Leipzig - Düsseldorf (15.30 Uhr):Ohne Pfeil und Bogen

Fortuna Düsseldorf Holstein Kiel 06 05 2018 Torwart Raphael Wolf F95 *** Fortuna Dusseldorf; Raphael Wolf von Fortuna Düsseldorf

Raphael Wolf im Fortuna-Tor gegen Hansa Rostock im DFB-Pokal. In der Liga muss er zuschauen.

(Foto: imago/Horstmüller)

Der Start der Saison wurde in mehreren Teams geprägt durch die grundsätzliche Frage nach der Nummer eins bei gleich starken Torhütern. In Düsseldorf reiht sich Raphael Wolf im Interesse des Vereins ein - "weil wir das brauchen".

Von Max Ferstl, Düsseldorf/München

Der Stinkstiefel ist, wenn man dem Fachlexikon duden.de glauben darf, ein "Mann, über den man sich ärgert". Ihm werden wenig schmeichelhafte Eigenschaften zugeschrieben, er soll missgelaunt sein und unhöflich auftreten. Glücklicherweise kommt der Stinkstiefel im Sprachgebrauch kaum vor, laut Duden ungefähr gleich selten wie Trainerwechsel oder Stakeholder. Wer allerdings doch mal als Stinkstiefel bezeichnet wird, darf sich "derb abwertend" beleidigt fühlen.

Es ist daher schon nachvollziehbar, was Raphael Wolf vor einigen Tagen verkündete: "Ich werde jetzt hier keinen auf Stinkstiefel machen", sagte der Torhüter von Fortuna Düsseldorf. Obwohl es durchaus Gründe gäbe, missgelaunt und unhöflich aufzutreten. In der vergangenen Saison war Wolf ein prägender Spieler der Mannschaft gewesen, die den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Im Sommer hatte er eigener Aussage zufolge eine tadellose Vorbereitung hingelegt, und obendrein seinen Vertrag bei der Fortuna um drei Jahre verlängert, da sich der Verein sehr um ihn bemüht habe.

Trotzdem wird Wolf nur zuschauen, wenn die Fortuna am Sonntag bei RB Leipzig antritt (15.30 Uhr). Zu Saisonbeginn hatte sich Trainer Friedhelm Funkel für Michael Rensing als Stammtorhüter entschieden. Er habe sich von seinem "Bauchgefühl leiten lassen", denn letztlich seien beide Torhüter gleich stark. Der unterlegene Wolf hatte zunächst geschwiegen. Während der Woche dann sprach er von mentalen Schwierigkeiten. "Natürlich hatte ich eine andere Erwartungshaltung. Mein Anspruch ist zu spielen. Deshalb habe ich unterschrieben." Sein Anspruch ist aber offensichtlich auch, mit dieser misslichen Lage kollegial umzugehen: "Ich will mich bestmöglich ins Team einbringen und probiere positiv zu bleiben. Gerade weil wir das auch brauchen."

"Brutal schwierige Entscheidung"

Die Entscheidung für (oder gegen) einen Torhüter ist in der Regel grundsätzlich, veränderbar meist nur durch Verletzung, Trainerwechsel oder wirklich grobe Schnitzer. Daher könnte man meinen, dass es unter den Ersatztorhütern einige Stinkstiefel gibt. Gerade wenn zwei Torhüter um eine Position konkurrieren, die ungefähr dasselbe leisten. Unvergessen sind die Kleinkriege, die Uli Stein und Toni Schumacher vor der WM 1986 miteinander austrugen. Oder das von vielen Vorwürfen geprägte Ringen zwischen Jens Lehmann gegen Oliver Kahn 2006.

Vor dieser Saison ging es bei mehreren Vereinen auf der Position im Tor eng zu. In Hannover löste Michael Esser die bisherige Stammkraft Philipp Tschauner ab (und rettet 96 am Freitag ein 0:0 gegen Dortmund). In Mainz setzte sich Florian Müller gegen Robin Zentner durch. Beim FC Augsburg behielt Fabian Giefer im Wettstreit mit Andreas Luthe die Oberhand. Stets sprachen die Trainer hinterher von einer "sehr schwierigen Entscheidung" (Andre Breitenreiter), "brutal schweren Entscheidung" (Michael Köllner) oder wenigstens "keiner leichten Entscheidung" (Sandro Schwarz). Nach allem was man weiß, wurden die Duelle stets fair geführt, ohne Gift. "Das ist aus der Mode gekommen", sagte Augsburgs Fabian Giefer vor Saisonstart. "Wir sind beide nicht die Typen, die Pfeile schießen und rumstänkern." Stattdessen lobte er nach dem 2:1-Auftaktsieg in Düsseldorf explizit den unterlegenen Kollegen: dafür, "wie respektvoll wir in der gesamten Vorbereitung miteinander umgegangen sind". Luthe wird im Pokal spielen, ebenso wie Raphael Wolf für Düsseldorf.

Er sei völlig fit, sagte Wolf, der schon einmal erlebte, wie schnell aus dem Ersatz- ein Stammtorhüter werden kann. In der vergangenen Saison war er ursprünglich auch als Vertreter eingeplant. Dann brach Rensing sich im Training die Rippe, die Heilung zog sich lange hin. Wolf, der dann auf 31 Spiele kam, sagte damals: "Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder gesund wird."

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