1:1 gegen Manchester City:Leipzig hofft dank des Ronaldo-Moments

1:1 gegen Manchester City: Leipzigs Verteidiger Josko Gvardiol (Mitte) schwebt über allen - und trifft zum 1:1 gegen Manchester City.

Leipzigs Verteidiger Josko Gvardiol (Mitte) schwebt über allen - und trifft zum 1:1 gegen Manchester City.

(Foto: Revierfoto/Imago)

Im Achtelfinal-Hinspiel ist Manchester City eine Hälfte lang hoch überlegen. Doch Leipzig erkämpft sich ein 1:1 - und darf auch dank der Kniffe von Trainer Marco Rose vom Viertelfinale träumen.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Nach 45 Minuten völliger Inexistenz hat RB Leipzig seine Chancen auf einen Einzug ins Viertelfinale der Champions League gewahrt. Durch ein Tor des Innenverteidigers Josko Gvardiol kam der Tabellenfünfte der Fußball-Bundesliga gegen Manchester City zu einem 1:1-Unentschieden, das nach der ersten Hälfte jenseits jeder Vorstellungskraft war - und für das Rückspiel am 14. März in Manchester Hoffnung weckt. Ob sich City aber wieder an den eigenen Chancen versündigt wie in Leipzig, dürfte fraglich sein.

Es wird, das steht schon fest, ein anderes Spiel werden - denn die bemerkenswerten Absenzen, die am Mittwoch auf beiden Seiten zu verzeichnen waren, dürften sich in drei Wochen nicht wiederholen. Leipzig muss schon länger ohne den spanischen Nationalspieler Dani Olmo auskommen, ihn plagen muskuläre Probleme. Der französische Stürmer Christopher Nkunku hatte am Samstag in Wolfsburg wieder mitwirken können. Doch die Belastung war so hoch, dass RB-Trainer Marco Rose ihn zunächst auf der Bank beließ.

Citys Coach Pep Guardiola wiederum musste auf Kevin De Bruyne und auf Aymeric Laporte verzichten. Sie waren nicht vonnöten, um Leipzig im Zaum zu halten. Und ob sie die RB-Hommage für den heutigen österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick, der vor Spielbeginn für seine Aufbauarbeit in Leipzig geehrt wurde, unbedingt erleben wollten, darf bezweifelt werden. Aber sie hatte was: Rangnick war von der Zuneigung gerührt - und machte eine kurze Aufwartung vor der Kurve der Leipziger Anhänger.

Dort war eine großes Transparent aufgespannt: "We're on our way to Istanbul", stand dort geschrieben - eine Anspielung auf den diesjährigen Finalort, in großen weißen Lettern auf rotem Grund. Gemessen am Auftritt in der ersten Halbzeit hatte die apodiktische Botschaft einen fast schon humoristischen Charakter. Denn Leipzigs Auftritt war eine einzige Bewerbung für Zuschauer-Tickets. Der Ballbesitz der Engländer, die in einem 4-3-3 wie aus dem Bilderbuch auftraten, lag zwischenzeitlich jenseits der 80-Prozent-Marke. Und es mutete fast schon wie ein Wunder an, dass es unter den Augen von Nationaltrainer Hansi Flick tatsächlich einen - harmlosen - Torschuss des - gleichfalls harmlosen - Nationalspielers Timo Werner gab. Als die Nachspielzeit der ersten Hälfte fast abgeschlossen war.

Nach der Pause ändert sich die Partie fundamental

Die Leipziger hatten sich offenkundig darauf verständigt, dass es keinen Sinn ergeben würde, mit City um den Ball zu zanken. Die Engländer ließen ihn ohne Unterlass und ohne jede Blutwallung kreisen. Den Puls der lange Zeit eintönigen Partie belebten hin und wieder Grealish und Mahrez auf den Außenbahnen - sie vermuteten völlig zu recht, dass auf den Feldern von Halstenberg und Klostermann Öl zu finden war. Das Tor aber fiel durch die Mitte, nach einem Fehlpass von Xaver Schlager, den Grealish abfing. Der englische Stürmer steckte den Ball im Zentrum durch, City-Kapitän Ilkay Gündogan machte dort die Beine breit, düpierte dadurch Verteidiger Josko Gvardiol - und den Weg für Mahrez frei. Der Algerier hatte keine Mühe, die Führung zu erzielen (27.). RB-Torwart Janis Blaswich wirkte so starr, als habe er beim Aufwärmen vergessen, das Becken zu dehnen. Dass City nicht höher führte, hatte damit zu tun, dass ein paar Standards neben das Tor flogen, der tiefstehende Gegner sie nicht zu mehr reizte - und Citys Mittelfeldspieler Probleme hatten, die Bewegungen von Erling Haaland zu deuten.

Die Partie änderte sich nach der Pause fundamental - durch die Hereinnahme von Benjamin Henrichs für Lukas Klostermann und, so steht zu vermuten, durch einen Appell an das Selbstwertgefühl der Mannschaft. Henrichs hatte gleich zwei Mal die Chance zum Ausgleich, einmal fing City-Torwart Éderson eine Hereingabe von Werner vor den Füßen von Emil Forsberg ab, später warf er sich André Silva vor die Füße. City war die Kontrolle der Partie dermaßen entglitten, dass Rose in der 66. Minute den Moment gekommen sah, Nkunku für Forsberg einzuwechseln. Einen formidablen Distanzschuss von Dominik Szoboszlai wehrte Éderson zur Ecke ab - sie brachte den Ausgleich. Nach einer Hereingabe von Halstenberg sprang Gvardiol im Fünfmeterraum wie Cristiano Ronaldo in besten Zeiten und nickte den Ball ein.

Das Tor setzte derartige Kräfte frei, dass sogar Torwart Blaswich eine brillante Aktion zeigte. Bei einem Schuss von Gündogan tauchte er bravourös ab und parierte auf die gleiche Art und Weise. Die Partie trudelte unter dem Eindruck später Wechsel von Rose aus. Yussuf Poulsen und Amadou Haidara kamen für André Silva und Xaver Schlager, am Ende durfte auch noch David Raum seinen Nationalmannschaftskollegen Halstenberg ablösen. Doch das änderte nichts mehr daran, dass die Entscheidung über den Viertelfinaleinzug in Manchester gefällt wird.

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