte: nach Dortmund.

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