Leichtathletik-WM: Deutsche Hoffnungen:Mehr als einmal Bronze

Die deutschen Leichtathleten wollen die Enttäuschung von Olympia vergessen und bei der Heim-WM in Berlin Medaillen sammeln. Kurzporträts der größten DLV-Hoffnungen.

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Sebastian Bayer;Getty

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Sebastian Bayer, Weitsprung

Am 8. März 2009 änderte sich das Leben von Sebastian Bayer. Vorher war der 23-Jährige ein ordentlicher Weitspringer, für den Deutschen Leichtathletik-Verband eine Verheißung für die Zukunft. Am 8. März übersprang Bayer aber diese Zukunft derart weit, dass er plötzlich DAS deutsche Gesicht für die Leichtathletik-WM in Berlin wurde. Seit seinen 8,71 Meter bei der Hallen-EM in Turin ist klar, dass sich alle Blicke der Gastgeber auf das Weitspringen der Männer richten werden.

Es war ein Sprung in eine völlig neue Dimension, der zweitweiteste Satz in der Halle nach Carl Lewis (8,79m). Bayer hatte anschließend Probleme: mit dem neuen Ruhm, mit dem Druck, mit ein paar Krankheiten, mit schlechtem Wetter bei den Freiluft-Meetings. Dort arbeitete er sich lange erfolglos ab an der WM-Norm von 8,15 Meter - ehe er bei den deutschen Meisterschaften in Ulm den nächsten Höhepunkt präsentierte. Bayer siegte mit 8,49 Meter, der zweitweiteste Sprung eines Deutschen nach Lutz Dombrowskis 8,54 Meter für die DDR (1980).

Während Bayer in Ulm seine neue Bestmarke aufstellte, lief Freundin Carolin Nytra gerade ihre Ehrenrunde. Nytra schaffte dort ebenfalls den Sprung nach Berlin über 100 Meter Hürden. Das Paar küsste sich auf der Laufbahn, und das "neue Traumpaar der deutschen Leichtathletik" war gefunden. Die beiden gaben anschließend weitreichend Auskunft über ihr Privatleben, in dem Bayer offenbar der ruhige Part im Hause ist.

Allein beim Weitsprung lebt der Aachener von der Euphorie: Dem Sprung in Turin ging die Siegerehrung für Hochspringerin Ariane Friedrich mit Hymne und Gänsehaut voraus, dem Sprung in Ulm die Freude um die Leistung der Freundin. "Das hat mich schon sehr beflügelt", sagte er danach. Und Flügel können Weitspringer immer gut gebrauchen.

Status: Medaillenhoffnung

Termine: Qualifikation: Donnerstag, 20. August, 18.10 Uhr. Finale: Samstag, 22. August, 18.05 Uhr.

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Betty Heidler;dpa

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Betty Heidler, Hammerwurf

Also Ipsi Moreno vor zwei Jahren im Nagai-Stadion im fünften Versuch ihren Hammer hinausgeschleudert hatte, als er ungefähr dort sich in den Rasen bohrte, wo Betty Heidlers Hammer zuvor gelandet war, da musste die damals 23-Jährige aus Berlin die Augen schließen. "Bitte lasst mir den ersten Platz", dachte Betty Heidler. Und diese Bitte wurde erhört. Moreno hatte zwei Zentimeter kürzer geworfen als Heidler, die Deutsche war kurz darauf Weltmeisterin.

Betty Heidler gewann in Osaka 2007 eine von zwei Goldmedaillen für den DLV und gilt seitdem als eine der heißesten Medaillen-Hoffnungen. Doch schon bei Olympia in Peking haderte die Werferin mit Platz neun, auch in Berlin gehört Heidler nur zum erweiterten Favoritenkreis.

Das liegt zum Beispiel daran, dass Weltrekord-Halterin Tatjana Lysenko aus Russland nach zweijähriger Dopingsperre offenbar in Berlin am Start sein wird. Lysenko übertraf wie die Polin Wlodarczyk und die Slowakin Hrasnova in diesem Jahr die 76-Meter-Marke, Heidlers Bestweite liegt bei 75,83 Meter.

Dennoch sagt Heidler: "Mein Ziel ist die Titelverteidigung." Ihr Trainer Michael Deyhle sagte einmal: "Sie hat eine Sonnenschein-Ausstrahlung und sieht alles erst einmal positiv."

Status: Medaillenkandidatin

Termine: Qualifikation: Donnerstag, 20. August, 13.45 Uhr. Finale: Samstag, 22. August, 19.30 Uhr

Foto: dpa

Nadine Müller,Franka Dietzsch;imago, dpa

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Franka Dietzsch (kleinesFoto), Nadine Müller (großes Foto), Diskus

Zwei Generationen des deutschen Frauen-Diskuswurfes bewerben sich in Berlin um den großen Wurf. Franka Dietzsch, 41 Jahre alt, dreimalige Weltmeisterin und eine von zwei Titelverteidigerinnen in Berlin (neben Hammerwerferin Betty Heidler) sowie Nadine Müller, 23, aktuelle deutsche Meisterin und derzeit als Siebte der Weltjahresbestenliste weit höher platziert als Dietzsch.

Die Altmeisterin aus Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern gibt sich trotz gesundheitlichen Problemen und schwächeren Leistungen zuversichtlich: "Ich glaube nach wie vor daran, dass die Scheibe noch weit fliegen wird", sagte sie dem Magazin leichtathletik. Dabei musste sie 2008 für die Olympischen Spiele wegen rätselhafter Blutdruck-Werte absagen, in diesem Jahr hat sie eine Bestmarke von 62,50 Meter und ist damit 3,5 Meter von der Elite entfernt.

Nadine Müller aus Halle warf immerhin bereits einen Meter weiter und entschied in Ulm das Duell bei den nationalen Meisterschaften für sich. Sie hatte vor der Saison mehrere Kilogramm abgenommen, um schneller im Ring zu werden und schaffte einen kleinen Leistungssprung.

Status: Eine Medaille für Müller wäre eine kleine Sensation, Dietzsch hofft noch, bis zur WM ihre alte Form wiederzufinden.

Termine: Qualifikation: Mittwoch, 19. August, 10.10 Uhr. Finale: Freitag, 21. August, 20.20 Uhr.

Fotos: imago, dpa

Steffi Nerius, Christina Obergföll;AFP,Getty

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Christina Obergföll (re.), Steffi Nerius (li.), Speerwurf

Der Speerwurf der Frauen war in den vergangenen Jahren der letzte Rettungsanker für den DLV. Immer, wenn die deutsche Leichtathletik schon an die größte aller anzunehmenden Pleiten glaubte, nämlich keine Medaille bei einem Großereignis, dann schleuderten die Damen Christina Obergföll, 27, oder Steffi Nerius, 37, den Speer noch auf eine Podestplatz-Weite.

Bei Olympia 2004 in Athen gewann Nerius mit Silber eine von zwei Plaketten für den DLV, in Peking 2008 erwarf Obergföll mit Bronze gar die einzige deutsche Leichtathletik-Medaille.

Seit Jahren gehören die beiden zu den besten Speerwerferinnen der Welt. Zwei Wurftalente mit recht unterschiedlichen Geschichten. Nerius, geboren auf Rügen zu DDR-Zeiten, lebt inzwischen in Leverkusen, trainiert behinderte Sportler und trägt zu den Groß-Wettkämpfen stets ein Stirnband mit einer Nachricht in der Sprache des Gastgebers. Mit 37 Jahren gilt sie als meinungsfester Charakter, sportlich als technisch sehr saubere Werferin, die stets im Rahmen ihrer Leistungsstärke wirft. Ohne Ausreißer nach oben oder unten.

Anders Obergföll: Sie lebt von einem extrem schnellen und abrupt endenden Anlauf, von ihrer enormen Kraft. Darunter leidet bisweilen die Technik, weshalb sie mitunter auf einem schmalen Grat wandelt - zwischen Enttäuschungen wie bei der DM in Ulm mit 62,09 Meter und Weltklasse-Würfen jenseits der 70 Meter. Impulsiv und gefühlsbetont verarbeitet die Offenburgerin danach ihre Ergebnisse.

In Berlin dürfte der Frauen-Speerwurf deshalb eines der emotionalsten Ereignisse werden.

Status: Zwei Medaillenanwärter.

Termine: Qualifikation: Sonntag, 16. August, 10.45 Uhr. Finale: Dienstag, 18. August, 19.25 Uhr. Fotos: AFP, Getty

Ariane Friedrich;dpa

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Ariane Friedrich, Hochsprung

Bei der Generalprobe in Berlin hatte sich Ariane Friedrich ihre blondierten Haare rotzfrech noch oben gegelt, die Sonnenbrille trug dunkelste Gläser, das Oberteil strahlte rosarot. Die 25-jährige Hochspringerin aus Nordhausen im Harz mag es gerne laut und schrill. Und seit einiger Zeit mag sie es auch gerne hoch, inzwischen sogar sehr hoch.

Zwei Meter sind längst keine Herausforderung mehr. Schon vor den Olympischen Spielen hüpfte sie mehrmals über diese Marke, alleine in Peking gelang ihr das nicht. Sie ärgerte sich über ihren verpatzten Auftritt so sehr, dass ihre nächste Saison noch besser wurde. Beim Istaf in Berlin sprang sie mit hochstehenden Haaren 2,06 Meter und verbesserte den 18 Jahre alten deutschen Rekord von Heike Henkel.

Dabei war sie nicht nur stolz auf ihre Leistung, sondern ebenso auf ihr taktisches Spielchen gegen ihre ebenso extrovertierte Kontrahentin Blanca Vlasic aus Kroatien. "Schon beim Einspringen haben mein Trainer und ich ein fieses Spiel gespielt. Und auch im Wettkampf haben wir dreist gepokert", sagte Friedrich.

Die deutsche Leichtathletik hofft auf ein ähnliches Spiel bei der WM in Berlin. Zumindest aber mit dem gleichen Resultat.

Status: Favoritin auf Gold.

Termine: Qualifikation: Dienstag, 18. August, 10.20 Uhr. Finale: Donnerstag, 20. August, 19.10 Uhr.

Foto: dpa

Silke Spiegelburg, Anna Battke;Getty,dpa

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Anna Battke (kleines Foto), Silke Spiegelburg (großes Foto), Stabhochsprung

Über die eine, Spiegelburg, sagt ihr Trainer, sie sei eine "harte Arbeiterin". Über die andere, Battke, sagt die Sportlerin selbst, dass sie gerne lese, reise, Saxophon spiele, weil "Sport alleine würde mich langweilen".

Die eine, Spiegelburg, ist zumeist in sich gekehrt, ruhig, konzentriert, ein Ausbruch an Gefühlen kommt erst bei übersprungenen 4,70 Meter. Die andere, Battke, zieht schon mal Grimassen, spielt mit dem Publikum, ist extrovertiert.

Silke Spiegelburg, 23, und Anna Battke, 24, sind gemeinsam die deutschen WM-Hoffnungen im Stabhochsprung, die Leverkusenerin Spiegelburg als Zweite der Hallen-EM von Turin, die Mainzerin Battke als Dritte. Doch ihr Charakter könnte unterschiedlicher nicht sein - und beste Freundinnen werden die beiden wohl auch nicht mehr.

Battke wird von Balian Buschbaum trainiert, der vor seiner Geschlechtsumwandlung als Yvonne Buschmann ebenfalls Stabhochspringerin war. Als sich Buschbaum zum Zwecke der Mannwerdung Steroide verabreichte (weshalb Buschbaum die Karriere beenden musste), wurde Battke zugetragen, Spiegelburg-Lager hätte etwas despektierlich davon gesprochen, dass sicher auch männliche Hormone für sie zur Leistungssteigerung abfallen würden. Battke stellte Spiegelburg daraufhin rustikal zur Rede und schreibt bei allen Wettkämpfen mit Edding "Stop doping" auf den Oberarm.

Die Mainzerin gibt zwischen den Zeilen auch immer wieder zu verstehen, dass sie auch in ihrem Sport von einem Dopingproblem ausgehe. Während Spiegelburg meint, dass in der technischen Sportart Stabhochsprung damit nicht viel zu erreichen sei. Die beiden sind sich eben selten einig.

Status: Als Weltranglisten-Achte (Spiegelburg) und -Neunte (Battke) gehören die beiden zum erweiterten Medaillenkreis.

Termine: Qualifikation: Samstag, 15. August, 19 Uhr. Finale: Montag, 17. August, 18.45 Uhr.

Fotos: Getty, dpa

Robert Harting;dpa

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Robert Harting, Diskus

Der 24-Jährige aus dem Berliner Stadtteil Marzahn will während der WM nicht zu Hause schlafen, auch wenn er von dort aus in kurzer Zeit im Olympiastadion wäre. "Ich will raus aus dem gewohnten Umfeld, damit ich mich besser konzentrieren kann und mich zu nichts verleiten lasse", sagte er dem Tagesspiegel. Sein WM-Heimspiel soll nicht zum Nachteil erwachsen, er hofft im Gegenteil, "dass mir noch zwei, drei Adern mehr wachsen und ich noch weiter werfe".

Weit werfen kann Robert Harting, der WM-Zweite von 2007. In diesem Jahr liegt er mit 68,10 Meter auf Platz fünf der Weltjahresbestenliste. Doch so explosiv er im Ring ist, so impulsiv und bisweilen bedenklich sind seine Meinungsäußerungen.

Als sein Heimtrainer Werner Goldmann wegen Dopings zu DDR-Zeiten unter Beschuss kam, stellte sich Harting kompromisslos hinter seinen Coach. Zuletzt dachte er etwas zu laut über die Freigabe von Dopingmitteln nach. "Wo Geld ist, wird gedopt. Eigentlich ist es sinnlos, gegen diese Tatsache anzukämpfen." Er selbst beteuert, keine leistungssteigernden Mittel zu nehmen.

Im Bezug auf seine sportliche Konkurrenz kann er aber auch austeilen. Zuletzt tippte Olympiasieger Gerd Kanter aus Estland Harting auf Platz vier für die WM. Die Antwort des Berliners: "Das wird ihm noch leid tun."

Status: Im heimischen Berlin ein heißer Medaillenkandidat.

Termine: Qualifikation: Dienstag, 18. August, 10.05 Uhr. Finale: Mittwoch, 19. August, 20.10 Uhr.

Foto: dpa

Denise Hinrichs, Nadine Kleinert;Getty

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Denise Hinrichs (re.), Nadine Kleinert (li.), Kugelstoßen

Nadine Kleinert gehört zu denjenigen, die die deutsche Leichtathletik in den vergangenen Jahren mitunter vor einer totalen Pleite bewahrt haben. Bei Olympia 2004 in Athen errang die Kugelstoßerin eine von zwei Medaillen für den DLV, Silber. Auch von den Weltmeisterschaften 1999, 2001 und 2007 kam sie mit einer Medaille zurück, zweimal Silber, einmal Bronze. Der ganz große Sieg fehlt der 33-Jährigen also noch.

Dennoch hätte sie nach den Spielen in Peking fast aufgehört - sie wechselte zum Boxen. Plötzlich riefen sie Sponsoren bei ihr an, das Fernsehen wollte übertragen, sogar die New York Times schrieb ihre Geschichte auf. Doch dann merkte Nadine Kleinert: Das Boxen ist nichts für sie. Und kam zurück zum Kugelstoßen.

Dort trifft die Frau mit dem starken Arm inzwischen auf harte Konkurrenz im eigenen Land. Neben der Hallen-Europameisterin Petra Lammert, 25, die die Saison wegen einer Ellbogen-Verletzung beenden musste, tat sich in diesem Jahr besondern Denise Hinrichs hervor. Die 22-Jährige aus Wattenscheid belegt in der Weltrangliste 2009 hinter Kleinert Rang sieben, wenngleich ihre Weite von 19,47 Meter noch ein ganzes Stück von den Besten entfernt liegt.

Hinrichs ist im Unterschied zu Kleinert und vor allem zu einigen äußert korpulenten Kugelstoßerinnen fast zierlich. Sie muss auf ihre Schnelligkeit im Ring und gute Technik bauen.

Status: Hinrichs ist eine Kandidatin für das Finale der besten Acht, Kleinert könnte um die Medaillen stoßen.

Termine: Qualifikation: Sonntag, 16. August, 10.05 Uhr. Finale: Sonntag, 16. August, 20.20 Uhr.

Fotos: Getty

Alexander Straub, Malte Mohr, Björn Otto;Getty

Quelle: SZ

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Alexander Straub (li.), Malte Mohr (Mitte) und Björn Otto (re.), Stabhochspringen

Die Nominierung der drei Stabhochspringer war die kniffligste Entscheidung für den DLV. Die WM-Norm hatte derart viele Athleten vorzuweisen, dass am Ende Kleinigkeiten entschieden - und auch eine Verletzung. Denn eigentlich sollte der DM-Zweite Tobias Scherbarth, 23, in Berlin starten, doch der Leverkusener brach sich bei der Universiade Anfang Juli den Mittelfuß. Für ihn rückte doch noch Routinier Björn Otto, 31, nach.

Die großen Routiniers des deutschen Stabhochsprung, Tim Lobinger, 36, und Danny Ecker, 32, schafften es dagegen nicht mehr, sich der Jugend noch einmal zu erwehren. Mit Alexander Straub, 25, LG Filstal, Weltranglisten-Vierter mit 5,81 Meter und Malte Mohr, 23, Leverkusen, Weltranglisten-Fünfter mit 5,80 Meter, waren zwei junge Hupfer bald enteilt.

Ob diese dann auch bei einer Weltmeisterschaft und noch dazu bei einer Heim-WM dem Druck standhalten? Björn Otto sagte einmal: "Die Kleinen haben manchmal das Gefühl, sie könnten alles, wenn sie einmal hoch gesprungen sind. Aber sie müssen sich auch bei einer Meisterschaft durchsetzen. Und da gehört mehr dazu."

Status: Wer die Nerven im Griff hat, kämpft hinter den Stars Renaud Lavillenie und Steven Hooker zumindest um Bronze

Termine: Qualifikation: Donnerstag, 20. August, 10.10 Uhr. Finale: Samstag, 22. August, 18.15 Uhr.

Fotos: Getty

André Höhne;Getty

Quelle: SZ

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André Höhne, Gehen

Unter den Linden erlebt Andre Höhne ein richtiges Heimspiel. Der gebürtige Berliner träumt von einem Triumph zwischen Angehörigen und Freunden am Brandenburger Tor, wo die Geher-Wettbewerbe ihr Ziel haben. Der 31-Jährige hat die Strecke haarklein untersucht, jede Unebenheit will er sich einprägen. Damit er auch ja nicht mehr den falschen Weg geht, wie damals in Osaka.

Bei der WM 2007 erlebte Höhne ein Ende des 20-Kilometer-Wettbewerbs, den ein Athlet kaum schlimmer träumen könnte. Bei 34 Grad im Schatten kämpfte der Berliner 19 Kilometer lang, hielt Anschluss an die Spitze. Als er ins Stadion eingehen wollte, wies ihm ein Kampfrichter den falschen Weg, nach 60 Metern erkannte der schon gezeichnete Athlet den Fehler und drehte um. Da waren schon einige Konkurrenten an ihm vorbei. Höhne brach schließlich auf der Tartanbahn zusammen, fiel in den Wassergraben und wurde bewusstlos. Er wurde ins Krankenhaus gefahren, mit Infusionen behandelt. Bei seinem Sturz hatte er sogar seine Stoppuhr angehalten, weil er dachte, er sei im Ziel.

Nach den Olympischen Spielen in Peking klagte er über Leistungen der Gegner, die eigentlich nicht möglich seien und bei den sich "saubere Athleten nur vergeblich die Beine ausreißen können" (taz). Dennoch bereitete sich der Berliner auf seine Heim-WM gewissenhaft vor, die hoch angesetzten Normen schaffte er früh in der Saison.

Status: Er wird um eine Medaille kämpfen wie wenige in Berlin. Doch die Konkurrenz ist stark.

Termine: 20 Kilometer: Samstag, 15. August, 13 Uhr. 50 Kilometer: Freitag, 21. August, 9.10 Uhr.

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Bianca Kappler;Getty

Quelle: SZ

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Bianca Kappler, Weitsprung

"Am Anfang war ich ein spindeldürres Mädchen mit endlos langen Beinen, das sich standhaft und dickköpfig gegen seine Eltern zur Wehr setzte, die es zur Leichtathletik schicken wollten." Das schreibt Binaca Kappler auf ihre Internetseite über den Beginn ihrer Laufbahn.

Heute ist die Hamburgerin 32 Jahre alt, gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze im Weitsprung, bezeichnet aber ihre Qualifikation für die WM in Berlin mit 6,81 Meter (Platz 13 in der Weltrangliste) als "fast ein kleines Wunder". Vor einem Jahr war Kappler eine Achillessehne gerissen, weshalb sie die Olympischen Spiele in Peking verpasste.

Ihren größten Auftritt als Sportlerin hatte sie im Jahr 2005. Nach ihrem sechsten Sprung bei der Hallen-EM in Madrid prangte auf der Anzeigetafel die Weite 6,96 Meter - persönlicher Rekord und Gold. Doch Kappler protestierte gegen die Messung, völlig aufgeregt diskutierte sie mit den verblüfften Weitenrichtern: "Ich kann keine 6,96 Meter springen. In der Leichtathletik passieren keine Wunder, ich weiß, wie hart ich arbeiten muss, um zwei, drei Zentimeter weiter zu springen. Wohl ein Zahlendreher, vom Gefühl her könnten es 6,69 m gewesen sein. Ich will dieses Gold nicht. Aber ich will meine verdiente Medaille."

Video-Aufzeichnungen bestätigten ihren Eindruck, am Ende entschied der Europäische Leichtathletik-Verband, Kappler die Bronzemedaille zu geben. Vom IOC erhielt sie kurz darauf die Fair-Play-Trophäe.

Status: Will selbst unter die besten Acht, eine Medaille wäre eine Überraschung.

Termine: Qualifikation: Freitag, 21. August, 18 Uhr. Finale: Sonntag, 23. August, 16.15 Uhr.

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Raul Spank;Getty

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Raul Spank, Hochsprung

Einen Sprung über 2,30 Meter vergleicht Raul Spank schon mal mit einem "legalen Drogenrausch". Das Fliegen über die Latte empfindet er wie "Naschen" von Süßigkeiten. Der 21-jährige Dresdner sagt, man müsse mit Spaß und Freude an einen Hochsprung-Wettkampf herangehen, weil man nur so das Zusammenspiel von Technik, Kraft und Fluggefühl optimal verbinden könne.

Raul Spank ist allerdings kein schöngeistiger Sprungästhet, sondern ein sehr ehrgeiziger, äußerst selbstbewusster Leichtathlet, der sich hohe, bisweilen höchste Ziele setzt. An seiner Badtür wird er jeden Morgen mit seinem Jahresziel konfrontiert, 2,36 Meter steht da. Bislang steht seine Bestleistung bei 2,32 Meter, gesprungen bei den Olympischen Spielen in Peking, wo er Fünfter wurde.

Auf seiner Internetseite denkt er schon weiter: Dort steht unter Punkt "Persönliche Zielstellungen": Top 5 - Platzierung "Heim-WM" Berlin 2009 Deutscher Rekord im Hochsprung (zurzeit bei 2,37m) Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften Olympiasieger 2012

Status: Platz fünf ist realistisch, falls Spank seine Verletzung im Sprungfuß von der Mannschafts-EM in Portugal Ende Juni rechtzeitig auskurieren kann.

Termine: Qualifikation: Mittwoch, 19. August, 11 Uhr. Finale: Freitag, 21. August, 19.15 Uhr.

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