Leichtathletik-WM:Gefährliches Duell

Zu Beginn der WM kommt es zum Showdown der Sprinter Usain Bolt und Tyson Gay. Die Erfahrung zeigt: Zu viel mediale Aufmerksamkeit ist nicht gut für diese Duelle.

Joachim Mölter

Am Anfang dieser Woche wurde die Meldung verbreitet, wonach Tyson Gay schneller sei als Usain Bolt - und zwar um zehn Minuten. Bloß weil Gays Ausrüster eine für Donnerstagnachmittag geplante Medienkonferenz zehn Minuten früher terminiert hatte als Bolts Schuhsponsor die seinige. Das Ganze wurde letztlich doch so entzerrt, dass genug Zeit zwischen den Terminen lag, um beide besuchen zu können.

Leichtathletik-WM: Der 100-Meter-Lauf ist traditionell ein Höhepunkt globaler Leichtathletik-Meisterschaften. An diesem Wochenende kommt es zum großen Duell zwischen Usain Bolt (Bild) und Tyson Gay.

Der 100-Meter-Lauf ist traditionell ein Höhepunkt globaler Leichtathletik-Meisterschaften. An diesem Wochenende kommt es zum großen Duell zwischen Usain Bolt (Bild) und Tyson Gay.

(Foto: Foto: dpa)

Die Episode zeigt jedoch, welche Bedeutung diesen beiden Männern für die am Samstag beginnenden Weltmeisterschaften beigemessen wird: Alles, was sie tun, scheint von Interesse zu sein, selbst eine zufällige Begegnung beim gleichen Münchner Arzt. Die beiden Herren gehen sich ja ansonsten eher aus dem Weg.

Showdown der Sprinter

An diesem Wochenende aber kommt es zum Showdown der Sprinter. Der 100-Meter-Lauf ist zwar traditionell ein Höhepunkt globaler Leichtathletik-Meisterschaften; die Frage, wer der schnellste Mann der Welt ist, fasziniert selbst Laien, die ansonsten wenig mit der an Facetten reichen olympischen Kernsportart anfangen können.

Aber nie zuvor stand bei Weltmeisterschaften ein Duell so sehr im Mittelpunkt wie das zwischen dem Jamaikaner Usain Bolt und dem Amerikaner Tyson Gay. Und selten war die öffentliche Wahrnehmung der Leichtathletik so sehr beschränkt: Da der dreifache Olympiasieger, dort der dreifache Weltmeister; da der Weltrekordler über 100 und 200 Meter, dort der Weltjahresbeste über diese Strecken; da ein extrovertierter Showman, dort ein introvertierter Leisesprecher.

In all der Aufregung, die um diesen Vergleich zwischen Bolt und Gay gemacht wird, könnte man fast den Eindruck bekommen, die WM bestünde nur aus diesem einem Wettbewerb, der am Sonntagabend entschieden wird, und danach sei die WM zu Ende. Als ginge sie nicht noch eine Woche weiter und als gebe es nichts anderes mehr (außer vielleicht noch die Revanche über 200 Meter am Donnerstag).

Kampf um Glaubwürdigkeit

Gebetsmühlenartig wird in der Sportszene wiederholt, wie wichtig jemand wie Usain Bolt ist für die Zukunft der Leichtathletik, weil er weltweit so viel Interesse weckt. Gerne übersieht man dabei die Gefahr: Es gab ja schon einmal ein derart aufgebretzeltes 100-Meter-Duell, 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul, zwischen Carl Lewis, dem Olympiasieger, und Ben Johnson, dem Weltmeister.

Dass Letztgenannter erst gewann und dann des Dopings überführt wurde, hat die Leichtathletik nachhaltig erschüttert. Sie kämpft noch heute um ihre Glaubwürdigkeit. Es darf also nichts schiefgehen am Sonntag.

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