Bundesliga:Sabitzers Treffer für die Pinakothek

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Ein Kunstwerk: Marcel Sabitzer erzielt den Führungstreffer bei Leipzigs 3:0-Sieg in Berlin. (Foto: O. Behrendt/Contrast/Imago)

Mit einem Traumtor leitet Leipzigs Kapitän einen 3:0-Sieg bei Hertha BSC ein. Der Erfolg der Nagelsmann-Elf bringt Spannung in den Titelkampf.

Von Javier Cáceres, Berlin

Auch mit Museumsbesuchen ist es derzeit so eine Sache. Die Pinakotheken haben zurzeit ja geschlossen. Irgendwann einmal aber, womöglich schon in naher Zukunft, werden sie wieder offen sein. Und dann wird es Galerien geben, die gut daran täten, sich die Rechte an dem Tor zu sichern, mit dem der Österreicher Marcel Sabitzer am Sonntag im Berliner Olympiastadion einen 3:0-Sieg von RB Leipzig einleitete, der vielleicht doch für etwas sorgt, was bis vor Kurzem noch als unwahrscheinlich galt: Spannung im Titelkampf.

Denn RB Leipzig ist nach der Niederlage des FC Bayern in Frankfurt nur noch zwei Punkte vom Tabellenführer aus München entfernt. "Wir waren sieben Punkte weg, sind jetzt zwei dran, das ist natürlich ein gutes Gefühl. Da freuen wir uns auch drüber", sagte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann, dem aber eine andere Differenz noch wichtiger war: die zehn Punkte Vorsprung auf den fünften Tabellenplatz.

Der Treffer Sabitzers, er fiel in der 28.Minute. Der österreichische Kapitän der Leipziger hatte den Ball in der Mitte der Berliner Hälfte erhalten, legte ihn sich mit zwei Berührungen zurecht und holte dann zu einem brachialen und doch kunstvollen Hieb aus. "Ich habe viel Vertrauen in meinen rechten Fuß", sagte er später. Er traf den Ball mit dem vorderen Teil des Außenrists jenes Fußes, was dem Ball eine völlig unkalkulierbare Flugbahn verlieh. Herthas norwegischer Torwart Rune Jarstein unternahm keinen Versuch, überhaupt zu hechten. Sein erfahrenes Auge sagte ihm: unhaltbar. "Er hat ihn unfassbar gut getroffen. Es war außergewöhnlich schön", sagte Nagelsmann.

Für die Hertha, die weiter im düsteren Teil der Tabelle gefangen bleibt, war die Führung der Leipziger in jeglicher Hinsicht bitter. Just in den Minuten vor dem Kunstwerk Sabitzers hatte sie die Illusion genährt, dass ihr Matchplan aufgehen könnte. "Wir haben unsere Torchancen gehabt. Wenn du die nicht nützt, hast du keine Chance. Wir sind ein bisschen bestraft worden, die erste Halbzeit war nicht schlecht", sagte Trainer Pal Dardai, der diverse Überraschungen parat gehabt hatte.

Passend zum Lamborghini-Cabrio-Wetter, das am Sonntag in Berlin herrschte, hatte er alle Spieler aus der Garage geholt, die Spitzengeschwindigkeit abrufen können, etwa Außenverteidiger Lukas Klünter, Außenstürmer Mathew Leckie und Innenverteidiger Marton Dardai. Die Anfangsviertelstunde gehörte zwar den Leipzigern, sie wären in der fünften Minute durch Hee Chan Hwang fast in Führung gegangen, doch Jarstein wehrte ab. Dann aber folgten vielversprechende Avancen der Hertha. Ein Hereingabe von Maxi Mittelstädt auf Krzysztof Piatek geriet nur einen Meter zu lang, kurz darauf konnten sich die Leipziger bei Lukas Klostermann bedanken. Nach einem Schaufler von Matheus Cunha auf Piatek fing Klostermann einen Pass ab, als Lukebakio schon zum Torschuss ausholte. Cunha selbst sorgte mit einem Solo über 60 Meter für Aufsehen - doch dann traf Sabitzer spektakulär.

Als Sami Khedira müde raus muss, erweist sich die Rest-Hertha als fragiles Gebilde

Das hätte eigentlich Labsal für die Leipziger sein müssen. Sie hatten unter der Woche ihre Optionen, in der Champions League ins Viertelfinale zu kommen, mit einem 0:2 gegen den FC Liverpool arg kompromittiert. Kurioserweise aber kamen die Berliner nach der Pause besser aus der Kabine. Nach einem Konter über die rechte Seite schoss Lukebakio links am Tor vorbei (50.), wenige Sekunden später schoss Cunha dem Leipziger Keeper Peter Gulacsi in die Beine - nach einem überraschenden, weil brillanten Pass von Lucas Tousart in die Gasse.

Das Angebot an erwähnenswerten Szenen wurde danach streng rationiert - bis Sami Khedira in der 67. Minute den Anstrengungen Tribut zollte, den Platz verlassen musste, und es sich in der Folge zeigte, wie wichtig der Routinier für die defensive Ordnung gewesen war. Denn die Berliner erwiesen sich nun als fragiles Gebilde.

Kaum, dass Khedira vom Platz war, kam Leipzigs Spanier Dani Olmo zentral zu seinem ersten Abschluss der Partie. Kurz darauf erzielte Leipzig dann doch seinen zweiten Treffer - begünstigt durch einen phänomenalen Aussetzer von Khediras Ersatzmann Mattéo Guendouzi. Der talentierte Franzose gefiel sich darin, im eigenen Strafraum mit dem Ball zu tändeln, bis er ihn an Tyler Adams verlor. Der Ball landete bei Rechtsverteidiger Nordi Mukiele, der ihn zum 2:0 unter die Querlatte jagte (72.).

Der eingewechselte Nemanja Radonjic sowie Piatek scheiterten mit Chancen auf einen Anschlusstreffer der Hertha, dann aber stellte Leipzigs Verteidiger Willi Orban per Kopf den 3:0-Endstand her, der "vielleicht ein Tick zu hoch" war, wie Leipzigs Trainer Nagelsmann nach der Partie sagte. Doch im Gedächtnis blieb am Ende dies: Sabitzers Tor zum 1:0, das wie ein veritables Kunstwerk betrachtet werden konnte.

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