900. Scorerpunkt für Eishockeyprofi Leon Draisaitl:Der Mann, dem die Oilers vertrauen

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Auch defensiv mittlerweile eine Bank: Oilers-Stürmer Leon Draisaitl, Mitte, im Spiel gegen St. Louis.
Auch defensiv mittlerweile eine Bank: Oilers-Stürmer Leon Draisaitl, Mitte, im Spiel gegen St. Louis. (Foto: Perry Nelson/USA Today Sports via Reuters)

Leon Draisaitl punktet in der NHL auf konstant hohem Niveau und hält Edmonton auf Playoff-Kurs. Seine Teamkollegen wissen um die Bedeutung des Kölners – der inzwischen mehr für das Spiel liefert als Tore und Vorlagen.

Von Johannes Schnitzler

Die Zahl allein ist beeindruckend: 900. So viele Scorerpunkte, also Tore und Vorlagen, hat Leon Draisaitl in seiner NHL-Karriere bislang gesammelt. 751 Spiele hat er dafür gebraucht, das macht im Schnitt 1,2 Punkte pro Spiel. In der besten Eishockeyliga der Welt. Nur vier Europäer waren in der mehr als 100-jährigen Geschichte der NHL schneller als Draisaitl, sie tragen große Namen: Peter Stastny, Jari Kurri, Jaromir Jagr, Nikita Kutscherow.

Und, notabene, das sind nur die Zahlen aus den Hauptrundenspielen. In den Playoffs, also wenn es ums Ganze geht, steht Draisaitl, 29 Jahre alt, bei 108 Punkten in 74 Spielen, im Schnitt 1,46 pro Partie. „Es ist unglaublich, in diesem Alter schon 900 Punkte zu haben“, sagte Ryan Nugent-Hopkins, Draisaitls Sturmkollege bei den Edmonton Oilers. „Das ist extrem schwer zu erreichen.“

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Am beeindruckendsten war vielleicht, wie Draisaitl am Donnerstag seine Punkte 898 bis 900 einsammelte. Der erste: ein Scheibengewinn tief in der offensiven Zone, konsequent mit dem Schläger nachgearbeitet. Der zweite: ein Scheibengewinn in der sogenannten Neutralen Zone, in der Rückwärtsverteidigung und somit einen gegnerischen Konter unterbindend. Der dritte und vielleicht ungewöhnlichste: eine vergebene Torchance in der Verlängerung, dann reaktionsschnell trotz Bedrängnis nachgesetzt. Es waren die kleinen, oft unscheinbaren, aber ungemein wichtigen Aktionen, mit denen Draisaitl das Spiel drehte. Edmonton gewann dank Draisaitls Vorlagen gegen die Boston Bruins nach 0:2-Rückstand noch 3:2, hat nun neun der vergangenen elf Partien für sich entschieden und steht nach einem Holperstart in die Saison auf Platz drei der Pacific Division. Draisaitls Bilanz allein in den vergangenen fünf Spielen: vier Tore, zehn Vorlagen. Die Oilers sind auf Playoffkurs.

Mit 23 Saisontreffern steht Draisaitl an der Spitze der NHL

Verteidiger Mattias Ekholm lobte Draisaitl für seinen mannschaftsdienliche Spielweise: „Er ist natürlich ein Torjäger, er kann den Puck halten und offensiv ein sehr dynamischer Spieler sein. Aber er hat dieselbe Stärke in unserer Zone und ist defensiv herausragend. Was mich am meisten beeindruckt, ist, dass es keine Situation gibt, in der er nicht als Erster auf dem Eis ist. In Schlüsselmomenten ist er immer da – jeden Abend.“

Draisaitl selbst, dem vor wenigen Jahren noch der Ruf anhing, Defensivarbeit nur aus Video-Sessions zu kennen, sagte nach seinem Punktejubiläum: „Es ist eine harte Liga. Natürlich bin ich stolz auf mich.“ Um dann sofort das ganze Team zu loben: „Du kannst solche Meilensteine nicht ohne deine Kollegen erreichen, Jungs, die dir vertrauen, Trainer, die dir vertrauen.“

Draisaitl hat sich mit seiner Mischung aus offensiver Effizienz und defensiver Verlässlichkeit zu einem Go-to-Guy entwickelt, zu einem, von dem die Mitspieler wissen, dass er bereit ist, die Verantwortung zu tragen, wenn es eng wird. Sogar seinen kanadischen Mitspieler Connor McDavid (dem mit gerade einmal 27 Jahren kürzlich sein 1000. Scorerpunkt gelang) überstrahlt der Kölner im Moment. Seine 50 Scorerpunkte in 32 Spielen sind der zweitbeste Wert der Liga, mit 23 Treffern liegt er allein an der Spitze. Die nächste Saison mit mehr als 100 Scorerpunkten winkt Draisaitl, es wäre seine sechste. Und noch sind 50 Partien in der Hauptrunde zu spielen.

Und danach? Wird es erst richtig interessant, das weiß auch Draisaitl. In der vergangenen Saison standen die Oilers im Playoff-Finale, glichen nach drei Niederlagen gegen die Florida Panthers zum 3:3 aus, um im entscheidenden siebten Spiel hauchdünn 1:2 zu verlieren. Mit 28 Punkten in 18 Spielen war Draisaitl der überragende Mann seines Teams, bis ihn eine Rippenverletzung stoppte. In den sieben Finalspielen gelangen ihm nur noch drei Vorlagen. Was umso deutlicher markierte, welche Bedeutung Draisaitl für die Oilers hat. Und warum er von der kommenden Saison an 14 Millionen Dollar pro Jahr verdienen wird, so viel wie kein anderer NHL-Profi jemals. Weil sie wissen, dass sie ihm vertrauen können.

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