Letztes 1860-Heimspiel von Benny Lauth:Abschied mit Tor und Stichelei

TSV 1860 München - VfL Bochum 1848

Benny Lauth verabschiedet sich von seinen Fans.

(Foto: Lukas Barth/dpa)

Nach 1557 Spielminuten trifft Benny Lauth wieder für die Löwen - ausgerechnet bei seinem letzten Auftritt vor den heimischen Fans. Der im Klub nicht mehr gewünschte Stürmer zeigt den Verantwortlichen, dass sie es womöglich bald bereuen werden, ihn wegzuschicken.

Aus dem Stadion von Moritz Dietrich

Zweimal hatte er bereits die Chance in diesem Spiel. Zweimal vergab er, zweimal litten die Anhänger mit. Und dann traf er in der Nachspielzeit. Eine Flanke von Yuya Osako landete vor seinen Füßen, Lauth beförderte den Ball ins Tor.

Nach 1557 Spielminuten hatte er endlich wieder einmal einen Treffer erzielt. Und das im letzten Spiel vor heimischen Publikum. 2:0 gewann der TSV 1860 München am Sonntag gegen den VfL Bochum. Es war ein Happy-End für den Stürmer, für den die vergangenen Wochen nicht immer schön waren.

Dass Benny Lauth gerne weitergemacht hätte, ist kein großes Geheimnis in München. Doch die Vereinsführung gab vergangene Woche bekannt, den Vertrag des 32-Jährigen nicht zu verlängern. Ende Juni muss Lauth nun den Verein verlassen. Wohin er geht, ist unklar. Seine Karriere beenden will er noch nicht.

"Ich denke, ich konnte noch einmal zeigen, warum ich weitermachen will", sagte Lauth nach der Partie - eine Spitze Richtung Vereinsführung. Lauth blieb ruhig, als er sprach, doch ihm war anzumerken, dass ihn die Ereignisse auf dem Platz mitgenommen hatten. "Das war ein unglaublicher Moment, von einem Tor habe ich insgeheim geträumt", sagte er. "Diesen Tag werde ich nie vergessen."

Nach seinem Treffer sprangen die Zuschauer auf, Teamkollege Moritz Stoppelkamp umarmte ihn stürmisch und strahlte, als habe er selbst eben den Treffer erzielt. Auch Lauths Einwechslung nach knapp einer Stunde wurde von den Zuschauern ausgiebig gefeiert, zuvor forderten die Fans ihn bereits mit Sprechchören. "Das hat dieses Mal besser funktioniert als in Fürth", schmunzelte Lauth. Vor einer Woche hatten ihn die Fans ebenfalls minutenlang gefordert, doch Trainer von Ahlen wechselte stattdessen Nachwuchsstürmer Bobby Wood ein.

Der TSV 1860 München war für Lauth stets der richtige Ort gewesen, um Fußball zu spielen. Hier war er am erfolgreichsten. In der D-Jugend wechselte er von seinem Heimatverein Fischbachau nach München, durchlief alle Jugendmannschaften und feierte sein Profidebüt bei 1860. Nach dem Abstieg der Münchner aus der Bundesliga 2004 ging Lauth mit 22 Jahren zum Hamburger SV.

Für die stolze Summe von 4,1 Millionen Euro verpflichteten die Hamburger mit Lauth einen aufstrebenden, jungen Nationalspieler. Zusammen mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski avancierte er zu einer der großen Hoffnungen des Landes. Doch Lauth konnte das Versprechen nicht halten und wurde nach zweieinhalb Jahren zum VfB Stuttgart abgeschoben. Dort wurde er ebenso wenig glücklich wie kurze Zeit später bei Hannover 96.

2008 kehrte der erfolglose Stürmer zu den Sechzigern zurück und traf prompt - nachdem er zuvor eineinhalb Jahre kein Tor mehr geschossen hatte. In den vergangenen Jahren entwickelte sich Lauth zu einer verlässlichen Größe im Verein. In einer Zeit, in der der Klub sieben Trainer verschliss, war auf ihn stets Verlass. Er absolvierte immer mindestens 30 Spiele pro Saison und erzielte insgesamt 85 Tore für den TSV 1860, so viele wie kein anderer Spieler.

"Hätte Kapitel gerne anders abgeschlossen"

Der Bruch kam im Laufe dieser Spielzeit, die Tore blieben aus. Mit nur zwei Treffern beendete er die Hinrunde, dann setzte ihm Trainer Friedhelm Funkel im Winter den Japaner Yuya Osako vor die Nase. Lauth verlor seinen Stammplatz, zuletzt wurde er nicht einmal mehr eingewechselt.

Nachdem bekannt wurde, dass Lauth den Verein verlassen muss, äußerten im Internet viele Fans ihren Unmut darüber. Am Samstag riefen Zuschauer vereinzelt: "Poschner raus!" Dem neuen Sportdirektor Gerhard Poschner lasten sie die Entscheidung an.

"Ich hätte dieses Kapitel gerne anders abgeschlossen", gab Lauth nach dem Spiel zu. Doch in dieser "Leistungsgesellschaft", wie Poschner und von Ahlen es nennen, ist kein Platz mehr für einen 32-Jährigen, der verlernt hatte, Tore zu schießen.

Nach dem Spiel klatschten die Zuschauer minutenlang. Auch für Daniel Bierofka und Necat Aygün, die ebenso ihre letzten Heimspiele absolvierten. Die Anhänger forderten "ihren" Benny Lauth, sie wollten ihn auf dem Zaun der Nordkurve sehen. Der zierte sich lange - fast so, als wolle er gar nicht Abschied nehmen.

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