Leipzig in der Champions League:Ein Opfer, drei Tore

Leipzig in der Champions League: Leipzigs Spieler sind noch da: Sie können es also doch in der Champions League.

Leipzigs Spieler sind noch da: Sie können es also doch in der Champions League.

(Foto: Lisi Niesner/Reuters)

Dank der besten Saisonleistung kommt RB Leipzig in einem bezauberndem Spiel gegen Celtic zum ersten Königsklassensieg der Spielzeit - bezahlt das aber mit einer schweren Verletzung von Torwart Gulacsi.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Die Kelten sollen es gewohnt gewesen sein, Opfer zu bringen, aus Urzeiten sind teilweise schaurige Rituale überliefert. Am Mittwochabend waren fußballerische Nachfahren dieses Volkes in Leipzig zu Besuch, aus Anlass eines Gruppenspiels der Champions League: Celtic Glasgow. Doch es waren nicht die Schotten, die ein Opfer darbrachten. Sondern die Sachsen. Denn sie bezahlten ihren ersten Königsklassensieg der laufenden Saison - ein hochverdientes 3:1 in einem überaus vergnüglichen Spiel - mit einer schwerwiegenden Verletzung ihres Torwarts Peter Gulacsi.

Es waren zehn Minuten gespielt, als der Ungar zunächst die Erinnerung an das Desaster der Auftaktpartie weckte, an das 1:4 gegen Schachtjor Donezk. Gulacsi spielte einen Ball auf einen schottischen Angreifer. Anders als gegen die Ukrainer führte das nun nicht zu einem Gegentor, sondern zu etwas Schlimmerem: Gulacsi blieb ohne Einwirkung des Gegners im Rasen hängen und verdrehte sich das Knie. Der herbeigeeilte Medizinmann deutete mit den Armen ein Kreuz an, das heißen sollte: Gulacsi muss ausgewechselt werden. Es kam Janis Blaswich. Die Nummer eins von RB wurde auf einer Trage vom Platz befördert. Später folgte die niederschmetternde Diagnose: Riss des vorderen rechten Kreuzbandes. Wie der Verein am späten Mittwochabend mitteilte, sollen in den kommenden Tagen weitere Untersuchungen folgen.

Gegen ein Team von Celtic, das sich alles andere als versteckte, und ungeachtet des Schocks über das Malheur des eigenen Torwarts und Kapitäns, zeigte Leipzig die ansprechendste Leistung der laufenden Champions-League-Saison. In der 18. Minute kam RB zur vermeintlichen Führung durch Christopher Nkunku. Doch das Tor wurde wegen Abseits annulliert. Dann zeigte Ersatztorwart Blaswich bei einem Kopfball von Kyogo Furuhashi eine Glanztat - und bereitete damit den Boden dafür, dass Leipzig doch noch in Führung gehen konnte. Nach einem Konter über André Silva kam wieder Nkunku an den Ball, umkurvte Celtics englischen Torwart Joe Hart souverän und schob kühl ein (27.).

Die zweite Halbzeit sollte dem ersten Durchgang in Sachen Unterhaltungswert in nichts nachstehen. Es duellierten sich weiterhin zwei Mannschaften, die voller Enthusiasmus um jeden Meter kämpften und vorwärtsorientiert agierten. Diesmal aber trafen die Schotten, nach einem Fehler von Stürmer Timo Werner. Er leitete unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick mit einem absurden Absatzkick einen Konter der Schotten ein, Furuhashi legte am Ende quer auf den portugiesischen Sturmkollegen Jota, und der verlud erst Torwart Blaswich und stürmte dann jubelnd zur Eckfahne. Dort verharrte er mit einer in den Himmel gereckten Faust - im Stile der Black Panther der 60er Jahre.

Doch das war noch nicht der Schlusspunkt dieser Partie, sie strotzte weiter vor Energie, Persönlichkeit und raumgreifenden Angriffen. Vor allem der Leipziger. In der 58. Minute setzte Dominik Szoboszlai nach einem Doppelpass mit Nkunku den Ball an den linken Pfosten, in der 61. Minute wurde auch ihm ein Tor aberkannt: Silva stand im Sichtfeld von Torwart Hart im Abseits, als Szoboszlai aus 20 Metern traf. Wieder drei Minuten später gab es doch die neuerliche Führung für die Leipziger.

Dominik Szoboszlai hat reihenweise gute Szenen gegen Celtic

Szoboszlai fing einen Fehlpass von Torwart Hart und passte auf Silva, der mit einem Flachschuss an den Innenpfosten traf. Silva hatte zwei Mal einen Treffer auf dem Fuß (67./75.), ehe er in der 77. Minute noch das 3:1 erzielte. Nach einem Flankenwechsel von Nkunku legte der aufgerückte Verteidiger Mohamed Simakan auf Silva ab.

Am Ende musste Leipzig noch ein Opfer bringen: Nationalspieler David Raum ging humpelnd vom Platz. Das änderte nichts mehr am Sieg, und auch nichts daran, dass Leipzig die Chance auf einen Einzug in die K.-o.-Phase wahrte. In der kommenden Woche allerdings steht eine Visite bei Celtic an. Und der Celtic-Park ist ein Ort, an dem Gäste traditionell zu leiden haben.

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