Leipziger 2:1-Sieg:Elf Punkte Vorsprung

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RB Leipzig schlägt als erster Bundesligist in dieser Saison die TSG Hoffenheim - und bleibt deutlich auf Champions-League-Kurs. Hoffenheims Sandro Wagner sieht Rot - und entscheidet so das Spiel.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Der Mann, der dem Spiel zwischen RB Leipzig und der TSG Hoffenheim die entscheidende Wendung gab, verbrachte eine halbe Stunde im Kabinentunnel. Eingehüllt in eine satt mit Federn gestärkte Jacke, die Füße bereits in Badelatschen gesteckt. Sein Name: Sandro Wagner, Mittelstürmer bei der TSG.

Sechzig Minuten waren vergangen, als er sich ein brutales Foul an Stefan Ilsanker leistete - und der insgesamt schwache Schiedsrichter Wolfgang Stark völlig zu Recht die Rote Karte zückte. Bis dahin hatten sich die Bayern-Verfolger aus Leipzig und Sinsheim ein ansprechendes Duell auf Augenhöhe geliefert, der Spielstand zum Zeitpunkt des Wagner'schen Fauxpas - 1:1 - zeugte davon. Erst danach konnte RB Leipzig die vorherige Überlegenheit in einen Sieg verwandeln, durch den Treffer zum 2:1 von Marcel Sabitzer, dessen 20-Meter-Schuss von Hoffenheims Fabian Schär abgefälscht wurde (70.). Leipzig bleibt damit nicht nur drei Punkte hinter dem Tabellenführer Bayern, sondern auch deutlich, mit einem Elf-Punkte-Vorsprung, auf Champions-League-Kurs. So groß ist der Abstand auf die erstmals in dieser Saison besiegten Hoffenheimer auf Rang vier.

"Ich habe mich bei der Mannschaft entschuldigt", erklärte Wagner nach dem Spiel - unmittelbar nachdem er sich nochmals in der Leipziger Kabine vergewissert hatte, dass Ilsanker sich nicht verletzt hatte. Wagner hatte dem Leipziger mit der Sohle aufs Schienbein getreten. Und räumte hinterher ein, dass der erste direkte Platzverweis seiner Karriere berechtigt war. Dass er sich den Tritt ausgerechnet unter den pilotensonnenbrillenbeschirmten Augen des Bundestrainers Joachim Löw leistete, war ihm angeblich einerlei. Allerdings musste er am Ende des Tages einsehen, dass er im Duell zwischen den beiden derzeit erfolgreichsten deutschen Torjägern das Nachsehen hatte. Denn Timo Werner, der wie Wagner vor der Partie zehn Treffer aufzuweisen hatte, steuerte für die Leipziger den wichtigen 1:1-Ausgleichtreffer bei.

Leipzig kommt zurück: Aus einem 0:1 macht RB gegen Hoffenheim ein 2:1 - den Siegtreffer besorgt hier Marcel Sabitzer. (Foto: Felipe Trueba/EPA)

Das Tor der Hoffenheimer ist ein Genuss für Umschaltspielfanatiker

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt waren die Leipziger einigermaßen überraschend - zum ersten Mal in dieser Saison - zu Hause in Rückstand geraten. Zwanzig Minuten lang hatten sie sich die besseren Chancen erarbeitet. Ein Schuss von Keita aus halbrechter Position strich nach gerade einmal vier Minuten nur knapp am Tor vorbei, später scheiterten Werner und Leipzigs Kapitän Willi Orban knapp. Dann aber legten die Hoffenheimer einen Konter hin, der Eingang finden dürfte in die Anthologie der Umschaltspielfanatikter.

Sie fingen den Ball am eigenen Sechzehner ab, dann legten sie in Windeseile eine Direktkombination hin, die im Grunde aufgrund ihrer Präzision und Schnelligkeit nicht zu verteidigen war. Nationalspieler Sebastian Rudy spielte den Ball aus dem Zentrum auf die linke Seite, wo Kerem Demirbay mit einem flachen Diagonalpass Nadiem Amri auf der rechten Seite bediente. Sein Direktpass brachte Andrej Kramaric in eine aussichtsreiche Schussposition. Doch der Kroate legte den Ball noch einmal quer: auf Amri, der an den Fünfmeterraum geeilt war und nur noch den Fuß hinhalten musste.

Zentrale Szene: Hoffenheims Stürmer Sandro Wagner (MItte) erhält nach einem Foul an Leipzigs Stefan Ilsanker (am Boden) die rote Karte. (Foto: Boris Streubel/Getty Images)

Es blieb allerdings auch danach ein Spiel mit offenem Visier, temporeich, aggressiv, leidenschaftlich. Wie die Hoffenheimer hatten auch die Leipziger eine Serie zu verteidigen: Sie waren seit sechs Spielen daheim ungeschlagen. Und es blieb Werner vorbehalten, für den Ausgleich zu sorgen. In der Nähe des Hoffenheimer Strafraums fiel der Ball dem Regisseur Naby Keita vor die Füße, doch noch ehe er ihn unter Kontrolle bringen konnte, hatte Werner ihn flach unter Torwart Baumann eingeschossen (39.).

Hasenhüttl spricht nach dem Spiel von einem "Big Point"

Das Spiel blieb ausgeglichen - bis Wagner trat und Sabitzer traf. Vor allem Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl feierte den Treffer ausgiebig. Er sprintete an der Außenlinie bis zur Eckfahne und stürzte sich in die Jubeltraube. Die Euphorie hielt auch nach dem Ende der Partie an. "Das war ein Big Point für uns gegen einen sehr, sehr guten Gegner", sagte der Österreicher.

Stürmer Timo Werner hatte übrigens registriert, dass Löw auf der Tribüne saß. Größere Bedeutung wollte er dem Umstand nach seinem elften Saisontor aber nicht beimessen. "Das, was ich mir gewünscht habe, waren drei Punkte, und die haben wir eingesammelt. Dass ich meiner Mannschaft helfen konnte mit einem Tor ist doppelt und dreifach gut." Denn es bedeutet, dass sich die Leipziger bereits auf das nächste Spitzenspiel freuen dürfen: Sie reisen in der kommenden Woche ins Westfalenstadion nach Dortmund. Wobei, Spitzenspiel? Der BVB hat, vorbehaltlich des Spiels in Mainz am Sonntag, schon zwölf Punkte Rückstand auf Leipzig.

© SZ vom 29.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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