Süddeutsche Zeitung

Champions League:Leipzigs Engelchen mit Turbinen

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Das Team von Julian Nagelsmann startet mit einem 2:0-Sieg gegen den türkischen Meister Basaksehir. Beide Tore erzielt Angeliño - vor allem das erste ist eine Augenweide.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Dank seines Linksverteidigers Angeliño, der sich seit Wochen in einem Zustand des Glücks befindet, ist RB Leipzig mit einem überzeugenden Sieg in die neue Champions-League-Saison gestartet. Gegen den türkischen Meister FK Basaksehir Istanbul holte Leipzig einen 2:0-Erfolg, den Angeliño mit einer Offensivshow aufs Gleis setzte, die an die großen brasilianischen Linksverteidiger der Vergangenheit erinnerte. Nachdem er an den beiden vergangenen Bundesligaspieltagen gegen den FC Schalke und den FC Augsburg per Kopf getroffen hatte, legte Angeliño am Dienstag zwei Mal mit dem linken Fuß nach (16./20.) - und sprach damit das Urteil über die Auftaktpartie der Champions-League-Gruppe H.

Die Tore des Angeliño, sie waren eine Augenweide, vor allem das erste. Im Stile eines Intercitys sprintete er in den Strafraum der Türken und stoppte einen Lupfer von Kevin Kampl mit dem Absatz so, dass er die Drehung um den völlig verdutzte Innenverteidiger Martin Skrtel und der Schuss aufs Tor eine einzige, fließende Bewegung waren. Vier Minuten später erkämpfte Stürmer Yussuf Poulsen im Mittelfeld einen Ball, passte ihn auf Christopher Nkunku, der ihn sofort Angeliño weitergab. Und der traf per Direktabnahme zum 2:0. In der 31. Minute hätte er fast noch einen draufgesetzt. Doch ein Volleyschuss landete am Außennetz.

Die Treffer geben Leipzig Sicherheit

Die Treffer waren insofern wichtig, als Basaksehir nach einer schwierigen Orientierungsphase gerade drauf und dran war, sich vor 999 Zuschauern als jener ekliger Gegner zu entpuppen, vor dem im Vorfeld gewarnt worden war. Und das trotz des miserablen Saisonstarts - sie stehen nach fünf Spieltagen in der Süperlig auf Rang 20. Die ersten Chancen gehörten aber dem aktuellen Tabellenführer der Bundesliga, Angeliño scheiterten nach Hereingaben von Christopher Nkunku nur knapp. Die Türken konterten im wahrsten Sinne des Wortes und kamen durch Enzo Crivelli und Deniz Türüc gefährlich vor das Leipziger Tor. Doch dann schraubte Angeliño - zu Deutsch: das Engelchen - Turbinen unter seine Flügel und traf doppelt.

Die Treffer des 23-Jährigen gaben den Leipzigern ausreichend Sicherheit, um Basaksehir weitgehend souverän vor sich herzuspielen. Ein paar Wackler in der Defensive bewogen Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann offenkundig dazu, seiner Mannschaft für die zweite Hälfte ein größeres Augenmerk auf die Abwehr zu verordnen. Die Pressinglinie wurde weiter nach hinten verlagert, die Außenverteidiger Angeliño und Nordi Mukiele hielten sich im Grunde nur noch in Nähe des eigenen Strafraum auf.

Das verschaffte Basaksehir größere Ballbesitzanteile und Raum, aber zu größeren Chancen kam der ideenarme türkische Meister nicht mehr. Die Leipziger wiederum ließen nur bei punktuellen Angriffen aufhorchen, "Wir haben schon gesehen, dass wir irgendwann müde waren", sagte Nagelsmann später: "Aber es geht in einer Phase auch mal nur darum zu gewinnen. Wir hätten für ein schönes Spiel auch nicht mehr Punkte gekriegt." Der Trainer schöpfte noch das Wechselkontingent aus: Tyler Adams kam für den fleißigen Kevin Kampl, Ibrahima Konaté für den rotgefährdeten Dayot Upamecano, Benjamin Henrichs für Dani Olmo, Justin Kluivert für Christopher Nkunku. Die Dynamik der Partie änderte sich dadurch nicht. Die Erkenntnis des Abends auch nicht: Gut zwei Monate nach der Teilnahme am Finalturnier der Champions-League-Saison in Lissabon scheint Leipzig für den nächsten Königsklassen-Ausflug gerüstet zu sein. Er führt in der kommenden Woche in das Theater der Träume von Manchester United.

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SZ vom 21.10.2020
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