Leipzig-Remis gegen Aalen:Zwei Lektionen zum Auftakt

RB Leipzig - VfR Aalen

Viel Wirbel, kein Torerfolg: Leipzig-Stürmer Yussuf Poulsen (re.) im Zweikampf mit Aalens Jürgen Mössmer.

(Foto: dpa)

Lehrreicher Start für Leipzig: Beim Auftakt zu ihrer Zweitliga-Kampagne gegen den VfR Aalen müssen die Spieler von RB Leipzig feststellen, dass die Tore im Fußball-Unterhaus nicht so leicht fallen wie noch in der dritten Liga. Auch die Aalener kommen zu Chancen - sogar ohne die Unterstützung ihrer Ultra-Fans.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

Der Tag, an dem der Profifußball nach Leipzig zurückkehrt, ist ein sonniger. Die Mittagshitze drückt auf die Arena im Westen der Stadt, als etwas weißer Nebel aus dem Tunnel auf den Rasen zieht und die Spieler ins Geschehen entlässt.

Die Fans von RasenballSport Leipzig kennen das Szenario schon aus der Vorsaison, doch das Etikett ist jetzt ein anderes. Es ist ein Zweitliga-Szenario, 16 Jahre nach dem Abstieg des VfB Leipzig gibt es das nun wieder.

Aber der Tag, an dem der Profifußball nach Leipzig zurückkehrt, ist auch ein torloser. Die Leipziger trennen sich vom VfR Aalen mit 0:0, in einem Spiel, das die Gastgeber früh an sich genommen hatten, aber nicht mit letzter Konsequenz für sich entscheiden konnten. Trainer Alexander Zorniger wusste, dass mehr als ein Punkt drin war: "Wir hatten Chancen, die wir einfach reinmachen müssen", sagte er. In der zweiten Halbzeit sei seine Mannschaft nicht mehr zum Angreifen gekommen. "Wir haben aber auch wenig zugelassen, das hat mir gefallen", ergänzte der Coach. Angreifer Daniel Frahn versuchte, das Unentschieden positiv zu interpretieren: "Wir haben einen Punkt geholt, das ist besser, als wenn wir verloren hätten", sagte er. In der zweiten Hälfte habe Aalen es noch besser gemacht, "uns zurückzudrücken".

Eines kann sich der Verein ja grundsätzlich sicher sein: Aufmerksamkeit. Das Schätzchen von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz erfährt bundesweit Ablehnung wie kein anderer Klub, aber auch Sympathien in einer lange nach Profifußball darbenden Region. Die 20.354 Menschen, die am Samstagmittag ins Stadion kamen, würden in die Arena manch anderer Ligakonkurrenten gar nicht reinpassen. Dass die Ultra-Szene der Aalener aus Protest nicht anreiste, blieb zahlenmäßig im Grunde unbemerkt.

Aalen trifft den Pfosten

Wie aber spielt so ein Zweitliga-Aufsteiger mit höchsten Ambitionen zum Auftakt? Zunächst einmal stand fast die gleiche Elf wie beim letzten Heimspiel im Mai auf dem Platz, Trainer Zorniger ergänzte von den ohnehin eher raren Neuverpflichtungen Rani Khedira im Mittelfeld. Aalen hatte da schon mehr umzubauen: Fast ein Dutzend Spieler hatten den Klub im Sommer verlassen, darunter wichtige Leistungsträger.

In den Anfangsminuten wurde schnell klar, dass Aalens Keeper Jasmin Fejzic einen deutlich schlechteren Start in den Nachmittag erwischt hatte als Leipzigs Torwart. Das lag zum einen an der ihm entgegenleuchtenden Sonne, im Wesentlichen aber an der ihm abverlangten Aufmerksamkeit. Leipzig näherte sich immer wieder recht aussichtsreich dem Tor, hauptsächlich durch direkte Pässe in die Spitze. Nach zehn Minuten tauchte Yussuf Poulsen frei vorm Tor auf, Aalens André Hainault und Oliver Barth hatten sich gegenseitig einen Bodycheck verpasst, doch der Leipziger zog den Ball vom Elfmeterpunkt knapp am rechten Pfosten vorbei.

Benjamin Bellot im Tor der Leipziger konnte sich all das aus reichlicher Entfernung ansehen, zehn Minuten lang, 20 Minuten lang, ja sogar fast 30 - wenn der Ball in seiner Hälfte zirkulierte, dann meistens am Fuß eines Kollegen. Nach einer halben Stunde musste er dann doch mal zupacken, die Gäste waren tatsächlich zum Abschluss gekommen und setzten in der 34. Minute noch einen kniffligen Freistoß drauf, den der junge Ersatz für den verletzten Fabio Coltorti aus der Luft fischte.

Bis zur Halbzeit kamen beide Teams noch zu guten Gelegenheiten, Poulsen jagte den Ball nach einer Einzelaktion aus der Drehung heraus vom rechten Strafraumeck an die Latte (36.), Rani Khedira zeigte per knackigem Fernschuss, dass er auch auf dem Rasen stand (43.). Und Aalen kam zum Pfostenschuss: Per Konter legte Dominick Drexler den Ball auf Michael Klauß, der mit dem Kopf knapp scheiterte (41.).

Gefahr bei Freistößen und Ecken

Aalens Torwart Fejzic hatte nach dem Wiederanpfiff zumindest eine Sorge weniger: Er musste nicht mehr in die Sonne gucken. Aalen kam munter aus der Kabine, präsentierte sich aber im Angriff zu ungefährlich. Und Leipzig? Ließ sich zwei Lehren vermitteln: Zweikampfhärte und Schnelligkeit sind in dieser neuen Spielklasse ein nicht zu unterschätzender Faktor. In der Offensive rieben sich die Gastgeber immer öfter auf, in der Defensive war mancher Schritt zu langsam.

Trainer Zorniger versuchte es noch mit Wechseln im Mittelfeld und in der Spitze, doch die neuen Energien brachten nicht den erhofften Erfolg. Am gefährlichsten waren die Leipziger nun, wenn sie per Freistoß oder Ecke in Tornähe kamen, doch im Netz landete der Ball nicht. Stattdessen hätte wieder ein Aalener eine der raren Chancen beinahe genutzt: Der eingewechselte Sascha Mockenhaupt köpfelte Barth den Ball vor die Füße, der unbewacht vor Bellot auftauchte - aber den Ball nicht ins Tor bringen konnte (86.).

Es blieb beim 0:0 und während VfR-Trainer Stefan Ruthenbeck durchschnaufte und sichtlich erleichtert ob des Resultats war, lief RB-Coach Zorniger etwas zerknirschter auf den Rasen. "Wir werden jetzt in Ruhe analysieren, was funktioniert hat und was nicht. Den Spielern muss aber klar sein, dass die Qualität in dieser Liga eine größere ist", sagte Zorniger. Auf den ersten Treffer in der 2. Liga wird der Aufsteiger nun noch warten müssen. Warten, das ist immerhin etwas, an das man in Leipzig gewöhnt ist.

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