Xavi Simons:Da ist er wieder

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Paris? München? Leipzig! Xavi Simons Name befüllte die Gerüchteküchen des sommerlichen Transfermarktes. Am Ende blieb er, wo er war. (Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

In der Sommerpause war der Niederländer Xavi Simons ein von vielen Klubs gejagter junger Mann, doch am Ende blieb er bei RB Leipzig. Gegen Rot-Weiss Essen trifft er gleich wieder – zu einem 4:1-Sieg, der mühsamer war, als er klingt.

Von Ulrich Hartmann, Essen

Die Fußball-Europameisterschaft kürzlich fand nicht in, aber rund um Essen statt. In Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund wurde gespielt, und von den elf Leipzigern, die am Samstag im Erstrunden-Pokalspiel beim Drittligisten Rot-Weiss Essen in der RB-Startelf standen, waren sieben bei der EM dabei: Peter Gulacsi und Willi Orban für Ungarn, David Raum für Deutschland, Nicolas Seiwald für Österreich, Xavi Simons für die Niederlande, Benjamin Sesko für Slowenien und Loïs Openda für Belgien. In der zweiten Halbzeit kam mit dem deutschen Nationalspieler Benjamin Henrichs sogar noch ein achter Leipziger EM-Teilnehmer aufs Feld.

Aus Essen hat niemand bei der EM mitgespielt, trotzdem schlugen sich die Rot-Weissen am Samstag tapfer und lagen bis sechs Minuten vor dem Ende bloß mit einem Törchen in Rückstand. Am Ende aber mussten sie sich gegen den Champions-League-Teilnehmer Leipzig mit 1:4 (1:2) geschlagen geben. Den abschließenden Treffer erzielte drei Minuten vor Schluss: Xavi Simons.

Der 21-Jährige ist jüngst bei der EM der beste und der erfolgreichste Leipziger gewesen. Am Abend des 10. Juli etwa schoss er in der siebten Minute – aus dem Hintergrund! – und brachte seine Niederländer im Halbfinale gegen England mit 1:0 in Führung; sie verloren dann aber in letzter Sekunde mit 1:2. Die Art und Weise, wie Xavi Simons jenes 1:0 erzielte, hätte auch dem „Boss“ gefallen, dessen bronzenes Denkmal in Essen vor dem „Stadion an der Hafenstraße“ steht. Helmut Rahn ist in Essen ein Held für die Ewigkeit, im WM-Finale am 4. Juli 1954 hatte er Deutschland mit zwei Toren (aus dem Hintergrund!) zum Weltmeistertitel geschossen.

Leipzigs Pokalspiel in Essen fand 35 Kilometer westlich von Dortmund und 38 Tage nach dem dortigen EM-Halbfinale statt. Dort führte Xavi Simons Leipzig nun zwar in die zweite Pokalrunde, aber er glänzte dabei nicht gerade und passte sich damit dem Rest der RB-Mannschaft an. Mit seiner Leistung vermochte Xavi Simons dem FC Bayern fürs Erste auch nicht explizit zu demonstrieren, was dem Münchner Klub in diesem Sommer entgangen ist. Der junge Niederländer war zwar bei den Bayern im Gespräch, besitzt aber offenbar ein sehr kompliziertes Vertragskonstrukt, welches am Ende dazu führte, dass sein Klub Paris Saint-Germain ihn am liebsten für ein zweites Jahr an RB Leipzig ausleihen wollte.

Außenseiter Essen geht früh in Führung und hält dann lange mit

Erstmal sah Simons an seinem neuen und alten Arbeitsort, wie Ramien Safi Rot-Weiss am Samstag nach 120 Sekunden mit 1:0 in Führung brachte. Es war ein früher Konter, die Leipziger waren auf so frühe Rückwärtsbewegungen gar nicht eingestellt gewesen. „Oh, RWE“, sangen die Essener Fans zu ihrer Torhymne, einem alten Schlager der schwedischen Sängerin Siw Malmkvist.

Rot-Weiss Essen und RB Leipzig hatten zuvor überhaupt noch nie gegeneinander gespielt. Jetzt steht die ewige Bilanz bei 1:0 für Leipzig, weil Benjamin Sesko mit dem 1:1 in der zwölften Minute und Loïs Openda mit dem 2:1 in der 40. Minute das Spiel noch vor der Pause drehten. Kurz vor Anpfiff hatte der Essener Stadionsprecher über die Leipziger gewitzelt: „Mal sehen, ob sie es in die Verlängerung schaffen oder ob wir es in 90 Minuten klarmachen.“ Die Leipziger freilich hätten noch höher gewinnen können, vergaben ihre weiteren Chancen zunächst aber großzügig. Der Treffer zum 3:1 gelang dem erst vor wenigen Tagen für 21 Millionen Euro vom Club Brügge gekommenen Norweger Antonio Nusa in der 84. Minute. Den Treffer zum 4:1-Endstand erzielte dann Xavi Simons in der 87. Minute. „Wir haben zu viel liegen lassen und waren zu fahrlässig“, monierte der Trainer Marco Rose, „das dritte Tor fällt zu spät, am Ende aber macht Xavi seines dann auch noch.“

Nicht nur die Bayern hatten im Sommer Gefallen an dem offensiven Mittelfeldmann gezeigt, auch Borussia Dortmund, Manchester United, der FC Barcelona, der FC Liverpool und Bayer Leverkusen galten als Interessenten. Die Sportbild berichtete, Bayer-Trainer Xabi Alonso soll Xavi Simons in einem Videocall zu überreden versucht haben, nach Leverkusen zu kommen. Doch dieser will sich offenbar in einem zweiten Jahr in gewohntem Umfeld weiterentwickeln.

Zum ersten Bundesligaspiel gastiert am kommenden Samstag in Leipzig jener VfL Bochum, dessen Stadion sogar bloß 15 Kilometer vom Dortmunder EM-Stadion entfernt ist. Xavi Simons kann sich also weiter in seinen Ruhrpott-Mode hineingrooven.

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